witten. . Warum abends nur ins Bermudadreieck oder Wiesenviertel? Die neue Seegastronomie in Witten-Heveney setzt verstärkt auch auf ein jüngeres Publikum.

Die Möwen haben das Nest längst verlassen, dafür brechen jetzt die vier Jahreszeiten an. Die Seegastronomie im Freizeitbad Heveney segelt unter neuer Flagge („Se4sons“) und neuer Führung in die Zukunft. Am Montag (17.9.) ist Eröffnung.

Ein geschlagenes Dreivierteljahr war das Lokal mit herrlichem Seeblick geschlossen – seit November, als Langzeit-Pächter Gerd Student nach 32 Jahren den Anker lichtete. Nicht etwa, weil es nicht mehr lief, sondern um im Dortmunder Hafen etwas Neues anzufangen..

Seine Nachfolger im einstigen „Möwennest“ sind zwar keine alten Seebären, aber schon erfahren in der Gastronomie. Jennifer Berger (28) hatte jahrelang im Café del Sol angeheuert, erst in Castrop, später in Witten, sich dort von der Kellnerin zur Betriebsleiterin hochgearbeitet. Ihr Geschäftspartner Ioannis Pechlivanis ist zwar erst 22, aber „mit einem Tablett in der Hand“ geboren, wie der Wittener mit griechischen Wurzeln lachend sagt. Dreimal darf man raten, was seine Eltern auch schon hatten: na klar, eine Taverna.

Kemnade-Betriebsleiterin Franziska Weiße (links) begrüßt die neuen Pächter, Jennifer Berger und Ioannis Pechlivanis.
Kemnade-Betriebsleiterin Franziska Weiße (links) begrüßt die neuen Pächter, Jennifer Berger und Ioannis Pechlivanis. © Barbara Zabka

Konzepte gab es schon lange, es fehlte die Location

Tatsächlich war es Ioannis Mama, die das leer stehende Ladenlokal am See entdeckte. So kam das Freizeitzentrum Kemnade, das heute zur Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr gehört, nach langer Suche endlich wieder zu neuen Pächtern – und Jennifer und der junge Hellene auf ein Lokal, „das perfekt auf uns zugeschnitten ist“. Konzepte gab es schon lange. Was fehlte, war die passende Örtlichkeit („Location“).

Dass ein neuer Wind am See weht, merkt man schon am Mobiliar. Die Eiche rustikal (sah jedenfalls früher so aus) ist rausgeflogen, die großen gutbürgerlichen Speisekarten ebenfalls. Draußen stehen jetzt schwarze Ratternstühle, eine Markise ersetzt das Zelt im Biergarten, drinnen sitzt man auf grauen Designerstühlen mit Alu-Fuß oder auch in einer schwarzen Sitzecke.

Die Toiletten sind neu und weiß gefliest, eine Treppe führt hinauf zur bisher kaum genutzten Bar. Dort erwarten den Gast hohe Hocker oder eine gemütliche Holzbank. Dazu eine nicht alkoholische Kiwi-Waldmeister-Schorle oder später vielleicht ein „Sex on the Sea“ – und dem romantischen Abend zu zweit steht nichts mehr im Wege.

Apfelkuchen bleibt, aber es gibt auch Burger

„Ohne die älteren Gäste vernachlässigen zu wollen“ – die Jung-Gastronomen wollen die Heveney-Gastronomie auch für Menschen unter 50 attraktiv machen. Man könnte sagen: Der Apfelkuchen bleibt, künftig gibt’s aber auch Burger. Die Spaziergänger im Rentenalter lieben den See ohnehin, viele Jüngere könnten ihn noch entdecken und zwar nicht nur zum Inlinen – so die Hoffnung der Jung-Gastronomen.

Neues Team im Se4sons: die Geschäftsführer Jennifer Berger (v.li.) und Ioannis Pechlivanis mit ihrem Küchenchef Erkut Süt.
Neues Team im Se4sons: die Geschäftsführer Jennifer Berger (v.li.) und Ioannis Pechlivanis mit ihrem Küchenchef Erkut Süt. ©

Sie haben sich mit Erkut Süt (28) einen Küchenchef geholt, der das „Se4sons“ zum „Hot Spot“ machen will. Mit kleiner Karte und alles leichter, lockerer, frischer, gesünder. Keine Frage: Auch hier werden neue, moderne Akzente gesetzt. „Pancakes“ (Pfannkuchen), Müsli, Omelett, Zuccinipuffer, Hähnchen in Kräuterpanade, Antipasti-Platte – die Zeiten von Rinderroulade und Grünkohl sind erst einmal vorbei. Was nicht heißt, dass der Chefkoch nicht auch „leckere Eintöpfe“ kann. Schnitzel und Pommes stehen ebenfalls noch auf der Karte, nun aber auch „Nuggets“ für die Kinder.

Se4sons will mehr als Futterkrippe fürs Spaßbad sein

Das „Se4sons“ will mehr sein als bloß die Futterkrippe fürs Schwimmbad oder erschöpfte See-Spaziergänger. Neben dem weiterhin wichtigen Lauf- und Freizeitbad-Publikum wünschen sich die neuen Betreiber, dass künftig viel mehr Gäste „gezielt statt zufällig“ kommen: nicht allein wegen des Sees, sondern wegen guter Küche und nettem Gastro-Ambiente.

Mehr saisonale Küche, längere Öffnungszeiten, Wohlfühlatmosphäre auch im Winter – das alles haben sich die Jung-Gastronomen auf die Fahnen geschrieben. Jetzt müssen nur noch die Gäste (zurück-)kommen, die schon so lange auf die Wiedereröffnung warten. Die Vöglein im Möwennest sind wieder da, auch wenn der Sommer gerade vorbei ist.