Witten. . Die Stadt verlangt Infos über den Ablauf – auch weil 2017 Glühwein ausgeschenkt worden war. Die Organisatorin des Weihnachtsessens ägert das.

Das Weihnachtsessen an der städtischen Obdachlosenunterkunft droht in diesem Jahr auszufallen. Die Stadt verlangt eine Informationen über den Ablauf – was Organisatorin Stefanie Neto Mendonca nicht verstehen kann.

„Es wird wohl von der Stadt nicht gerne gesehen, den Menschen dort etwas Gutes zu tun“, sagt die durch verschiedene Hilfsaktionen für Tiere und Obdachlose als „Steffi hilft“ bekannt gewordene Wittenerin. Im letzten Jahr hatte es die Aktion zum ersten Mal gegeben.

Mit einigen Freunden und Helfern hatte Neto Mendonca für die Bewohner gegrillt und über vier Stunden mit ihnen zusammengesessen. Auch Glühwein wurde ausgeschenkt. Obwohl in der Unterkunft viele Menschen mit schweren Suchtproblemen leben. „Der war aber mit Säften total gestreckt“, sagt Neto Mendonca.

Anwohnerbeschwerden im Vorjahr

Mit der Stadt war die Aktion im letzten Jahr nicht abgesprochen. Als Neto Mendonca vor wenigen Wochen auf ihrer Facebook-Seite um Spenden für das diesjährige Weihnachtsessen bat, wurden städtische Mitarbeiter darauf aufmerksam und sprachen sie an. „Wir haben ihr gesagt, dass wir in diesem Jahr ein paar Infos brauchen. Was geplant ist und in welchem Zentrum“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük.

Miteinander sprechen

Eine kleine friedliche Feier, um Obdachlosen an Weihnachten Aufmerksamkeit zu schenken? Das ist eine schöne Idee, keine Frage.

Dass die Stadt diesmal um konkrete Informationen zum Ablauf bittet, ist nachvollziehbar. Als Eigentümer der Unterkunft ist sie für die Bewohner verantwortlich. Der Ausschank von Glühwein an einem Ort, an dem Suchtkranke leben, ist unglücklich bis fahrlässig.

Deshalb gleich die Flinte ins Korn zu werfen, ist unnötig. Die Nachfrage hat keinen herzlosen Hintergrund. Beide Seiten täten gut daran, noch einmal das Gespräch zu suchen. (Kommentar von Hendrik Niebuhr)

Im Vorjahr soll es zu Anwohnerbeschwerden gekommen sein, weil im weiteren Verlauf des Abends vehement und von deutlich mehr als den 20 Bewohnern gefeiert wurde. Bürgermeisterin Sonja Leidemann sprach in einer Facebook-Diskussion zu dem Thema ebenfalls von „lautstarker Eskalation“. Lena Kücük ergänzt: „Die Idee war gut gemeint, ist aber nicht gut ausgegangen.“

Stefanie Neto Mendonca weist die Aussagen zurück. „Wir waren von 15 bis 19 Uhr vor Ort. Es wurde normal miteinander geredet und gab nicht einmal Musik. Ich kann nicht die Haftung dafür übernehmen, was in der Zeit danach passiert.“ Von später stattfindender Randale sei ihr zwar nichts bekannt, sie sagt aber auch: „Dort passiert ständig etwas.“

Stadt ist weiterhin gesprächsbereit

Die Stadt zeigt sich auf Nachfrage weiterhin gesprächsbereit. „Niemand hat etwas dagegen, wenn es nur um Kaffee und Kuchen mit den Bewohnern geht und das in Absprache mit unseren Sozialarbeitern organisiert wird, die dann am späteren Abend selber noch einmal vorbeischauen“, sagt Lena Kücük.

Weil die Unterkunft der Stadt gehört, könne jemand aber nicht einfach vorbeikommen und ohne nähere Informationen eine Feier veranstalten und Lebensmittel ausschenken. „Es handelt sich um keine öffentliche Immobilie und ist deshalb keine öffentliche Veranstaltung für jedermann“, verdeutlicht Kücük.

Ob sich beide Parteien doch noch einmal annähern und es zu einer zufriedenstellenden Lösung kommt, ist unklar. Stefanie Neto Mendonca hat auf Facebook bereits angekündigt, dass das Weihnachtsessen nicht stattfinden wird.