witten. . Witten hat beim Fahrradklimatest des ADFC noch schlechter als 2016 abgeschnitten. Die Stadt belegt bundesweit einen der hintersten Plätze.
Wittens hat zwar einen Fahrradbotschafter. Doch die Noten, die gut 100 Radfahrer der Stadt beim jüngsten Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) gaben, stimmen Andreas Müller alles andere als heiter. Die Ruhrstadt hat 2018 noch schlechter als zuletzt vor zwei Jahren abgeschnitten.
In der Stadtgrößenklasse „50.000 bis 100.00 Einwohner“ belegt Witten bundesweit den 99. von 106 Plätzen – und fiel damit noch weiter zurück. Beim letzten Test vor zwei Jahren war es noch Platz 80 gewesen – unter 98 Städten. In NRW landete Witten aktuell auf Rang 40 unter 43 teilnehmenden Städten ähnlicher Größe (2016: 32 von 37). Die Gesamtnote ging mit 4,4 noch einmal um 0,2 Punkte nach unten.
Sicherheitsgefühl von Radfahrern ist noch einmal schlechter geworden
109 Teilnehmer haben diesmal mitgemacht. Noch relativ positiv beurteilen sie wieder die Wegweiser für Radfahrer (Note 3,4 statt 2,9), die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (3,5 statt 3,1) und die Tatsache, dass viele Einbahnstraßen für Radfahrer geöffnet sind (3,5 statt 3,2).
Mangelhaft schneidet einmal mehr die Führung von Radfahrern an Baustellen (5,1) und die Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (5,2) ab. Oft fallen die Bewertungen noch etwas schlechter als vor zwei Jahren aus. Das gilt etwa für das Sicherheitsgefühl (Note 4,5 statt 4,4), den Zustand der Radwege (4,7 statt 4,4) oder das Fahren auf Radwegen und -streifen überhaupt (4,6 statt 4,5).
Stadt verspricht sich Verbesserungen von Radkonzept
Die Radfahrer fühlen sich im fließenden Verkehr noch unwohler als vor zwei Jahren („Konflikte mit Kfz“: 4,5 statt 4,4). Ein „befriedigend“ gibt es noch für „zügiges Radfahren“, wobei auch hier die Note schlechter als 2016 ausfällt (3,7 statt 3,3). Positiv beurteilt wird, dass relativ wenige Fahrräder gestohlen werden (3,9).
Die Stadt verweist ihrerseits auf das Radverkehrskonzept, das aktuell erarbeitet wird und die Situation mittelfristig spürbar verbessern soll.
„Wir sind überall schlechter geworden", sagt Wittens Fahrradbotschafter Andreas Müller zum Fahrradklimatest 2018 des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Nehmen wir nur den Spaßfaktor. Nicht einmal die Hälfte findet, dass Rad fahren in Witten gute Laune macht.
Gerade in der kalten Jahreszeit vermissen Radfahrer einen Winterdienst. Der fehle etwa auf dem Rheinischen Esel, sagt Müller. 44 gaben an dieser Stelle im Klimatest ein „ungenügend“. Auch die Führung von Radlern an Baustellen wird stark kritisiert. Hier wünscht sich der Fahrradbotschafter klarere Ansagen der Stadt an die jeweiligen Baufirmen. „Es ist einfach gefährlich, wenn man plötzlich absteigen oder auf die Fahrbahnwechseln muss“.
Falschparker blockieren immer wieder Radwege
Am schlechtesten schnitt Witten mit einer 5,2 bei Falschparkerkontrollen auf Radwegen ab. Hier sei etwa die Winkelstraße zu nennen, so der Ex-Verkehrsplaner. Auf dem Weg vom Rheinischen Esel ins Zentrum dürften Radfahrer den Gehweg nutzen. Müller: „Aber der wird jeden Tag zugeparkt.“
Als Stärken („oder wo wir am wenigsten schlecht sind“, O-Ton Müller) nennt der Klimatest neben dem relativ zügigen Radfahren und guten Wegweisern die Erreichbarkeit des Zentrums. „Hier macht der Rheinische Esel viel aus“, so der Fahrradbotschafter. Im Städtevergleich wird aus dieser Stärke aber einer der größten Schwächen. Denn die anderen schneiden in diesem Punkt deutlich besser ab. Die Testteilnehmer sehen auch bei der Familienfreundlichkeit aus Radfahrersicht viel Luft nach oben. Note: mangelhaft. Hier liegt Witten 1,4 Punkte hinter anderen Städten.
„Wutkreuzung“ hinter Brücke an der Ruhrstraße
Auf die Frage, ob Kinder mit dem Rad zur Schule fahren, antworten die meisten sogar mit einem „ungenügend“. Das Thema treibt Andreas Müller besonders um. „Ich arbeite gerade daran, dass Kinder mit dem Rad sicher zur Schule kommen.“ Ziel sei es, den Anteil des Radverkehrs (aktuell etwa sechs Prozent) insgesamt zu erhöhen. Müller: „Wir können nicht warten, bis der letzte Radweg in Witten gebaut wird.“ In den letzten zwei Jahren sei einfach zu wenig getan worden. „Es fehlen die kleinen Aufmerksamkeiten.“
Als Beispiel nennt er die „Wutkreuzung“ unter Radfahrern zwischen Gasstraße und Mühlengraben entlang der Ruhrstraße. Der Radfahrstreifen Richtung Bommern endet an der Eisenbahnbrücke – da, „wo es am gefährlichsten wird“. Hier könne man den Radverkehr auf den breiten Bürgersteig verlegen. Immerhin: Das soll eine der Sofortmaßnahmen im neuen Radverkehrskonzept werden. Das will die Stadt voraussichtlich im Mai vorstellen.