Witten. . Seit 32 Jahren führt das Ehepaar Araz die Boutique Manière in Witten. Nie habe es eine brenzlige Situation gegeben, nun wurden sie ausgeraubt.

Der Schock sitzt noch immer tief, „ich konnte die letzten Nächte kaum schlafen“, sagt Emel Araz. Seit 32 Jahren führt sie zusammen mit ihrem Mann Istayfan die Modeboutique Manière an der Ruhrstraße. In all den Jahren sind sie nicht einmal überfallen worden. Nun aber wurde das Ehepaar gleich zweimal ausgeraubt.

Die dreisten Überfälle auf das stadtweit bekannte und beliebte Ehepaar erschrecken viele Wittener. Emel (75) und Istayfan Araz (78) bieten seit 1986 an der Ruhrstraße hochwertige Markenkleidung für Damen und Herren an. Marken wie Versace, Lezard oder Marc Cain kann man dort im eleganten Ambiente erstehen. Seit einigen Wochen hängen große „Reduziert“-Schilder im Schaufenster. Die Eheleute wollen ihren Ruhestand antreten und schließen zum 31. Dezember.

Taschenmesser gezückt

Und dann solch’ ein Ende! Der jüngste Überfall „sei wie im Film abgelaufen“, sagt Emel Araz. „Ich war mit meinem Mann allein im Geschäft“, am Freitag, 16.45 Uhr, als draußen geschäftiger Trubel herrschte. Plötzlich seien zwei Männer hereingekommen und hätten sie mit einem Messer bedroht, „ein Taschenmesser zum Ausklappen“.

Die Männer sprachen ihren Mann auf Arabisch an: „Machen Sie nichts. Wir brauchen warme Kleidung.“ Den Männern waren zwei Frauen gefolgt. Sie blieben im vorderen Teil des Geschäfts, öffneten blaue Müllsäcke und schoben Pullover, Mäntel, Schuhe hinein. Wenige Minuten später waren die vier zu Fuß in Richtung Husemannstraße verschwunden. Zu den Tätern gibt es bislang keine Erkenntnisse, so Thomas Kaster von der Polizei.

Bogner-Lederjacken verschwanden

Am Montag überschlug das Ehepaar den entstandenen Schaden, „5000 bis 6000 Euro waren das.“ Das Bittere: Bereits vor zweieinhalb Monaten waren die Araz’ überfallen worden. Auch bei dieser Tat hatten zwei Arabisch sprechende Männer das Geschäft betreten, sich in der Herrenabteilung beraten lassen und ein Bündel 500-Euro-Scheine gezeigt. Als das Verlaufspersonal kurz abgelenkt war, verschwanden sie – mit Bogner-Lederjacken unterm Arm. Ob die beiden Taten in Zusammenhang stehen? „Das weiß ich nicht“, sagt Emel Araz. Es seien nicht die gleichen Männer gewesen.

Viele Kundinnen kommen an diesem Montag in das Modegeschäft und sind fassungslos, ihnen tut das nette Ehepaar leid. Margret Böhmer (85) ist Stammkundin: „Man ist vertraut miteinander.“ Emel Araz seufzt: „Es ist gut, dass bald Schluss ist. Dann muss man vor solchem Ärger keine Angst mehr haben.“

>> Alles begann mit einer Änderungsschneiderei

Emel und Istayfan Araz stammen aus der Türkei. Der heute 78-Jährige kam 1969 nach Deutschland, um bei Hoesch in Dortmund zu arbeiten. Acht Jahre später eröffnete das Paar in Witten eine Änderungsschneiderei, aus der das Modegeschäft an der Ruhrstraße 10 hervorging.

Mit hochwertiger Bekleidung und Beratung waren die Eheleute erfolgreich. Auch der Änderungsservice gehört zum Angebot.