Witten. . Experte hat 13 mögliche Flächen für Firmen untersucht. Eine klare Empfehlung gibt er nur für das Stockumer Areal. Er bekam Buh-Rufe im Ausschuss.
Begleitet vom Protest der Initiative „Stockum wehrt sich“, hat der Stadtentwicklungsausschuss das heiße Eisen einer Gewerbefläche am Vöckenberg angefasst. Die Entscheidung soll erst im Frühjahr fallen. Aber die Vorzeichen verdichten sich, dass Verwaltung und eine politische Mehrheit für die Aufnahme des Ackerlands im Dreieck A44, Pferdebach- und Stockumer Straße als Bereich für „gewerbliche und industrielle Nutzungen“ im Regionalplan Ruhr stimmen.
Initiative hat schon 2000 Unterschriften gesammelt
2000 Unterschriften hat die Stockumer Initiative gesammelt. Sie weiß die Stockumer SPD und CDU sowie stadtweit Grüne, Piraten und Linke hinter sich. Zwölf Aktive trugen mit Plakaten wie „Witten bleibt die Luft weg“ den Protest vors Rathaus. Im Saal quittierten sie Redebeiträge vereinzelt mit Buh-Rufen und Pfiffen. Diese galten vor allem Gutachter Martin Bauer (Planquadrat Dortmund).
Laut Prognose des Regionalverbands Ruhr braucht Witten bis etwa 2035 eine zusätzliche Gewerbeflächenreserve von 24 Hektar – Flächen wie die Thyssen-Deponie sind schon berücksichtigt. Der Gutachter von „Planquadrat“ hatte 13 Areale auf ihre Eignung für Gewerbe untersucht. Fazit: Fast alle scheiden aus, weil sie zu klein oder schwer zu erreichen sind, abschüssig liegen oder sich nicht an vorhandene Bebauung anschließen.
Eine klare Empfehlung und zwei mit Einschränkung
Eine klare Empfehlung gibt der Sachverständige nur für die Fläche am Vöckenberg. Der Freiraum-Eingriff sei vertretbar, weil sich die geplante Fläche an das jenseits der A44 schon vorhandene Gewerbeareal Wullen anschließe. Eingeschränkt geeignet seien das Gelände an der Schlinke in Annen (Altlast, Hanglage) und Hörder Straße (Hang) nördlich von Pilkington.
Lippert: Wittens Beitrag zur Klimakatastrophe
Brisanz bekommt das fast fertige Gutachten dadurch, dass die Stadt angekündigt hatte, ihre Standortbewertung auch von dieser Potenzialanalyse abhängig zu machen. Wolfgang Lippert, Stockumer Heimatfreund, warnte vor der Versiegelung hochwertigen Bodens. Die „Frischluftschneise“ reguliere auch die Temperatur in der Innenstadt. Lippert: „Es kann nicht sein, dass in Kattowitz die Welt über die Verhinderung der Klimakatastrophe spricht und in Witten genau das Gegenteil beschlossen wird.“
Holger Jüngst (SPD) nannte das Ergebnis „dürftig“ und „unbefriedigend“. Der Gutachter habe die Kriterien offenbar richtig angewendet, aber auch keine Alternative zum Vöckenberg gefunden. Er sehe die Politik nun vor die Frage gestellt, „ob ich Kartoffeln importiere oder unsere Arbeitsplätze exportiere“.
>> Bürger-Infoabend zum Regionalplan
Die Stadt Witten lädt alle Interessierten zu einer Bürgerinformationsveranstaltung zum
Regionalplanentwurf
ein: Johanniszentrum, Di., 8. Jan., 19 Uhr.
Nach den Fachausschüssen soll der Rat am 4. Februar die städtische Stellungnahme zum Regionalplan verabschieden. Bis 1. März läuft die Abgabefrist beim Regionaverband Ruhr.