witten. . Seit 37 Jahren ist Sabine Hülsten aus Witten unterwegs. Gerade war sie in Haltern. Die Schäferin erzählt von Problemen und einem Taufspruch.

Den Bewohnern von Lippramsdorf in Haltern am See bot sich ein idyllisches Bild: Schäferin Sabine Hülsten aus Witten zog mit ihrer Herde durch die Straßen. Auch die Autofahrer blieben begeistert stehen, um die Schafe zu bestaunen.

Die Schäferin ist schon seit 37 Jahren mit ihren Tieren im Ruhrgebiet unterwegs. Doch die Idylle trügt, denn der Beruf ist anstrengend, verantwortungsvoll, und Sabine Hülsten muss kostendeckend arbeiten. „Wir leben vom Verkauf der Lämmer“, erzählt die 55-jährige, energiegeladene Wittenerin. Im Sommer ist sie jeden Tag bei Wind und Wetter mit ihren 350 Tieren unterwegs, sucht Futterstellen und betreut die Vierbeiner bei Verletzungen.

„Die Hinterlassenschaften dienen als Dünger“

Am Nachmittag zieht Sabine Hülsten mit den Tieren auf die nächste Wiese und lässt sie dort grasen. Das ist für die Schäferin ein gegenseitiges Geschäft. „Die Schafe fressen die Wiese ab, und ihre stickstoffhaltigen Hinterlassenschaften sind Dünger für den Bauern.“

Morgens um 8 Uhr beginnt ihr langer Tag. Die Umzäunung, in der die Tiere die Nacht verbracht haben, wird abgebaut und los geht es. Drei Hunde begleiten Sabine Hülsten auf ihrer Wanderung durch Orte und Landschafen. Die engagierte Schäferin erklärt: „Die Hunde passen in den Ortschaften auf, dass die Schafe nicht in die Vorgärten gehen und dort Pflanzen abfressen. Das könnte für die Schafe gefährlich werden, denn es gibt Pflanzen, die den Tieren Schaden zufügen können.“

Herumlaufende Hunde sind ein großes Problem

Die meisten Probleme hat Sabine Hülsten jedoch mit herumlaufen Hunden. Eigentlich könnte sie schon am frühen Nachmittag, wenn die Schafe satt sind, Feierabend machen – doch sie bleibt bei der Herde, bis sie sicher sein kann, dass die Hundebesitzer ihre Gassi-Runden beendet haben.

Empört erzählt sie: „Die freilaufenden Hunde jagen die Tiere. Bei einem trächtigen Schaf kann es dadurch dazu kommen, dass das ungeborene Lamm im Bauch stirbt. Wir haben so schon viele Schafe verloren. Außerdem müssen die Muttertiere dann behandelt werden, damit sie noch weiter Lämmer gebären können.“

Ihre drei Hunde, allen voran Max, schützen deshalb auch über Nacht die Herde, die umgeben ist von einem Elektrozaun. Am Abend fährt Sabine Hülsten nach Haus.

Beruf wurde der Wittenerin in die Wiege gelegt

Der Beruf war ihr, ohne dass sie es wusste, bei der Taufe in die Wiege gelegt worden. „Mein Taufspruch war: Der Herr ist mein Hirte“, erzählt sie und lacht dabei. Ihre Eltern waren nicht begeistert, als sie den Beruf wählte, doch die Schäferin aus Leidenschaft fühlt sich draußen in der Natur am wohlsten.

Insgesamt gibt es in Deutschland noch etwa 900 Berufsschäfer. Deren Zukunft ist ungewiss. Während in 22 europäischen Mitgliedsstaaten nach Angaben des Bundesverbandes der Berufsschäfer Weidetierprämien für Schafe und Ziegen gezahlt werden, müssen sich die deutschen Schäfer am Markt behaupten.