Herne. . Die A43 wird in den kommenden Jahren auf sechs Spuren verbreitert. Allein die Arbeiten an einem neuen Tunnel sollen über vier Jahre dauern.
Wieder einmal Stau. Die Autos quälen sich auf der A 42 im Kreuz Herne an der gesperrten Spur vorbei. Auf dem hohen Erdwall an der Eisenbahnbrücke bohrt eine Maschine Löcher in den Bahndamm. Die Arbeiten für den Ausbau der A 43 sind spätestens jetzt für die staugeplagten Fahrer unübersehbar. Auf insgesamt 22 Kilometern sollen die Autobahn und ihre Kreuze in den kommenden Jahren auf sechs Spuren verbreitert werden. Nachdem in den vergangenen Monaten dafür an den Rändern erst einmal nur Bäume ihr Holz lassen mussten, geht es jetzt zur Sache: Bombensuche und Vorbereitungen für den Tunnelbau.
Über die Eisenbahnbrücke rattert die S-Bahn. In ein paar Jahren sollen wenige Meter darunter Autofahrer in Richtung Gelsenkirchen von der A 43 kommend aus dem neu gebauten Tunnel rauschen – dann hoffentlich ohne Stau. Eine hohe Erd-Rampe haben Arbeiter aufgeschüttet. Dort oben ragt alle 1,5 Meter ein Schlauch 18 Meter in die Tiefe. Die Bahngleise sollen bei den Tunnelarbeiten nicht einsacken, deshalb muss der Bahndamm jetzt verdichtet werden. Und das 450 Mal. Die Bauarbeiter müssen sorgfältig arbeiten: Weil der Damm aus Schlacke aufgeschüttet wurde, ist es beinahe unmöglich, mögliche Blindgänger aufzuspüren.
Fernmeldeleitung musste verlegt werden
Eine schwarze Fernmeldeleitung schlängelt sich auf Stelzen um den Hügel herum. Sie musste verlegt werden, brauchen die Schilderbrücken doch weiter Strom. Von dem kleinen Hügel hat Rolf Witte eine gute Aussicht über „sein“ Projekt. Er zeigt auf die ineinander verschlungenen Fahrbahnen. „Da hinten, an der Kirche, da kommt dann der Tunnel ‘raus. Es bleibt nix so, wie es ist.“
Ein Mann mit viel Erfahrung: Seit 44 Jahren arbeitet der Wattenscheider beim Landesbetrieb Straßen NRW, er war bereits für den Bau des Kreuzes Bochum verantwortlich. Schon vor zwei Jahren hätte der heute 64-Jährige in Rente gehen können – wollte er aber nicht. Den Brückenneubau an der Forellstraße Mitte des Jahres wird Rolf Witte noch überwachen, erst im November ist Schluss für ihn. Knapp zwei Jahre sollen die Bauarbeiten dort dauern. Gesperrt werden müsse an der Forellstraße aber nichts, „das ist breit genug, dass immer zwei Spuren unten drunter passen.“
Die Arbeiten für den Tunnel durch das Kreuz Herne sollen dagegen erst frühestens Ende 2018 beginnen. Über vier Jahre soll das dauern und über mehrere Teilabschnitte gehen. Dafür müssen – vereinfacht gesagt – Stützwände aufgestellt werden, „dann kommt ein Deckel darauf“, sagt Witte.
200 verschiedenen Verkehrsführungen geplant
Dass die Riesen-Baustelle Auswirkungen auf die Autofahrer haben wird, ist für den Projektleiter klar. „Wir haben in dieser Zeit mit knapp 200 verschiedenen Verkehrsführungen geplant. Das lässt sich nicht vermeiden.“ Zu Sperrungen werde es immer wieder kommen. Trotzdem solle der Verkehrsfluss so wenig wie möglich beeinflusst werden.
Die Vermeidung von Stau, die Bauarbeiten im laufenden und manchmal auch stockendem Betrieb – Herausforderungen gibt es viele bei dem 270-Millionen-Euro-Projekt. So etwa auch die aktuell 22 Verdachtspunkte für Blindgänger. „Das war hier Hauptabwurfzone“, sagt Rolf Witte. „Das merken wir schon sehr.“ Drei mögliche Blindgänger werden kurz vor dem Kreuz Herne auf der A 43 in Richtung Bochum in dieser Woche ausgebuddelt und im Zweifel entschärft.
>> WEITERE INFORMATIONEN: A43 in Zahlen
Der zweite Abschnitt des A 43-Ausbaus ist 4,2 Kilometer lang und verläuft vom Rhein-Herne-Kanal bis kurz vor die Anschlussstelle Bochum-Riemke.
Von 25 Brücken müssen 21 Bauwerke wegen Verschiebungen neu gebaut werden. Besonders schwierig ist die Erneuerungen von fünf Eisenbahnüberführungen.