Witten. Angesichts des Dauerstaus auf der A 43 lebt eine Idee wieder auf: Eine direkte Bahnverbindung von Recklinghausen über Herne, Bochum bis Witten.

Wer zurzeit mit dem Auto von Witten nach Norden fahren möchte, landet ziemlich sicher im Stau: Denn die A 43 ist für dem sechsspurigen Ausbau eine Dauerbaustelle, die erst 2029 fertig sein soll. Auch deswegen lebt eine alte Nahverkehrsidee wieder auf: Eine Zugverbindung auf der Nord-Süd-Achse im östlichen Ruhrgebiet. Zwischen Recklinghausen und Bochum soll diese nun kommen. Der Regionalverband Ruhr (RVR) empfiehlt sogar eine Verlängerung bis Witten.

Bis die neue Verbindung kommt, dauert es

Die Städte, die die A 43 verbindet, sind für Zugreisende schlecht miteinander verknüpft. Fahrgäste müssen umständlich umsteigen, dabei würde die Fahrzeit bei einer Direktverbindung zwischen Bochum und Recklinghausen mit Halt in Herne nur knapp 20 Minuten betragen. Im Recklinghäuser Rathaus stellte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) nun zwei Planungsvarianten vor – dabei wird Witten nicht berücksichtigt.

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Demnach ist die neue Zugverbindung im Nahverkehrsplan erst für 2020-2030 vorgesehen, denn dazu müssten zum Teil einspurige Gütergleise für den Personenverkehr ausgebaut werden.

Laut RVR sei eine Verlängerung über Bochum hinaus nach Witten sinnvoll. Auf der Achse gebe es eine hohe Nachfrage. Ein Nahverkehrsexperte des RVR: „Angesichts der vielen Pendler hat eine Verdichtung der Strecke Potenzial. Bislang fahren nur zwei Züge pro Stunde und die Straßenbahn braucht über Langendreer viel zu lange.“

Bereits U 35 bis Witten geplant

Trotzdem stünden die Chancen für die Verbindung schlecht. Denn eine Weiterfahrt am Bochumer Hauptbahnhof sei technisch schwierig umzusetzen und bräuchte aufwändige Umbauten – wie neue Gleise und Brücken.

„Trotzdem muss man im Grundsatz weiter an der Nord-Süd-Verbindung festhalten“, findet Andreas Müller, frisch pensionierter Verkehrsplaner der Stadt Witten. Schon seit den 1990er Jahren engagiert er sich für eine solche S-Bahn-Verbindung. „Bislang gibt es nur die U35, man bräuchte aber eine schnelle Verbindung, die die Region enger zusammenrückt.“

Ironie der Geschichte: Die U-Bahnlinie 35 war eigentlich von Recklinghausen bis Witten geplant. Die Ruhrstadt stieg aus Kostengründen damals aus, 1989 wurde nur ein Torso zwischen Bochum und Herne eröffnet.

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Andreas Müller gibt noch einen weiteren Aspekt zu bedenken: „Bevor man in eine kompliziertes Knotenwirrwarr von Eisenbahnlinien eingreift, sollte man aufs Fahrrad setzen. Es ist kostengünstiger, eine vernünftige Trasse nach Bochum zu bauen.“

Ob die Verbindung nach Recklinghausen nun kommt oder nicht – auf jeden Fall stünden auf der Achse Witten-Bochum Verbesserungen an, ergänzt der RVR-Sprecher. Wie berichtet, würde Witten indirekt von einem Halt für die neue Schnelllinie RRX in Landendreer profitieren. Im Zuge dessen soll nämlich auch die Taktung der Straßenbahnlinie 310 erhöht werden – günstig wirkt sich das für Anwohner aus, die in der nördlichen Innenstadt wohnen.

>>> HINTERGRUND 2020 wird der Wittener Hauptbahnhof IC-Halt

Ende 2020 soll Witten wieder an den Fernverkehr angeschlossen werden. Der neue Intercity 34 führt von Frankfurt über die Ruhr-Sieg-Strecke, Iserlohn, Witten, Dortmund, Hamm und Münster bis an die Nordsee. Von Witten kann man dann ohne umzusteigen nach Frankfurt oder Norddeich fahren.

  • Die IC-Linie ist Teil der Fernverkehrsoffensive der Bahn. Die Doppelstockwagen des Typs „Intercity 2“ seien bereits bestellt. Darin gebe es auch Kleinkindabteile und Fahrradplätze.