Witten. . Angler müssen viele Regeln beachten. Die Mitglieder des Sportfischervereins pflegen auch die Flora am Fluss und genießen die Ruhe in der Natur.
Lukas (11) und Julian (15) stehen am Ufer der Ruhr und hantieren mit einem merkwürdigen, länglichen Teil herum. Das sei ein Gummifisch, klären sie die ahnungslosen Zuschauer auf. Der gelb-grüne Köder soll an die Angel. Im Wasser imitiert er dann einen Fisch und soll andere, größere Artgenossen anlocken. Die Jungs machen das nicht einfach so zum Spaß. Sie sind Mitglied im Sportfischerverein Witten e.V. 1932.
32 Fischarten gibt es hier
Mal eben eine Angel kaufen, zum Fluss fahren, hinsetzen und warten, bis einer anbeißt – wer jetzt im Sommer glaubt, auf diese Weise einen ruhigen Nachmittag in der Natur verbringen zu können, den belehrt Vereinsvorsitzender Udo Schulte (67) eines Besseren. Denn so einfach ist die Angelegenheit beileibe nicht. Das ist sogar verboten, sagt Schulte. Seit etwa zehn Jahren gibt es strenge Auflagen, sogar an Privatteichen. 16 amtlich bestellte Fischereiaufseher kontrollieren regelmäßig das Stück der Ruhr, das der Verein gepachtet hat: Das sind rund zwölf Kilometer zwischen Kemnader Stausee und Wetter. „Da hat schon mancher Wildfischer eine Anzeige gekriegt.“
Denn wer angeln will, der muss erst mal die Fischereiprüfung bestehen. Schließlich, sagt Schulte, „darf man ja nicht irgendein Tier töten, wenn man keine Ahnung hat.“ Wer diese Prüfung geschafft hat, ist sogar aktiver Umwelt-, Natur- und Tierschützer. Denn nur mit dem Fangen der Fische ist es längst nicht getan. Angeln, so kommt es dem Laien langsam vor, ist eine Wissenschaft für sich. Udo Schulte kann da nur milde lächeln. Er ist seit fast 30 Jahren im Verein und kennt alle Regeln in- und auswendig. „Wir angeln ja nicht, wie früher nach dem Krieg, um Nahrung zu fangen.“
Weil der Bestand gefördert werden soll – 32 Arten gibt’s an dieser Stelle in der Ruhr – muss jeder genau wissen, welcher Fisch es tatsächlich bis in die Pfanne schaffen darf. Der riesige Wels, der zwei Meter lang werden kann, muss zum Beispiel raus, „der gehört nicht hierher“. Hat der Angler aber ein zu kleines Exemplar am Haken, dann muss das Fischlein wieder zurück ins Wasser. Das sei kein Problem für das Tier. „Der Haken sitzt ja nur in der vorderen Lippe drin“, beruhigt Udo Schulte. Fängt der Angler jedoch eine Forelle oder Brasse, einen Barsch oder ein Rotauge, dann muss er das genau aufschreiben – für die Statistik.
Alle genießen die Ruhe in der Natur
Jenseits aller notwendigen Vorgaben ist es jedoch das Eine, das alle Angler genießen: die Ruhe in der Natur. „Man schaltet ab, fährt sich selber runter“, sagt nicht nur Udo Schulte. Auch Jugendwart Maik John (24) liebt es, an der frischen Luft zu sein. Sein Papa habe ihn früher mitgenommen. „Und dann konnte ich’s nicht mehr sein lassen.“ Dabei gilt Angeln bestimmt nicht unbedingt als supercool unter jungen Leuten. Maik nickt. Aber seine Freunde habe er einfach mal mitgenommen an den Fluss – und die Resonanz sei durchaus positiv gewesen.
„Angeln ist sehr vielseitig, was viele gar nicht glauben“, sagt Stefan Bialk, der nicht mehr Jugend-, sondern inzwischen Gewässerwart ist. Raubfischangeln sei möglich oder Fliegenfischen. „Neulich haben wir ein Zeltlager mit Nachtangeln angeboten.“ Und vergangenen Samstag, da hat der ganze Verein das Sommerfest gefeiert.
>> INFORMATIONEN
- Der Sportfischerverein Witten hat knapp 600 Mitglieder, davon etwa 40 in der Jugendabteilung und überwiegend Männer. Alle praktizieren Natur- und Tierschutz. Im Frühjahr und Herbst reinigen sie z.B. das Ruhrufer von Müll.
- Neue Mitglieder sind stets willkommen. Kontakt: 59222 (Do ab 17 Uhr), In der Lake 7a.