Witten . Die „Fridays for Future“-Bewegung ist in Witten zum zweiten Mal auf die Straße gegangen – mit nur 80 Teilnehmern. Wirkt der Druck aus NRW?
War es einfach das ungemütliche Wetter? Die Tatsache, dass viele Schüler gerade in der Klausurphase stecken? Oder dass der Druck aus dem NRW-Schulministerium immer größer wird? All das, gibt Laura Schmidt vom Organisationsteam der „Fridays for Future“-Initiative in Witten zu, mag dazu beigetragen haben, dass am Freitag (1.3.) nur 80 statt 400 Teilnehmer beim Klimastreik auf dem Rathausplatz erschienen sind. Den Hauptgrund sieht die 18-Jährige aber noch woanders.
„Viele haben von der Demo heute gar nichts mitbekommen, wir haben wenig Werbung gemacht“, sagt Laura Schmidt. Und die ganzen Plakate, die selbst „in der letzten Dönerbunde in Witten“ angebracht wurden? Darauf wird lediglich auf die Demo am 15. März aufmerksam gemacht. Dann findet der internationale Aktionstag von „Fridays for Future“ statt. Schüler in allen Städten der Welt sind dann aufgerufen, gegen Kohle und für Klimaschutz auf die Straße zu gehen.
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Dass sich die meisten Schüler das Schwänzen für den 15. März aufheben, glaubt am Freitag auch Teilnehmerin Marie Erber. Die geringere Teilnehmerzahl gestern erklärt die 15-Jährige aber auch mit den unmissverständlichen Hinweisen aus Düsseldorf: „Ich glaube, dass einige vom Ministerium eingeschüchtert sind.“ Organisatorin Laura Schmidt bedauert, dass sich die Auseinandersetzung mit der Politik inzwischen mehr um das Schwänzen an sich als um die klimapolitischen Forderungen der Bewegung drehe. Also lieber nachmittags protestieren, so wie es das Schulministerium fordert? „Es wäre nicht dasselbe. Das hier ist ein Streik, eine Protestbewegung.“
Auch Eltern machen Druck
Immerhin: Manche fühlen sich durch den verschärften Ton vom Land nur mehr motiviert. „Wenn mich so viele davon abhalten wollen, erhöht das bei mir nur den Trotz“ sagt Wera Schulz (14) bei der Demo vorm Rathaus. Ihre Eltern sind damit aber nicht gemeint. „Die unterstützen mich.“ Auf jeden treffe das hier aber nicht zu. „Die Eltern machen bei vielen inzwischen auch Druck“, sagt die Neuntklässlerin.
Auch wenn nur ein Fünftel der Teilnehmer vom 1. Februar erreicht werden konnte: Laut waren die Klimaschwänzer trotzdem, als sie von Rathaus zum Hauptbahnhof marschierten. Und die Schilder: auch nicht weniger kreativ. Eine Teilnehmerin erteilte der Politik mit ihrem Plakat ein Zeugnis – Klimaschutz, Ethik, Verantwortung: alles ungenügend. Andere trugen Sprüche wie „Ich bin mir sicher: Die Dinosaurier dachten auch, sie hatten Zeit“ oder „The planet is getting hotter than Ryan Reynolds 2010“, der Planet wird heißer als Ryan Reynolds, dem „Sexiest Man Alive 2010“.
Alle Parteiflaggen runter
Unter den rund 80 Teilnehmern war dieses Mal ein Drittel sichtbar erwachsen – Mitglieder von Grünen, Piraten oder MLPD. Dass die Volljährigen dieses Mal häufiger vor das Megafon traten, gab der Veranstaltung zwar mehr politische Tiefe, aber auch weniger jugendliche Wut und Energie. Dass die Schüler vor allem für sich selbst stehen wollen, machten sie beim Gruppenfoto klar. „Bitte dafür alle Parteiflaggen runter“, forderte Laura Schmidt. Bis auf die Plakate sah man dann nur noch den Banner von „Stockum wehrt sich“. Auch die Bürgerinitiative unterstützte die Schüler – so wie es einige der Jugendlichen bei der letzten Demo gegen das Gewerbegebiet am Vöckenberg getan hatten.