witten. . Mit einem „Radcafé“ hat die Stadt die Bürger am Dienstagabend (24.4.) erstmals bei der Erstellung eines Radwegekonzepts ins Boot geholt.

Kaffee gab es zwar nicht, aber trotzdem ging es im Radcafé am Dienstagabend (24.4.) lebhaft zur Sache. Mit dieser Auftaktveranstaltung wurde erstmals die Öffentlichkeit ins Boot geholt, um bis zum Jahresende ein „Radverkehrskonzept“ für Witten zu erstellen.

Auf Zeche Nachtigall fiel der Startschuss, ein passender Ort, wenn man übers Rad fahren spricht. „Hier wurde 2006 der Ruhrtalradweg eröffnet“, sagte Hausherr und Museumsleiter Michael Peters zur Begrüßung. Dass neben Planern, Vereinen, Arbeitsgemeinschaften und einigen wenigen Politikern vor allem passionierte Fahrradfahrer zum Wochenanfang den Weg hierhin gefunden hatten, war schon vor der Tür sichtbar. Dort parkten ansehnliche Räder.

Vor 40 Jahren wurde schon mal an Konzept gebastelt

Damit diese sicherer und angenehmer über attraktivere Straßen und Wege rollen, hat die Stadt professionelle Planungsbüros beauftragt, ein Konzept unter Beteiligung der Bürger zu erarbeiten. Es gab zwar schon mal ein Radverkehrskonzept, wie Stadtbaurat Stefan Rommelfanger wusste, „aber das ist von 1978“. Sein Fazit zu Beginn der Veranstaltung: „Eigentlich gibt es kein wirkliches Konzept.“

Erfahrung mit schwierigen Fällen: Projektleiter Gernot Steinberg erläutert im Radcafé auf Zeche Nachtigall, wie sein Büro ein Radverkehrskonzept für Witten erstellt.
Erfahrung mit schwierigen Fällen: Projektleiter Gernot Steinberg erläutert im Radcafé auf Zeche Nachtigall, wie sein Büro ein Radverkehrskonzept für Witten erstellt. © Bastian Haumann

Nur fünf Prozent aller Wege in der Ruhrstadt werden mit dem Fahrrad zurückgelegt, hat das Büro „Planer Societät“ in seiner Analyse herausgefunden Bundesweit liegt der Schnitt bei zehn Prozent. Aber es gibt auch Städte, die noch schlechter dran sind, Remscheid zum Beispiel. Projektleiter Gernot Steinberger: „Wir kennen uns also mit schwierigen Situationen aus.“

Oft stören Lücken oder Löcher das Radwegenetz

Dass auch Witten kein leichter Fall ist, wurde vor allem an den Thementischen deutlich, wo die Besucher ihre Kritik und Vorschläge für ein besseres Liniennetz einbringen konnten. „Die Pferdebachstraße ist schrecklich“, sagte etwa Jan Jakob Knotte (31). Nun, hier besteht Hoffnung, denn mit dem Umbau im Spätsommer kommen die ersehnten Fahrradstreifen. Von denen es in Witten gar nicht so wenige gibt, wie die Planer feststellten. Doch oft stören Lücken und Löcher, selbst auf wichtigen Routen wie der Ardeystraße.

Sogar bedeutende Alltagsstrecken wie die Herbeder Straße entlang der Ruhr sind in einem miserablen n Zustand. Fazit der Planer: Die Grundbedingungen sind zwar nicht schlecht, aber es ist noch viel Luft nach oben. Sie wollen gerade auf den Hauptrouten ansetzen.

Positiv vermerken sie, dass es viele kürzere Distanzen in der Stadt gibt, die sich mit dem Rad zurücklegen ließen. Im Vergleich zu anderen Städten im Kreis habe Witten auch weniger Autobesitzer, ebenfalls eine gute Voraussetzung. Und: Nicht zuletzt dank Pedelecs ließen sich selbst weitere Entfernungen, etwa in die Nachbarstädte, mit dem Fahrrad überbrücken. Dafür gibt es schon attraktive Querbindungen. Hier wurden der Rheinische Esel und der Ruhrtalradweg an erster Stelle genannt.

Schnelle Umsetzung angemahnt

Im Radcafé nahmen die Planer alle Anregungen auf, ein „Wunschliniennetz“ haben sie bereits erarbeitet. Einig sind sich alle: Es müssen mehr Straßen mit deutlich sichtbaren Fahrradstreifen/-wegen und Piktogrammen gekennzeichnet werden, es braucht mehr Abstellplätze und weniger Hindernisse. Info-Stände und eine Fahrradtour sollen dem Radcafé im Juni folgen. Thomas Strauch, als Wabe-Geschäftsführer auch für die Radstation verantwortlich, mahnte eine schnelle Umsetzung des Konzepts an: „Wir müssen rasch in Aktion kommen und zeigen, dass etwas passiert. Sonst hat man hinterher viel Papier, auf dem man aber schlecht Fahrrad fahren kann.“