Witten. . Kurz vor Heiligabend bekamen die Schafe von Familie Berendsen Nachwuchs. Normalerweise lammen die Tiere im Frühjahr. Den Kleinen geht es gut.
Zwei kleine, wuschelige Lämmer kamen pünktlich zum Weihnachtsfest unter der Obhut von Schäferin Dunja Berendsen in Durchholz zur Welt. „Das ist fast so wie damals in Bethlehem“, sagt die 46-Jährige. „Schafe gehören doch irgendwie zu Weihnachten dazu.“ Die braungelockten Lämmer heißen Lilly und Lena und halten nicht nur die beiden Mutterschafe, sondern die ganze Familie Berendsen auf Trab.
„Normalerweise lammen die Schafe im Frühjahr – so um die Osterzeit“, sagt die Expertin. „Da haben es die Kleinen leichter. Aber unsere beiden Damen sind neu in der Herde. Als wir sie gekauft haben, war der Bock offenbar schon bei ihnen gewesen.“ Und so kam der Nachwuchs überraschend und unerwartet – bereits vor drei Wochen.
Herde besteht aus 100 Tieren
Jetzt sind die Tiere umgezogen, auf die Weide neben dem Wohnhaus der Familie Berendsen. Dort gibt es reichlich Auslauf und einen großen, wettergeschützten Unterschlupf. „Wenn die Tiere nah am Haus sind, bin ich ruhiger“, sagt die Schäferin. „Und wir können schneller nach dem Rechten sehen.“ In der „richtigen Lammzeit“ stehen übrigens alle trächtigen Schafe am Haus und Dunja Berendsen schläft mit offenem Fenster. „Da höre ich sie blöken, wenn etwas nicht stimmt.“
Vor drei Jahren ist die Familie von Sprockhövel nach Durchholz gezogen. „Wir haben ein Grundstück für unsere Schafe gesucht und ein Paradies für die ganze Familie gefunden“, sagt Berendsen. „Etwas abseits der Hauptstraße mit einem 200 Jahre alten Maronenbaum neben dem Haus.“
Drei Generationen unter einem Dach
Fell ist bei der Geburt rotbraun, hellt später auf
Die Herde der Familie Berendsen besteht aus „Coburger Fuchsschafen“ – eine alte Landschaf-Rasse, die auf der roten Liste steht.
Die Lämmer der Coburger Fuchsschafe haben bei der Geburt eine goldgelbe bis rotbraune Farbe. Wenn sie älter werden, hellt ihr Fell auf – außer an Kopf und Beinen.
Dort wohnen jetzt drei Generationen unter einem Dach – die vierköpfige Familie, Dunja und Stefan Berendsen mit den Kindern Lennart (11) und Marla (8), sowie Oma Elfriede (80). Hinzu kommen jede Menge Tiere auf dem rund 4000 Quadratmeter großen Grundstück: vier Hunde, zwei Katzen, acht Hühner, ein Hahn und fünf Laufenten. Die Schafherde ist inzwischen auf 100 Tiere angewachsen. Sie stehen auf verschiedenen Weiden in der nahen Umgebung – besipielsweise auf der Ruhrhalbinsel hinter der Firma Lohmann.
Angefangen hatte alles vor acht Jahren. Die Familie lebte damals noch auf einem alten Resthof in Hattingen. „Eine Nachbarin brachte mir drei Flaschenlämmer, die sie als Findelkinder aufgepäppelt hatte“, sagt die Tierfreundin. „Nach drei Monaten wurden sie für ihren Garten zu groß. Wir hatten genug Platz und haben die drolligen Tiere aufgenommen.“
Das entfachte bei Dunja Berendsen den Wunsch, Schäferin zu werden. Also machte sie eine Ausbildung beim Schafzuchtverband des Landes, die aus Kursen und Sachkundenachweisen in Theorie und Praxis besteht. „Aber man lernt nie aus“, sagt sie. „Vor allem in der Geburtshilfe muss man als Züchterin fit sein.“ Da sie ihre Tiere auf der Koppel hält, fressen sie das, was sie draußen auf der Weide finden. Jetzt im Winter bringt die Schäferin zudem fast täglich einen Leckeimer auf die Weiden. Das ist eine Mischung aus Mineralien, Salz und Zuckerrüben.
Die ganze Familie hilft mit
Auch die Kinder von Dunja Berendsen helfen tatkräftig mit. Sohn Lennart war drei Jahre alt, als seine Mutter die ersten Lämmchen aufnahm. Von den neuen Spielkameraden war er damals begeistert. Seine kleine Schwester Marla will ihm dabei in nichts nachstehen. Die Kinder haben den neugeborenen Lämmern auch ihre Namen gegeben.
Wie viele Stunden die Familie täglich in die Pflege ihrer Tiere investiert, kann keiner so genau sagen. „Es ist ein 24-Stunden-Job an sieben Tagen in der Woche“, sagt Ehemann Stefan Berendsen. „Aber für unsere Kinder sind die Tiere sehr wichtig. Sie wachsen naturnah und geerdet auf.“ So stand auch das Weihnachtsfest der Familie ganz im Dienste der Schafe. Wie bei den Hirten, die damals zur Krippe in Bethlehem eilten.