Witten. . Was Städte wie Dortmund oder Sprockhövel längst haben, könnte es bald auch in Witten geben: eine letzte Ruhestätte für Fiffi und andere Tiere.
Heiligabend 2016 vergisst Susi Bergstein nie. Es war ein trauriges Weihnachtsfest, da sie just am 24. ihren Hund Quentin einschläfern lassen musste. „Es war, als wenn ich ein Kind verloren hätte“, sagt die 53-Jährige. Weil sie in Witten keine Begräbnisstätte für den Mischling fand, steht die Urne mit seiner Asche heute auf einer Kiste im Wohnzimmer. Um anderen die Möglichkeit zu geben, ihr geliebtes (Haus-) Tier würdevoll zu bestatten, schlägt die SPD-Ratsfrau nun einen Tierfriedhof für Witten vor.
Aus dem Anliegen, das Susi Bergstein schon lange am Herzen liegt, ist bereits ein politischer Antrag geworden. Die SPD holte ihren Bündnispartner CDU mit ins Boot und beauftragt nun als Groko die Verwaltung, mögliche Standorte zu prüfen.
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Umliegende Städte wie Dortmund oder Sprockhövel haben solche Begräbnisfelder schon seit Jahren, Wittener kämen hier mit ihren Tieren kaum unter. Deshalb sieht Susi Bergstein durchaus Bedarf vor Ort. In Witten gibt es allein 6000 Hunde.
„Selbst vom Hamster vernünftig Abschied nehmen“
„Aber es geht auch um Katzen, Wellensittiche oder Kaninchen“, sagt die Wittenerin. „Menschen könnten selbst von ihrem Hamster vernünftig Abschied nehmen.“ Natürlich werden Haustiere auch im eigenen Garten verbuddelt. Was aber eigentlich nicht gestattet ist, zumindest nicht bei größeren Kadavern. Die Stadt verweist auf die Pflicht, sie in Tierkörperbeseitigungsanlagen zu bringen.
Weil viele Tiere heutzutage zur Familie gehörten, wünscht sich Susi Bergstein einen würdevolleren letzten Weg für den geliebten Fiffi oder das Kätzchen. „Hinterbliebene kommen oft mit ihren Tieren auf den Friedhof, wenn sie Angehörige besuchen“, sagt die Sozialdemokratin, die selbst als Friedhofsgärtnerin tätig war. „Aber wohin mit den Tieren, wenn sie einmal tot sind?“ würden viele fragen.
Die Genossin könnte sich vorstellen, eine nicht mehr benötigte Friedhofsfläche zu nutzen – von denen es eigentlich immer mehr geben müsste, da die Zahl der Urnenbestattungen immer größer wird, wie sie meint. Die CDU hat sogar schon eine konkretes Gelände vorgeschlagen, ein unbebautes Grundstück hinter dem städtischen Friedhof Heven an der Kreuzung Billerbeck-/Potthoffstraße.
Es kommt auch ein privater Betreiber in Frage
Die Stadt soll nun nicht nur mögliche Flächen prüfen, sondern auch die Frage, wer einen Tierfriedhof unterhalten könnte. Auch ein privater Betreiber sei denkbar, meint die Ratsfrau, die dann aber eine städtische Aufsicht für erforderlich hält, ebenso wie eine verlässliche Kostentabelle. Wenn Tiere sterben, ist das nicht billig. Die Einäscherung von Hund Quentin kostete mit Urne 300 Euro.