witten. . Zum 50. gab’s Buttercremetorte mit Marzipan und Sekt. Die Stammkunden, die sich am späten Morgen bei Galeria Kaufhof verloren, feierten gern mit.
Die ersten Stücke der Geburtstagstorte zum 50-Jährigen von Galeria Kaufhof gingen an die Kunden, die gerade da waren. Das sind einem Freitagvormittag nun mal die älteren. Aber es ist sind die Treuen, die Stammkunden, die immer wiederkommen in einer Zeit von Internet und Amazon.
Und ja, sie kaufen auch! Wie zum Beweis öffnet Inge Siepmann ihre Tasche. „Hier ist’ne Hose drin.“ Bevor sie und ihr Mann Günter woanders einkaufen gingen, überlegten sie immer erst: „Kann man das auch im Kaufhof kriegen?“ Die 80-Jährige schiebt gleich den Satz hinterher: „Hoffentlich bleibt Galeria hier erhalten.Sonst haben wir doch gar nichts mehr in Witten!“ Ihr Gatte wirft ein: „Die Wittener müssen aber auch was dafür tun, nämlich kaufen!“
Große Torte war schnell verputzt
Egal, wen man anspricht: Alle Kunden äußern den frommen Wunsch, Galeria Kaufhof möge bloß in Witten bleiben. Man braucht gar nicht nach der Krise des Gesamtkonzerns zu fragen oder die jüngste Fusion mit Karstadt ansprechen. An diesem Freitag ist all das natürlich kein Thema, es soll ja gefeiert werden – wenngleich der offizielle Akt mangels größerer Kundenströme recht unbemerkt an der Öffentlichkeit vorbeigeht. Die große Buttercremetorte vom Backhaus gegenüber ist aber trotz der leeren Gänge ruck, zuck verputzt.
„Lecker, mit Marzipan“, sagt Inge Siepmann, die Dame mit der Hose in der Tüte, als sie ein Stück Kuchen ist. Ihr Mann ist stolze 90 und kann sich noch bestens an früher erinnern, sogar noch bevor Horten am 3. Oktober 1968 eröffnete – das Datum, warum Galeria jetzt den 50. Geburtstag feiert. Kaufhof übernahm Horten 1996. Aber zurück zu Günter Siepmann.
Er weiß noch, wer nach dem Krieg hier ansässig war. „Richtig, das war Kogge.“ Ursprünglich war es der jüdische Bürger Georg Blank, später „Alsberg & Blank“, die das Warenhaus an dieser Stelle begründeten, bevor die Nazis kamen und es „arisierten“. Neumann & Kropp bekamen das lukrative Objekt, bevor das zwangsentzogene Geschäft 1951 Blank-Sohn Max zurückerstattet wurde. Er verkaufte ein Jahr später an Kogge.
Typische Kachelfassade stammt aus Horten-Ära
Die noch heute typische Kachelfassade stammt aus der Horten-Ära. Damals hatte das Kaufhaus noch einen Supermarkt im Untergeschoss und ein Restaurant ganz oben. Zwei Jahre nach der Horten-Eröffnung 1968 begann Kerstin Sobotta ihre Ausbildung in der Miederwarenabteilung. Heute ist sie die dienstälteste Verkäuferin in Wittens nach wie vor mit Abstand größtem Kaufhaus und verkauft immer noch Höschen oder BH’s.
„Ich liebe meine Dessousabteilung. Das ist mein Ding“, sagt die 62-Jährige. Die Kunden seien sehr nett, es werde viel gelacht. „Witten ist ein sehr persönliches Haus.“ Gefragt nach der jüngsten Fusion mit Karstadt, sagt Kerstin Sobotta: „Das lassen wir mal auf uns zukommen. Ich sehe das nicht negativ.“