Bochum/Witten. . Er hat ganze Küchen im Internet bestellt, ohne sie zu bezahlen. Der „Warenkatalog“ eines 27-jährigen Angeklagten umfasst ein breites Sortiment.

Der 27-jährige Angeklagte aus Witten hat am Donnerstag vor dem Bochumer Landgericht zahlreiche Betrügereien im Internet zugegeben. „Das war schnell verdientes Geld“, erklärte er. Es geht um 84 Delikte.

Er habe wechselnde Jobs gehabt und sei dann arbeitslos gewesen, sagte der Mann. Seine Masche: Er bestellte online Waren, meist unter falschem Namen – Handys, Kleidung, Sportgeräte, Möbel, Kameras, Uhren und sogar einen kompletten Küchenblock sowie Laminat für eine neue Wohnung. Die Ware wurde geliefert, aber nicht von ihm bezahlt, sondern meistens – mit Ausnahme der Küche – weiterverkauft. Davon lebte er.

Auch Rechnung im Parkhotel nicht bezahlt

Der junge Mann hat auch eine Hotelrechnung über 614 Euro im Wittener Parkhotel nicht bezahlt, wo er sich ab 30. August 2016 für eine Woche einquartiert hatte. „Ich hatte eine Räumungsklage erhalten und brauchte eine Unterkunft zum Schlafen“, sagte er vor Gericht. Zu seinen Eltern und Geschwistern habe er seit langem keinen Kontakt mehr und Freunde gab es auch nicht.

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Der Staatsanwalt wirbt ihm vor, sich durch seine Betrügereien zwischen 2013 und 2016 eine dauernde Einnahmequelle verschafft zu haben. Dass der Mann diese Masche selbst dann noch fortsetzte, als er 2016 die Ladung zum Antritt einer Haftstrafe erhielt, erstaunte die Richter. „Das macht süchtig“, erklärte der Angeklagte.

Sogar Waren im Namen der Bürgermeisterin bestellt

Er habe Sachen bestellt, die viele Leute haben wollten. Um etwaige Bonitätsprüfungen der Lieferanten zu bestehen, bestellte er auf den Namen von früheren Arbeitskollegen, einer Vermieterin und sogar im Namen von Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Liefern ließ er sich die Waren nach Hause – und sogar in ein Altenheim, in dem er gemeinnützige Arbeit leistete, weil er eine Geldstrafe nicht bezahlt hatte.

Das habe er nur gemacht, weil er dort tagsüber arbeitete und nicht zu Hause gewesen wäre, wenn der Paketbote geklingelt hätte, betonte er. Die Vorsitzende Richterin dagegen wertete dieses Vorgehen als besonders dreist. Der Mann gab an, über die angeklagten Taten hinaus und den damit verbundenen Schaden Schulden zwischen 15 000 und 20 000 Euro zu haben.

Derzeit arbeite er selbstständig, erhalte Hartz 4 und sei Aufstocker. Aktuell sei ihm eine Festanstellung im Garten- und Landschaftsbau sicher. Erst, als er eine halbjährige Haftstrafe verbüßen musste, sei ihm klar geworden, was für einen Mist er da produzierte. Der Mann, der mit seiner Verlobten und einer fünf Jahre alten Tochter zusammenlebt, bedauert die Betrügereien. Der Prozess geht weiter. (boro)