Witten. . Der Regionalplan-Entwurf wurde einstimmig verabschiedet. Die Freifläche an der A 44 soll Gewerbefläche werden. In Stockum wächst der Widerstand.
Die Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr (RVR) hat den „Erarbeitungsbeschluss“ für den Regionalplan Ruhr am 6. Juli einstimmig verabschiedet. Damit hat das Ruhrparlament eine weitere Weiche für ein neues Gewerbegebiet in Stockum gestellt. Der Entwurf beinhaltet die umstrittene neue Gewerbefläche (16 bis 20 ha) zwischen A 44, Pferdebachstraße und Stockumer Straße. Im Wittener Norden formiert sich dagegen jetzt weiter der Widerstand.
Rechtskräftig wird der Regionalplan für das Ruhrgebiet nicht vor Mitte 2020. Die nächste Hürde ist das öffentliche Beteiligungsverfahren. Sechs Monate lang können Kommunen, Kreise, Träger öffentlicher Belange wie Versorgungsunternehmen oder die Bahn, aber auch örtliche Initiativen und jeder Bürger Stellung nehmen. Man werde mit der Offenlegungsphase erst Mitte oder eher Ende August beginnen, sagte RVR-Planungsdezernent Martin Tönnes (59) der WAZ. „Wir wollen uns nicht dem Vorwurf aussetzen, die Schulferien auszunutzen, wenn alle in Urlaub sind.“
Im Stadtteil formiert sich der Widerstand
In Stockum haben der SPD-Ortsverein und die Heimatfreunde Stockum/Düren bereits entschlossenen Widerstand angekündigt. Sie bereiten Stellungnahmen vor. Eine Gemeinschaftsinitiative engagierter Stockumer lädt am 24. Juli zum „1. Stockumer Stammtisch gegen die Bebauung des Vöckenbergs“ ein. Dort sollen sich alle Interessierten über den Sachstand und geplante Aktionen informieren können – und die Vereine sich vernetzen. Das Hauptargument, das die Initiatoren gegen ein Gewerbegebiet ins Feld führen: Am Vöckenberg werde „klimawertvolles und hochertragreiches Ackerland“ zerstört.
RVR-Dezernent Tönnes verweist darauf, dass der Regionalplan Ergebnis eines langen Abwägungsprozesses sei, an dem die Stadt Witten beteiligt war. „Der Plan ist in einem intensiven Dialog mit den 53 Kommunen und den vier Kreisen der Metropole Ruhr, den Industrie- und Handelskammern, den Handwerkskammern, der Landwirtschaftskammer sowie den regionalen und kommunalen Wirtschaftsförderern entstanden.“ Unterm Strich weise er ein Flächenpotenzial für rund 195 000 neue Arbeitsplätze aus.
Er dürfe gar nicht „einfach in die kommunale Planungshoheit eingreifen“, sagt Tönnes. Vor einer späteren Umsetzung müsse die Stadt Witten ohnehin selbst ihren Flächennutzungsplan ändern und mit einem Bebauungsplan Baurecht schaffen. Andererseits verpflichte ihn das Landesplanungsgesetz, bedarfsgerecht Flächen für die Entwicklung von Gewerbe aber auch von Wohnraum vorzuhalten.
Tönnes : Frischluftzufuhr gesichert
Bevor er 2011 Planungsdezernent beim RVR wurde, war Tönnes 14 Jahre Planungsexperte für die Grünen im NRW-Landtag. Und das grüne Parteibuch hat er immer noch. Bei der Umweltverträglichkeitsprüfung, zu der der RVR gesetzlich verpflichtet ist, habe man am Ende die Abwägung getroffen, dass „der Eingriff in den regionalen Grünzug dort vertretbar ist“. Neben der Erholungs- und Freiraufunktion habe ein solcher Grünzug die wichtige Aufgabe, die Kaltluft in die aufgeheizten Kernstädte zu leiten. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Funktion in Witten auf jeden Fall auch weiterhin gewährleistet sein wird.“
Termine in Stockum zum Thema
Der „1. Stockumer Stammtisch gegen die Bebauung des Vöckenbergs“ trifft sich Dienstag, 24. Juli, 19 Uhr, in den Räumen des Bürgerschützenvereins Stockum, Gerdesstr. 23. Kontakt: 0177 197 33 67, protest@stockum.de.
Bei der SPD Stockum ist das Gewerbegebiet ein Thema der nächsten Mitgliederversammlung. Diese findet am Mittwoch, 8. August, in der Sportlerklause, Stockumer Straße 303, statt und beginnt um 19 Uhr.