Bochum. . Wem im Bochumer Kostnix-Laden etwas gefällt, der darf es mitnehmen. Das Besondere daran: ohne es zu bezahlen oder Bedürftigkeit nachzuweisen.
„Wie viel kostet das?“ fragt eine ältere Dame Tobias König, den Mitorganisator des „Kostnix“-Ladens. Diese Frage wird er wohl noch öfter hören.
Aber der Name des neuen Geschäfts an der Dorstener Straße ist Programm: Wer im Laden etwas sieht, was ihm gefällt, der darf es mitnehmen – ohne Bedürftigkeitsnachweis, ohne Spende, ohne Nachfragen.
Idee existiert bereits länger
Ein wenig erinnert das Ambiente der Stube an einen Secondhand-Shop, nur ohne Preisschilder. Viele Klamotten warten auf neue Besitzer, aber auch Alltagsgegenstände wie Gläser oder Bücher stehen zum Mitnehmen bereit. Noch befindet sich das Geschäft im Aufbau – dementsprechend chaotisch ist manche Ecke.
Der zukünftige Charme ist allerdings schon zu erahnen. Seit Sonntag hat der „Kostnix“-Laden seine eigene Lokalität, doch die Idee selbst ist bereits deutlich älter. Zehn Jahre lang war die Initiative im Sozialen Zentrum in Hamme verortet. Dort waren allerdings nur zwei Öffnungstage im Monat möglich. „Wir mussten jedes Mal auf- und abbauen“, so König.
Laden hat an zwei Tagen in der Woche geöffnet
Der Laden an der Dorstener Straße 37 hat aktuell an zwei Tagen in der Woche geöffnet: jeweils mittwochs und freitags von 15 bis 18 Uhr. Dann können auch Sachen abgegeben werden.
Bis zum Ende des Jahres läuft die Förderung. Wie es dann weitergeht, ist noch offen. Es soll aber zeitnah ein Verein gegründet werden, um das Konzept am Leben zu erhalten.
Auch sei der Ansturm durch die seltenen Öffnungszeiten enorm gewesen. Deshalb hatte sich das lose Kollektiv, das sich um den Laden kümmert, schon länger einen eigenen Standort gewünscht.
Räume stehen mietfrei zur Verfügung
Als die Initiative Botopia mit Raum 9 eine mietfreie Unterkunft ergatterte, fühlten auch die Kostnix-Mitarbeiter ermutigt, nach einer optimalen Bleibe zu suchen. Direkt beim ersten Lokal, bei dem sie anfragten, stießen sie auf offene Ohren. Die Räume werden ihnen mietfrei zur Verfügung gestellt. Der Verfügungsfonds Hamme finanziert die weiteren Ausgaben wie die Nebenkosten oder Druckkosten für Flyer.
Wichtig ist den Organisatoren die ideelle Ausrichtung: „Wir sind keine Sozialeinrichtung, wir sind eine Einrichtung für alle“, so König. Bedürftig müsse man nicht sein, um sich im Laden zu bedienen. Die Ehrenamtlichen würden auch sich selbst eher als Nutzer betrachten.
Es werden mehr Sachen abgegeben als mitgenommen
Seit der Eröffnung wird der Service des Ladens gut angenommen. Am Mittwoch war das Geschäft bereits kurz nach Öffnung um drei Uhr gut gefüllt. Leer werden die Regale aller Voraussicht nach trotzdem nicht: „Es geben immer mehr Menschen Dinge hier ab, als Leute Sachen mitnehmen. Daran kann man wunderbar erkennen, in was für einer Überfluss-Gesellschaft wir leben“, so König.
Eine, die den Laden mit neuen Stücken versorgt, ist Viviane Lennert: „Das sind Sachen, die ich selbst nicht mehr anziehe“, erzählt sie, während sie fleißig Klamotten in die Regale sortiert. Das Konzept gefällt ihr gut. Und auch Robert Ian Schmitt ist begeistert: „So etwas müsste es in jeder Stadt geben.“ Er hat für sich eine Hose gefunden – die er einfach mitnehmen kann.