Witten. Gerhard Koetter ist Experte für die Bergbaugeschichte Wittens. Jetzt wurde sein Buch über das schwarze Gold des Muttentals neu aufgelegt.

  • Gerhard Koetter ist Experte für die Wittener Bergbaugeschichte, über die er Bücher und Aufsätze schrieb
  • Jetzt wurde sein Buch, das vom schwarzen Gold des Muttentals handelt, neu aufgelegt
  • Nicht zuletzt hat sich dafür der Regionalverband Ruhr (RVR) stark gemacht

Wer sich für Wittens Bergbaugeschichte interessiert, stößt immer wieder auf Gerhard Koetter. Der ehemalige Leiter der Erlenschule ist ein Experte in Sachen Kohleabbau in der Ruhrstadt, hat hierzu Bücher und Aufsätze verfasst. Am morgigen Mittwoch (22.11.) spricht der Hevener auf der Zeche Nachtigall über sein Buch „Als Kohle noch Zukunft war“. Auf 224 reich bebilderten Seiten bringt der 81-Jährige Lesern die Bergbaugeschichte und Geologie des Muttentals und der Zeche Nachtigall nahe.

Koetters Buch ist nicht neu, sondern eine zweite, veränderte Auflage seines Buches „Bergbau im Muttental“ (2001), das schon seit Jahren vergriffen ist. Ein großes Interesse an einer Neuauflage hatten der Regionalverband Ruhr (RVR), das LWL-Industriemuseum, aber auch die Fördervereine Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier und Westfälisches Industriemuseum Zeche Nachtigall.

Männer, die Wittener Bergbaugeschichte schrieben

Detailreich schildert der Autor, warum sich Witten stolz „Wiege des Ruhrbergbaus“ nennen kann, was Interessierte auf dem neun Kilometer langen Bergbaurundweg durch das Muttental entdecken und welche Männer einst Wittener Bergbaugeschichte schrieben. Wie etwa der Großbauer Johann Henrich Oberste Frielinghaus (1728-1801), der seinen Hof in Bommern hatte. Oder Carl Ludwig Berger (1794-1871), der über einen umfangreichen Bergwerksbesitz verfügte, „zu dem mehrere Stollenzechen in Witten, Bommern und im heutigen Bochum-Dahlhausen gehörten“. Nicht zu vergessen die adeligen Besitzer des alten Rittersitzes Haus Steinhausen, die sich an Bergbau-Unternehmungen beteiligten – wie etwa Ludwig von Elverfeldt (1794-1873).

Ein Hingucker: das südliche Tor am Nachtigallstollen im Muttental. Es erinnert kunstvoll an die Arbeit der Bergleute vergangener Zeiten.
Ein Hingucker: das südliche Tor am Nachtigallstollen im Muttental. Es erinnert kunstvoll an die Arbeit der Bergleute vergangener Zeiten.

Zusammen mit Carl Ludwig Berger ließ dieser 1829 die Muttentalbahn bauen, mit der die Kohle transportiert wurde. Koetter: „Unter Elverfeldts Leitung hat sich die Zeche Nachtigall zum größten Bergwerk der damaligen Grafschaft Mark entwickelt.“ 1855 sei sie „das größte Bergwerk unserer Gegend“ gewesen. Warum das Muttental auf so engem Raum so viele Abbaumöglichkeiten bot, erläutert der Autor, indem er die dortigen geologischen Gegebenheiten erklärt. Für seinen Text hat er über Jahre in Archiven recherchiert, insbesondere umfangreiche Unterlagen des Landesoberbergamtes Dortmund gesichtet.

Das Muttental ist ein „einzigartiges Freilichtmuseum“

Der Schulleiter verbrachte seine Freizeit auch im Bochumer Bergbaumuseum, im Wittener Stadtarchiv, beim Verein für Orts- und Heimatkunde im Märkischen Museum und im Westfälischen Wirtschaftsarchiv in Dortmund. „Andere haben Krimis gelesen, ich fand das spannend, habe Akten studiert.“ Der frühe Bergbau habe „in unserer Gegend“ im Mittelalter begonnen. In einer Quelle von 1525 werde für Witten zum ersten Mal eine „Kohlbank“ in einer Gerichtsakte des Hauses Hardenstein genannt.

Die Zeche Nachtigall 1859 bei den Schächten Herkules und Neptun. Gerhard Koetter entdeckte das Motiv im Märkischen Museum im Kopf einer Rechnung.
Die Zeche Nachtigall 1859 bei den Schächten Herkules und Neptun. Gerhard Koetter entdeckte das Motiv im Märkischen Museum im Kopf einer Rechnung. © Thomas Nitsche

„Während im Norden des Ruhrgebiets das Steinkohlengebirge unter einer Deckschicht verborgen in der Erde liegt, treten die Flöze in den Bergen an der Ruhr und südlich davon an die Erdoberfläche.“ Unsere Vorfahren hätten sie leicht entdecken und danach graben können. Und an diese Anfänge der Steinkohlengewinnung erinnere der Bergbauwanderweg Muttental. Für Gerhard Koetter ein „einzigartiges Freilichtmuseum“ an einem Originalschauplatz. Vor zehn Jahren erschien sein Wanderführer „Von Flözen, Stollen und Schächten im Muttental“, den Interessierte noch über den Klartext-Verlag in Essen beziehen können.

Als Schüler schon auf der Zeche Holland gearbeitet

Der Hevener ist dem Bergbau seit seiner Jugend verbunden. Seine Großväter waren Bergleute. Als Gymnasiast, später auch als Student, hat Koetter auf der Zeche Holland in Herbede gearbeitet, die 1972 geschlossen wurde. „Sie war auf dem Gelände des heutigen Autohauses Kogelheide. Die letzte Großzeche in Witten!“

Gerhard Koetter. Als Kohle noch Zukunft war. Bergbaugeschichte und Geologie des Muttentals und der Zeche Nachtigall. Hrsg.: Förderverein Westfälisches Industriemuseum Nachtigall e.V., Witten, Klartext-Verlag, Essen 2017, 15,95 Euro.