Witten. . Domenik Treß hat eine Volksinitiative für ein NRW-Fahrradgesetz an die Universität gebracht. Er fordert völliges Umdenken bei der Stadtplanung.

Wenn Domenik Treß auf der Dortmunder Straße unterwegs ist, wird er in Höhe des Baumarkts „einfach vom Bürgersteig auf die Straße geschickt“, ohne Markierung für Radfahrer auf der Straße. Für den 26-Jährigen nur eine von vielen „gefährlichen und verwirrenden“ Stellen in Witten, bei deren Planung „nicht an Radfahrer gedacht wurde“. Wünschen würde er sich ein Fahrrad-Gesetz für NRW. Deshalb hat er die Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“ an die Universität Witten/Herdecke (UWH) gebracht.

Bis zum 1. Mai kann sich dort noch jeder eintragen, der sich eine Mobilitätswende in NRW wünscht und den hiesigen Radverkehr bis 2025 auf 25 Prozent erhöhen möchte. Bei mindestens 66.000 Unterstützern muss sich der Landtag mit den Forderungen befassen. Uni-Mitarbeiter Treß ist zuversichtlich, dass es noch sehr viel mehr werden. „Alleine wir an der Uni haben schon ein paar Hundert Unterschriften zusammen.“

Studenten haben an Mobilitätskonzept gearbeitet

Die Initiative unterstützt Maßnahmen wie 1000 Kilometer Radschnellwege für den Pendlerverkehr, mehr Rad-Expertise in Ministerien und Behörden oder Fahrradparken und E-Bike-Stationen. „Vor allem geht es darum, ein neues Bewusstsein für den Radverkehr zu schaffen“, sagt UWH-Student Milan Loose (26), der gemeinsam mit Domenik Treß an einem Mobilitätskonzept für die Wittener Uni gearbeitet hat. „Wir versuchen, immer mehr Studis aufs Rad zu bekommen“, sagt Loose.

Treß und Loose kommen natürlich täglich mit ihren Rädern. Glücklich sind sie, dass beim Umbau der Pferdebachstraße „endlich auch an die Radfahrer gedacht wird“. Aber das reiche natürlich noch lange nicht, findet Treß, inzwischen BA-Absolvent und Assistent im Universitätspräsidium.

Keine „Flickenteppiche“ wie die Ruhrstraße

Sollte ein Fahrradgesetz in NRW kommen und die Kommunen zum verstärkten Ausbau der Radinfrastruktur verpflichtet werden, hat Treß zahlreiche Ideen, was man in Witten dann – aber auch jetzt schon – umsetzten könnte. „Eine große Sache sind die Einbahnstraßen“, sagt Treß. „Die sollte man für Radfahrer in beide Richtungen freigeben.“ In anderen Städten sei das längst Standard. „Kostet auch nicht viel – bis auf ein Schild.“

Statt an Parkplätze, findet Treß, sollte man bei künftiger Straßenplanung eher an Radwege denken. „Die Husemannstraße ist ein gutes Beispiel“, sagt der 26-Jährige. „Bergab gibt es einen Radweg, bergauf keinen.“

Es sind aber nicht nur die umgebauten Straßen, auch bei Baustellen fordert Treß mehr Rücksicht. „Bei der Pferdebachstraße läuft es ganz gut, aber bei Baustellen müssen Radfahrer ansonsten grundsätzlich zurücktreten.“ Ein weiterer Wunsch für die Zukunft: Keine „Flickenteppiche“ mehr wie die Ruhrstraße. „Mal auf der Straße fahren, mal auf dem Bürgersteig. Und das ohne Markierung.“ Für Treß geht das nicht. „Man braucht ein Gesamtkonzept.“

Rangliste des Fahrrad-Botschafts

Für Fahrrad-Botschafter Andreas Müller sind die Ruhrstraße und Husemannstraße ebenfalls besonders wichtig für die Radinfrastruktur. Die Ruhrstraße platziert er auf dem ersten Platz auf einer Liste der für ihn wichtigsten Rad-Projekte in der Stadt, die Husemannstraße folgt auf Platz zwei.

„Radfahrstreifen mit 2,5 Metern Breite auf der Ruhrstraße von der Gasstraße bis zur Nachtigallstraße beseitigen die größte Gefahrenstelle in Witten“ , so Müller zur Ruhrstraße. Auf seinem Platz drei: für die Anbindung von Heven Fahrstreifen auf der Herbeder Straße und verkehrsberuhigter Ausbau der Hans-Böckler-Straße. Platz vier und fünf: der Ausbau des Ruhrtalradwegs und Asphaltierung des Rheinischen Esels.