Witten. . Der RVR will Ackerland neben der A44 als Gewerbefläche in den Regionalplan aufnehmen. Der Heimatverein und die SPD vor Ort wollen das verhindern.
In Stockum formiert sich der Widerstand gegen das Vorhaben des Regionalverbands Ruhr (RVR), einen 16 bis 20 Hektar großen Streifen entlang der A 44 als mögliche künftige Gewerbefläche in den Regionalplan für die Metropole Ruhr aufzunehmen.
„Wir dachten, die Kuh ist schon längst vom Eis und jetzt wird doch wieder auf die Schnelle eine Gewerbefläche aus dem Hut gezaubert, das gefällt mir nicht“, sagt Wolfgang Lippert (72), Vorsitzender der Heimatfreunde Stockum-Düren. Im RVR-Plan vom Dezember sei die Stockumer Fläche noch nicht eingezeichnet gewesen. „Und im neuen Plan vom April ist sie wieder drin.“ Lippert räumt ein, dass der direkte Autobahnanschluss attraktiv für Firmen sei. „Das ist aber schon das Einzige.“ Seine Hauptargumente dagegen sind „die wichtige Frischluftschneise und die sehr hochwertigen Ackerböden“.
Eine „Revolution“ in Stockum?
Lippert hatte schon 2014 „eine Revolution in Stockum“ angekündigt, falls der RVR und die Stadt die Freifläche am westlichen Vöckenberg umwidmen wollten. „Wir werden als Heimatfreunde dagegen protestieren und gucken, wen wir dabei noch ins Boot holen können“, kündigt er jetzt an. Der Verein werde in Kürze eine Versammlung dazu einberufen. Auf jeden Fall werde man die halbjährige Beteiligungsfrist nach dem RVR-Beschluss nutzen, der für den 6. Juli erwartet wird. Die „Revolution“ geht erst mal durch die Instanzen.
Entschiedenen Widerstand kündigt auch die SPD Stockum an. „Auf unsere Initiative ist das Projekt schon einmal vor Jahren ausgesetzt worden“, sagt Ortsvereinsvorsitzender Walter Sander (65). Die SPD/CDU-Koalition hatte damals in Fachausschüssen der Anmeldung der auf Kreisebene ausgesuchten interkommunalen Gewerbegebiete in Stockum und Heven für den Regionalplan schon zugestimmt. Zum Ratsbeschluss kam es aber nicht. Auf Druck der SPD Stockum wurde das Thema abgesetzt, um das Ergebnis einer Umweltverträglichkeitsprüfung abzuwarten.
Konflikt innerhalb der SPD erwartet
„Darauf warten wir noch heute“, sagt Sander. „Wir haben dann nur irgendwann die Auskunft bekommen, dass der regionale Grünzug vorrangig ist und weiter unter Schutz stehen soll.“ Auf der Bürgerversammlung der SPD Stockum am 7. Juni hatte der zuständige RVR-Referatsleiter dann mitgeteilt, dass der Regionalverband Gewerbe dort jetzt höher bewerte als den Grünzug. Wie es zu diesem Sinneswandel gekommen ist, könne er nur vermuten, so Sander. Das liege offenbar an der neuen Landesregierung. „Für die sind neue Gewebeflächen wichtiger.“
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Sander glaubt viele Stockumer auf seiner Seite zu wissen. Reibungsflächen erwartet er woanders. „Ich glaube nicht, dass wir eine Mehrheit innerhalb der SPD finden. Aber das heißt nicht, dass wir auf den Protest verzichten.“
SPD-Fraktionschef: „Ergebnisoffene Diskussion“
Uwe Rath (58), Vorsitzender der SPD-Fraktion, legt sich für die SPD noch nicht fest. Das Beteiligungsverfahren beginne erst, wenn die RVR-Verbandsversammlung am 6. Juli zugestimmt habe. Man dürfe sich aber nicht nur ein Gewerbegebiet herausnehmen. „Man muss das Gesamtpaket betrachten. Im Regionalplan geht es um Wohnen, Gewerbe, Mobilität und Freiräume.“ Er wünsche sich „eine breite Diskussion über die Inhalte und alle räumlichen Betroffenheiten“. In der sei man erst am Anfang. „Und sie ist erst mal ergebnissoffen.“
>> Das sagt die Amtsleiterin für Wirtschaftsförerung
„Wir müssen was tun, sonst gehen immer mehr Firmen weg“, sagt Anja Reinken, Amtsleiterin für Wirtschaftsförderung. Es gebe immer wieder Wünsche nach Erweiterungen und neuen Produktionsfeldern.
„Drei Könige“ sei die letzte größere Gewerbefläche in städtischer Hand. Es gebe noch zwei private Gewerbeflächen – eine in der Vermarktung, die andere in der Entwicklung. „Das sind beides keine Riesensegmente. Danach ist Witten ausverkauft.“