Witten. . Die Füllbar zieht vom Wiesenviertel ins alte Manière-Geschäft an der Ruhrstraße. Kleidung und Café ergänzen das neue „Kaufhaus der guten Dinge“.

Knapp zwei Jahre ist es her, da hat im Wiesenviertel ein Laden eröffnet, in dem Kunden trockene Lebensmittel ohne Verpackung kaufen können. Nun zieht die Füllbar Ende März um: in die größeren Räume des ehemaligen Manière-Modegeschäfts an der Ruhrstraße 10. Dort soll es dann ab Juli auch nachhaltig produzierte Kleidung und ein kleines Café geben, kurz: ein „Kaufhaus der guten Dinge“.

„Wir wollen damit unserer Verantwortung den Bürgern gegenüber gerecht werden“, sagt Lucas Bauer (27). Er hat nicht nur ein Duales Studium bei Peek und Cloppenburg hinter sich, sondern auch Ethik und Organisation an der Uni Witten/Herdecke studiert. Nun kümmert er sich vor allem um den neuen Modebereich.

© Thomas Nitsche

Der gerade mal 50 m² kleine Unverpacktladen an der Steinstraße sei ein „Testballon“ mit geringem finanziellem Aufwand gewesen. Bauer: „Wir wollten gucken, ob das Thema Nachhaltigkeit in der Stadt angenommen wird.“ Tut es offenbar – und nicht nur Studenten erledigen dort ihren Einkauf, auch Familien mit Kindern und ältere Menschen. „Samstags stehen häufig zehn Leute an der Kasse Schlange.“ Obwohl der Zugang nicht mal barrierefrei ist: Kopfsteinpflaster auf dem Hof, Treppenstufen zur ersten Etage. „Und sieben von zehn Leuten finden uns dort im Hinterhof nicht. Wir brauchten ein richtiges Ladenlokal, um endlich aus der Nische herauszukommen.“

Nun also 230 m² in zentraler Lage an der Ruhrstraße, wo schon kräftig gearbeitet wird. „Wir haben Nachmieter gesucht und sind auf das Engagement der jungen Leute aufmerksam geworden“, sagt Ingeborg Graßhoff. Eine Anfrage, zwei Treffen – schon sei alles geregelt gewesen.

„Der Laden ist ein Plus für Witten“

„Der Funke sprang sofort über. Die Zeit ist reif dafür“, sagt die 82-Jährige. „So viel Verpackungsmüll überall muss nicht sein.“ Sie und ihr Mann Friedhelm seien deshalb glücklich, solch eine „Bereicherung für die Ruhrstraße“ gefunden zu haben. „Der Standort ist genau richtig. Der Laden soll gesehen werden. Er ist ein Plus für Witten, das ich so sehr liebe.“

Das Sortiment an Lebensmitteln wie Nudeln und Müsli, Kosmetik- und Hygieneartikeln soll dort vergrößert werden. Man wolle aber nicht mit dem Alnatura-Markt oder den Reformhäusern konkurrieren. Lucas Bauer: „Wir konzentrieren uns auf trockene Lebensmittel für den täglichen Bedarf.“ Eine kleine Menge regionales Obst und Gemüse liefere weiterhin der Demeter-Betrieb vom Annener Berg.

80 m² sind für den neuen Textilbereich vorgesehen. „Wir waren gerade auf Fashion-Weeks für fair produzierte Mode in Berlin“, sagt Lucas Bauer. Nicht nur T-Shirts aus Bio-Baumwolle wird es in Witten geben. „Lässig und schick“ soll der nachhaltige Modestil sein, ähnliches bekäme der Kunde sonst erst in Bochum und Dortmund.

Nur noch vier Stellplätze für Kunden

Die Parkplatzsituation verschlechtert sich ein wenig am neuen Standort. Konnten Besucher sonst auf dem großen Hof parken, stehen demnächst nur vier Stellplätze zur Verfügung. „Aber es wird Sackkarren zum Transport der Waren geben. Und außerdem wäre es uns sowieso lieber, wenn die Kunden mit dem Rad kämen“, sagt Mitarbeiter Max Jordan (26), der halbtags als Polizist in Hagen arbeitet.

Er und Lucas Bauer sind keineswegs in einem reinen Öko-Haushalt aufgewachsen, sondern Stück für Stück aufs Thema Nachhaltigkeit aufmerksam geworden. Bauer vor allem über sein Ethik-Studium. Jordan über seine Frau, die sich vegan ernährt. „Ich habe“, sagt er, „ohne Ende dazugelernt“.

>> INFORMATION

  • Die Füllbar wird längst nicht mehr von Ehrenamtlichen eines Vereins betrieben. An- und Verkauf werden über die GmbH von Marcel Draches Wittener Ladenbaufirma abgewickelt.
  • Das „Kaufhaus der guten Dinge“ wird am 27. März an der Ruhrstraße 10 eröffnet. Zwei Baustellenbesichtigungen soll es bis dahin für interessierte Bürger geben. Termine stehen aber noch nicht fest.