Bochum/Witten. . Ein Angeklagter soll eine Wittenerin um 20.000 Euro erleichtert haben. Der Prozess, in dem es nicht nur um diese Tat geht, wurde nun fortgesetzt.

Der Prozess um besonders schweren Raub ist jetzt fortgesetzt worden. Der Angeklagte (36) soll unter anderem eine 74 Jahre alte Frau aus Witten 2017 mit dem sogenannten Polizistentrick um 20 000 Euro erleichtert haben. Weitere Anklagen betreffen Überfälle auf Hausbesitzer im Jahr 2013. Das Landgericht Bochum vernahm am Mittwoch ein 76 Jahre altes Opfer aus Köln.

Der Mann soll bei dem brutalen Überfall in seinem Haus zusammen mit seiner Frau gefesselt und misshandelt worden sein. Er leide heute unter einer mittelgradigen posttraumatischen Belastungsstörung, sagte eine Psychotherapeutin (52) als Sachverständige aus. Er habe Schlafstörungen und Albträume, sei schreckhaft und reizbar geworden. Der Senior erwägt, das Haus zu verkaufen, wo er überfallen wurde.

Richter-Rüge: Immer wieder was anderes ausgesagt

Der Richter rügte mehrfach, dass der Zeuge in seinen Vernehmungen ständig andere Aussagen treffe. Auch die Angaben im Attest der Psychologin unterscheiden sich gravierend von bisherigen Schilderungen. Er habe die Folgen des Überfalls in der Vergangenheit verdrängt, sagte der Zeuge. Durch seine Vernehmung sei alles noch einmal hochgekommen. Da er die Folgen seelisch als belastend empfinde, habe er eine professionelle Beratung gesucht.

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Damals, direkt nach der Tat vor fünf Jahren, bei der Bargeld und Schmuck von drei maskierten Tätern entwendet worden waren, habe er keinen vertrauenswürdigen Ansprechpartner gefunden und die Therapieansätze abgebrochen. „Mir geht es heute echt schlecht“, so der Kaufmann aus Köln. Er leide auch an körperlichen Schäden wie Schmerzen im linken Bein, ausgelöst durch Fußtritte beim Raubüberfall.

Tat durch zufälligen DNA-Treffer aufgeklärt

Der Raub war 2017 durch einen zufälligen DNA-Treffer aufgeklärt worden. Der angeklagte 36-Jährige hat gestanden. Für das Strafmaß spielt die Frage eine große Rolle, inwieweit die Opfer durch die Taten betroffen sind und ob sie immer noch unter den Folgen leiden.

Das Gericht hat Zweifel an der Traumatisierung des Zeugen, weil diese Angaben erst jetzt, fünf Jahre nach der Tat, kommen. „Der Versuch, ein solches Trauma selbst zu bewältigen, ist nicht ungewöhnlich“, sagte die Gutachterin, gerade bei ältere Menschen. Sie rate dem Zeugen zu einer ambulanten Psychotherapie und der Einnahme von Antidepressiva.

Diebesgut im Wert von 100 000 Euro erbeutet

Laut Anklage sollen der Angeklagte und zwei Mittäter bei zwei Überfällen 2013 insgesamt Diebesgut im Wert von 100 000 Euro erbeutet haben. 2017 soll sich der Angeklagte mit bisher unbekannten Komplizen, darunter eine Frau, zusammengeschlossen haben, um ältere Menschen abzuzocken.

Dabei gaben sie sich als Polizisten aus, um an Vermögenswerte zu gelangen. Das hat der Angeklagte gestanden.