Witten/Bochum. . Moritz Höser hat einen seltenen Berufswunsch: Destillateur. Der 20-Jährige ist jetzt Azubi bei der Privatbrennerei Sonnenschein in Witten-Heven.
Ein Beruf mit Seltenheitswert: In ganz Deutschland werden jährlich nur rund 20 junge Leute zu Destillateuren ausgebildet – einer davon jetzt in Witten. Im August begann Moritz Höser bei der Firma Sonnenschein mit seiner Lehre. Der 20-Jährige ist der erste Azubi in der Geschichte der Privatbrennerei Sonnenschein in Heven.
Der Bochumer hat sich gegen acht Mitbewerber durchgesetzt. Sein Chef Markus Schoebel: „Er hatte das richtige Glänzen in den Augen.“ Der Sonnenschein-Geschäftsführer fügt hinzu: „Man muss richtig scharf aufs Rumtüfteln und Ausprobieren sein. Es ist schließlich kein Job wie jeder andere.“
Auch die Familie hat eine Vorliebe für Getränke
Diese Neugier hat Moritz Höser von zuhause mitgebracht. In seiner Familie ist es an Feiertagen Brauch, dass jeder ein besonderes Getränk herstellt. In diesem Jahr sind Zitrusfrüchte das große Thema. Ob die Erfahrungen, die er jetzt in der Brennerei sammelt, ihm da schon zum Sieg verhelfen? „Vielleicht“, meint der 20-Jährige. „Das wäre auf jeden Fall ein angenehmer Nebeneffekt.“
Lehrberufe der Industrie
Destillateure stellen Spirituosen wie Weinbrand, Rum oder Likör her. Außerdem erzeugen sie Essenzen, Sirupe und ätherische Öle und mischen sie nach Rezept mit hochprozentigem Alkohol, Zucker und Wasser. Destillateur/-in ist ein dreijähriger anerkannter Ausbildungsberuf in der Industrie.
Arbeitgeber sind in erster Linie Branntwein- und Likörhersteller sowie Brennereien, aber auch Gaststätten. Wichtige Voraussetzungen für den Beruf sind handwerkliches Geschick und technisches Verständnis.
Die Ausbildung in Heven ist nur deshalb möglich, weil Destillateurmeister Simon Drzysla vor einem Jahr bei der Firma Sonnenschein angefangen hat. Von ihm lernt Moritz Höser die richtigen Zutaten und Mischverhältnisse. Destillateure müssen vor allem in Mathematik und Chemie fit sein.
Herstellung des Herbeder Tropfens ist spannend
36 verschiedene Spirituosen stellt die Firma Sonnenschein her. Aushängeschild ist der Herbeder Tropfen, ein 42-prozentiger Kräuterlikör. „Ihn herzustellen, war sehr spannend“, sagt der Auszubildende. Höser hat den Prozess vom Mischen im Bottich bis zum Etikettieren mit begleitet. Der Bochumer hat Glück: Die einzige Berufsschule für angehende Destillateure ist in der Nachbarstadt Dortmund. Im Dezember beginnt dort auch für Moritz Höser der Blockunterricht.
Sonnenschein-Chef Markus Schoebel ist sehr zufrieden mit seinem ersten Auszubildenden. „Die Leute wollen wissen, durch welche Hände ein Produkt gegangen ist“, erklärt er. „Wir versuchen, so viel wie möglich selbst zu machen.“ Dazu gehört nicht nur die regelmäßige Schulung seines Personals, sondern auch ein eigener Azubi. „Das stärkt die Tradition und unsere Glaubwürdigkeit.“
Firma möchte Auszubildenden übernehmen
Die Chancen, einen guten Job nach der Ausbildung zu finden, stehen bei seltenen Berufen gut. „Es ist zwar hilfreich, wenn Destillateure sich auch mal in anderen Betrieben umschauen. Aber natürlich möchte ein Ausbildungsbetrieb seine Azubis gerne übernehmen“, betont Schoebel. Bis dahin ist noch viel Zeit. In drei Jahren kann Moritz Höser sich dann Destillateur nennen.