Witten. . Innogy hilft am Wasserkraftwerk den Fischen auf die Sprünge. Das Unternehmen investiert zwei Millionen Euro. Lkw benutzen auch den Ruhrtalradweg.

Das Wasserkraftwerk Hohenstein scheint – aus der Ferne betrachtet – ein idyllischer Ort zu sein. Majestätisch thront das Baudenkmal aus den 1920er Jahren auf der Ruhrinsel zwischen Ruhrviadukt und Bergerdenkmal. Doch derzeit herrscht neben der Wetterstraße geschäftiges Treiben.

Ein großer Kran hievt riesige Stahlspundwände umher. Unterhalb des Stauwehrs verkehren große Transporter auf einer eigens hergerichteten Baustraße. Der Betreiber des Wasserkraftwerks, der Energieversorger Innogy, baut dort eine neue Fischtreppe. Diese soll den Fischbestand ruhraufwärts sichern. Und natürlich muss die neue Treppe der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union entsprechen. Für den Neubau wurde auch ein Stück des unteren Ruhrtalradwegs gesperrt.

Fische schwimmen gegen den Strom

Bislang war für die in der Ruhr beheimateten Arten wie Barbe, Rotauge, Brasse und Co., die den Fluss stromaufwärts auf der Suche nach neuen Laichplätzen bereisen, unterhalb des Hohensteins ist aber oft Schluss. Sie konnten die Höhenstufe des Stauwehrs nicht überwinden. Die Ruhr bei Wetter blieb ein oft unerreichtes Ziel. Zwar gibt’s zwei alte Fischtreppen, doch die liegen so ungünstig, dass ihre potenziellen Nutzer sie nicht erreichen können.

Die Einbauten sind noch nicht komplett. Mit 37 bis zu drei Meter langen Becken wird ein Höhenunterschied von 4,6 Metern überwunden.
Die Einbauten sind noch nicht komplett. Mit 37 bis zu drei Meter langen Becken wird ein Höhenunterschied von 4,6 Metern überwunden. © Jürgen Theobald (theo)

„Die Fische reisen immer weiter, so lange sie den Wasserstrom an ihrer Nase spüren und gegen ihn ankommen“, sagt Bauleiter Klaus Franksmann vom Arnsberger Planungsbüro Hellmann, das die Arbeiten für Innogy durchführt. Das bedeute konkret, dass die Fische bis direkt vor die Turbinen gelangen, dort wird die Strömung zu stark. Eine der alten Fischtreppen befindet sich rechts neben dem Kraftwerk am Stauwehr, die andere auf der linken Ruhrseite. Beide liegen außerhalb der Strömung. „Die Fische schwimmen daran einfach vorbei“, erläutert Franksmann.

Die neue Wanderhilfe wird nun direkt an den Turbinen gebaut. Auf ihrem Weg stromaufwärts können die Reisenden dort einfach einbiegen. Sie ist 127 Meter lang und besteht aus 37 aufeinanderfolgenden Becken, die die Fische aufgrund der dort geringen Fließgeschwindigkeit des Wassers einfach durchschwimmen können.

Die Baumaßnahme kostet insgesamt rund zwei Millionen Euro. Ein großer Teil davon entfällt allerdings auf Planung und Logistik. „Die Fischtreppe selbst kostet nur etwa 700 000 Euro“, so Franksmann. Den Löwenanteil der Kosten macht die Errichtung der passenden Infrastruktur aus.

Mit 37 bis zu drei Meter langen Becken wird ein Höhenunterschied von 4,6 Metern überwunden. Die Einbauten sind noch nicht komplett.
Mit 37 bis zu drei Meter langen Becken wird ein Höhenunterschied von 4,6 Metern überwunden. Die Einbauten sind noch nicht komplett. © Jürgen Theobald (theo)

Denn die Bogenbrücke als eigentliche Zufahrt zum Wasserkraftwerk wäre als Baustellenzufahrt aufgrund ihrer Größe ungeeignet gewesen. Das Baumaterial wird daher auf der Bommeraner Ruhrseite herangeschafft. Dafür befahren die Lkw die Uferstraße und biegen kurz vor der Unterführung zur Straße Im Klive auf den Ruhrtalradweg ab. Dieser ist für den Publikumsverkehr ab dort gesperrt. Vom Radweg geht’s dann auf einer neu asphaltierten Baustraße über die Ruhrwiese und über das Stauwehr zur Baustelle. „Wenn wir fertig sind, wird das natürlich alles wieder in seinen Ursprungszustand gebracht“, verspricht Innogy-Projektleiter Torsten Lippert.

Bis Februar 2019 wird das voraussichtlich noch dauern. Ausflügler werden mit ihren Rädern so lange auf den oberen Ruhrtalradweg verwiesen, der am alten Bahnhof Witten-Höhe beginnt. Erst bei Wengern können sie wieder auf die Hauptstrecke einbiegen.

>> Ampeln regeln die Zufahrt

Die Zufahrt zum Campingplatz von Hans-Peter Steger bleibt frei. Eine Ampel regelt den Verkehr auf der Uferstraße.

Alternativen zur Sperrung des Ruhrtalradwegs gab es laut Innogy nicht. Der Bau einer Behelfsbrücke von der Wetterstraße aus wäre zu teuer geworden.