Bochum/Witten. Einer der Angeklagten schildert, wie er die Leiche des Autoverkäufers auf dem Beifahrersitz in ein Waldstück in Witten-Durchholz transportierte.

  • Im Mordprozess um einen geraubten Audi-Spoortwagen R8 ist weiter unklar, wer den Verkäufer erdrosselt hat
  • Einer der beiden Angeklagten schilderte vor Gericht, wie er die Leiche in ein Auto geschleppt und im Wald in Witten abgelegt habe
  • Beide Angeklagten (30, 33) bezichtigen sich gegenseitig, den Autoverkäufer getötet zu haben

Der Mord an dem russischen Verkäufer (29) eines Audi R8-Sportwagens bleibt auch nach dem fünften Prozesstag ungeklärt. Beide Angeklagten, ein 33-jähriger Bochumer und ein 30-jähriger Dortmunder, räumen am Bochumer Schwurgericht zwar ein, bei dem Mord am 16. Januar in der Wohnung des Älteren im Norden von Bochum-Werne dabei gewesen zu sein.

Allerdings bezichtigen sie sich gegenseitig, den Russen erdrosselt zu haben. Eine Situation, die in dem Indizienprozess nicht nur die Schwurrichter vor eine schwere Aufgabe stellt, sondern auch die jeweiligen Verteidiger.

Die Anklage geht davon aus, dass beide gemeinsam den heimtückischen Mord aus Habgier begangen haben, um den für 81 000 Euro angepriesenen R8 zu erbeuten.

Leiche abtransportiert: „Ich die Kopfseite, er die Beine“

Am Mittwoch schilderte der 30-jährige Angeklagte, wie er nach dem Mord nachts die Leiche von Bochum in ein Waldstück nach Witten-Durchholz geschafft hat. Sein Mitangeklagter habe ihm „Anweisungen gegeben“. Beide hätten die in Plastiktüten und einen Bettbezug verpackte Leiche von der Wohnung in ihren Audi TT geschleppt – „ich die Kopfseite, er die Beine“. Dann sei der Mitangeklagte mit dem R8 des Toten vorneweg gefahren, er mit einem Audi TT (und der Leiche auf dem Beifahrersitz) hinterher. Im Wald in Witten habe der Mitangeklagte ihm gesagt: „Da hinten muss er rein, in dieses Gebüsch.“

Um diesen Audi R8 geht es. Die verlangten 81 000 Euro war er aber nicht wert.
Um diesen Audi R8 geht es. Die verlangten 81 000 Euro war er aber nicht wert. © Polizei Bochum

Nach dem Mord fuhren die beiden Angeklagten mit dem teuren Sportwagen des Mannes herum, der tot im Wald lag. Unter anderem präsentierten sie ihre PS-starke Errungenschaft an einem sehr belebten Großimbiss in Bochum-Gerthe. Ein Zeuge (25) über den 33-jährigen Angeklagten und seinen mutmaßlichen Komplizen: „Er hat sich gefreut, dass sie das Auto haben, den ganzen Tag durch die Gegend fahren und Spaß haben. Beide waren super drauf.“ Auch im Internet wurde mit dem R8 geprotzt.

Lotto-Gewinn vorgegaukelt

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Der 33-Jährige soll erzählt haben, dass er das Auto durch einen Lotto-Gewinn (680 000 Euro) habe kaufen können. „Wie kannst Du so ein Glück haben“, fragte eine Bekannte damals den R8-Fahrer. Geglaubt habe sie das „nicht wirklich“. Tatsächlich war der Lotto-Gewinn eine Lüge. Die Anklage geht davon aus, dass der Angeklagte überhaupt kein Geld für den R8 gehabt hatte; was dieser bestreitet.

Dieselbe Zeugin hatte der 33-Jährige übrigens auch einmal gefragt, ob sie ihm K.o.-Tropfen besorgen könne.

Ein weiterer Zeuge (53) beschreibt den 33-Jährigen am Mittwoch so: „Eigentlich lustig, lebensfroh.“ Aber auch: „Große Klappe, im Mittelpunkt stehen wollend.“

Ein Urteil wird frühestens im Oktober erwartet. Beiden Angeklagten droht im für sie schlimmsten Fall lebenslänglich.