Witten. . Ihnen sollen Renditen in Höhe von 18 Prozent versprochen worden sein. Doch das Geld, das fleißige Sparer in dubiose Geschäfte steckten, ist weg.
Wegen Anlagebetrugs müssen sich ein Wittener (66) und ein 39 Jahre alter Mann aus Kaarst vor einer Wirtschafts-Strafkammer des Landgerichts Bochum verantworten. Sie sollen mit einem weiteren Mittäter hohe Summen ergaunert haben.
Die Staatsanwaltschaft wirft den Beschuldigten vor, für Geldanlagen sichere Renditen von 1,5 Prozent pro Monat versprochen haben, obwohl dies nicht realisierbar gewesen sein soll. Insgesamt liegen der Anklage 17 Fälle mit einem Gesamtschaden von über 1,2 Millionen Euro zugrunde. Der Fall wurde bereits 2015 verhandelt.
Das Urteil – anderthalb bzw. zwei Jahre Haft auf Bewährung – wurde vom Bundesgerichtshof aufgehoben. „Grund war die Berechnung der Schadenshöhe“, erläutert Gerichtssprecherin Katja Nagel auf Anfrage. Für den Prozess gegen die beiden Angeklagten, denen vier Verteidiger zur Seite stehen, sind Termine bis in den Dezember hinein angesetzt.
Langjährige Kunden der Deutschen Bank
Die Anlagen – insgesamt 1,2 Millionen Euro – sind weg. Sie wurden laut Anklage von den beiden ehemaligen selbstständigen Finanzberatern der Deutschen Bank in windige Geschäftsmodelle gesteckt: Öl- oder Immobiliendeals, hinter denen wiederum Investoren standen, über die sich die Angeklagten nicht genau informiert haben sollen. Diese Investoren sollen das Geld verzockt haben. Über mögliche Risiken sollen die Angeklagten ihre Kunden im Unklaren gelassen haben.
Am Dienstag wurde lediglich die Anklage verlesen. Die Verhandlung wird am 11. Juli fortgesetzt. Der Wittener räumte 2015 vor Gericht ein, im Jahr 2007 – nach seiner Zeit bei der Deutschen Bank – die fraglichen Geschäfte mit Anlegern gemacht zu haben. Dabei wurden den wohlhabenden Sparern Renditen von 18 Prozent pro Jahr in Aussicht gestellt.
Der Wittener Finanzberater machte mit sechs gutgläubigen Anlegern Geschäfte – langjährige Kunden, die er aus seiner Zeit bei der Deutschen Bank kannte. Sie legten rund 200.000 Euro an und vertrauten darauf, ein Jahr später etwa ein Fünftel Gewinn verbuchen zu können. Letztlich bekamen die Anleger nur ihre Rendite, verloren aber alles andere.
Anklage: Anlagen als sicher dargestellt
Der Wittener und sein Mitangeklagter hatten laut Staatsanwaltschaft mit windigen Hintermännern Geschäfte gemacht, bei denen sie das Geld der Anleger deponierten. Über die Seriosität der angeblichen Investment-Experten sollen sich die beiden Angeklagten nicht genauer informiert haben.
Das Duo soll den Kunden die Anlagen als sicher dargestellt haben, etwa als Immobiliengrundbriefe oder Bankgarantien. Es gebe genügend Sicherheiten, hieß es laut Anklage in den Beratungsgesprächen. Der 66-Jährige soll selbst rund 50.000 Euro investiert haben. Es ging bei den Anlagegeschäften unter anderem um Immobilien in der Türkei, Ölgeschäfte, Investmentfonds, Anlagen auf Zypern und in der Schweiz.
Verbleib von 230.000 Euro ist ungeklärt
Laut Anklage ist der Verbleib von 230.000 Euro ungeklärt. Vor Prozessauftakt fanden Gespräche zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigern statt. Die Richter können sich eine Einstellung des Strafverfahrens gegen Geldauflagen vorstellen.
Dafür sprechen die Prozessökonomie und dass seit den Taten bereits lange Zeit vergangen ist. Die Vorwürfe sind eigentlich verjährt. Einer der beiden Angeklagten zahlte nach Angaben des Gerichts symbolisch zwischen 2000 und 3000 Euro an Geschädigte. Über eine Einstellung wurde aber bisher noch keine Verständigung erzielt. In der nächsten Sitzung sollen die Angeklagten Unterlagen zu ihrer wirtschaftlichen Situation vorlegen.