Witten. . 15 Millionen Euro hat das Jugendamt Witten 2018 ausgegeben, um Kinder und ihre Eltern zu unterstützen. Zahl der Inklusionsassistenten steigt.

Rund 15,5 Millionen Euro hat die Stadt im letzten Jahr für Erziehungshilfen ausgegeben. Dazu gehören etwa die Kosten für die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in Pflegefamilien und Heimen, aber auch die Unterstützung und Beratung von Familien vor Ort, die „ambulanten“ Hilfen. 844 junge Menschen betreute die Stadt 2018 im Schnitt monatlich, 2017 waren es knapp 100 weniger. Die Gesamtausgaben stiegen im Vergleich zum Vorjahr um fast zwei Millionen Euro.

Das liegt zum einen daran, dass im vergangenen Jahr deutlich mehr Kinder und Jugendliche vom Jugendamt und kooperierenden Jugendhilfeträgern wie der Diakonie „ambulant“ versorgt wurden. Im Schnitt 390 Kinder und Jugendliche im Monat begleiteten Pädagogen und Sozialarbeiter im vergangenen Jahr. 2017 waren es noch 312 Kinder, 2009 nur 205.

Ausgaben für ambulante Hilfen steigen

Fast eineinhalb Millionen Euro mehr als 2017 musste das Jugendamt daher für Tagesgruppen oder sozialpädagogische Beratung einkalkulieren. „Wir ziehen es immer vor, die Kinder in den Familien zu lassen“, erklärt Amtsleiterin Corinna Lenhardt.

Gabriele Jennert-Thoma ist Kontrollerin für die Stadt Witten für den Bereich Erziehungshilfe.
Gabriele Jennert-Thoma ist Kontrollerin für die Stadt Witten für den Bereich Erziehungshilfe. © Fischer

Als „Integrationsknick“ bezeichnet Gabriele Jennert-Thoma, im Amt für Jugendhilfe zuständig für das Controlling, den Anstieg von 312 auf 390 Fälle von ambulanter Erziehungshilfe zwischen den letzten beiden Jahren. Denn die höheren Fallzahlen seien vor allem auf Migrantenfamilien zurückzuführen – sowohl Flüchtlinge als auch Menschen aus Ost-Europa.

Hinweise aus der Nachbarschaft

„Da sind die Familien hier richtig angekommen. Und dann sind eben auch die unterschiedlichen Vorstellungen von Erziehung deutlich geworden“, sagt Andrea Albertz-Stobbe, Leiterin der Erziehungshilfe. Etwa wenn Kinder bis spät abends auf der Straßen spielen dürften, was dann bei Nachbarn negativ auffalle.

Sehr oft würden solche Hinweise aus der Nachbarschaft eingehen, berichtet Jennert-Thoma. „Wo es sonst ganz normal ist, dass ein ganzes Dorf die Kinder erzieht, gibt es hier eben kein Dorf.“ Auch häusliche Gewalt und die Rolle von Männern und Frauen in Familie und Gesellschaft seien ein Dauerthema.

Zunahme von Kindern mit seelischer Behinderung

Ein großes Plus verzeichnet das Jugendamt auch bei den Kindern und Jugendlichen, die wegen einer seelischen Behinderung Hilfe benötigen. „Im Zeitraum von zehn Jahren haben wir 72 Prozent mehr solcher Fälle“, sagt Jennert-Thoma. 2009 betreute das Jugendamt monatlich 87 Kinder mit seelischen Problemen, 2018 waren es 149. Dazu zählen etwa Autisten, Kinder mit Lese- und Rechtschreibschwäche oder mit ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-/Hyperaktivitäts-Störung).

Insgesamt schlagen die ambulanten Leistungen für diese Kinder und

186 Kinder lebten 2018 in Witten in Pflegefamilien

64 Mal musste das Jugendamt im letzten Jahr Kinder oder Jugendliche in Obhut nehmen, darunter auch unbegleitete Flüchtlinge. Aber auch einige Säuglinge kamen direkt nach ihrer Geburt aus dem Krankenhaus unter Aufsicht des Jugendamtes.

186 Kinder lebten 2018 in Witten in 90 Pflegefamilien, 119 in einem Heim.

Jugendlichen für das Jahr 2018 mit knapp 1,4 Millionen Euro zu Buche, 2009 waren es noch 344.000 Euro. „Teilhabe an der Gesellschaft ist teuer“, sagt dazu Jugendhilfe-Leiterin Albertz-Stobbe.

Immer mehr Inklusionsassistenten

Fast die Hälfte der Ausgaben für Kinder mit seelischer Behinderung fließen in die Bezahlung von Inklusionsassistenten. Diese Schulbegleiter gehen mit ihren Schützlingen in den Unterricht, helfen aber auch darüber hinaus, etwa beim Essen und in den Pausen. „Der Bedarf an Assistenten wird immer größer“, sagt Amtsleiterin Lenhardt. 680.000 Euro hat das Jugendamt für 40 solcher Assistenten im letzten Jahr ausgegeben, bis zu 2.200 Euro pro Person monatlich.