Witten. Die Betriebsgesellschaft stellt sich einen Anbau mit 60 Betten vor. Das Freizeitzentrum Kemnade sieht keine Konkurrenz zu einem Seehotel.

Betriebsgesellschaft könnte sich Anbau mit 60 Betten vorstellen

Auch Freizeitzentrum Kemnade sieht keine Konkurrenz zu möglichem Seehotel an Stadtgrenze

Beide würden nämlich andere Zielgruppen ansprechen

Die Hotelpläne am Kemnader See schlagen deutlich höhere Wellen als er selbst. „Es soll zwar auf Bochumer Gebiet direkt an unserer Stadtgrenze entstehen. Aber Witten profitiert nicht davon, sondern trägt die Lasten. Etwa durch weitere Parkplätze, die auf Wittener Gelände entstehen würden“, ärgert sich SPD-Ratsmitglied Klaus Pranskuweit. Schon CDU- und Grünen-Politiker hatten in dieser Zeitung ihre Zweifel an den dortigen Hotelplänen geäußert.

Pranskuweit ist neben Claudia Gah (CDU) und Thilo Gebert (SPD) Beiratsmitglied der Haus Herbede Betriebs-GmbH. Er bringt als Alternative einen Hotelbau am dortigen historischen Gebäude ins Spiel. „Seit zwei Jahren sprechen wir schon darüber. Plötzlich kommt uns nun die Sache mit dem Seehotel auf den Tisch. Zwar ist vom Ruhrverband schon früher von einem solchen Hotel gesprochen worden, aber nicht an der Stadtgrenze zu Witten“, sagt der SPD-Politiker.

"Etwas Bescheidener, das sich dem Denkmalschutz anpasst"

Die Betriebsgesellschaft kann sich ein Haus mit etwa 60 Betten neben dem denkmalgeschützten Gemäuer an der Von-Elverveldt-Allee vorstellen. „In Aussehen und Anzahl der Stockwerke muss es sich natürlich anpassen“, betont Geschäftsführer Wilfried Perner, früherer Chef der Freizeitgesellschaft Kemnade. Schon zu seiner Dienstzeit dort sei ein Entwicklungskonzept Kemnader See mit fünf möglichen Hotel-Standorten aufgestellt worden.

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Von Michael Vaupel

Auch Wittens Stadtbaurat Stefan Rommelfanger würde ein Hotel an Haus Herbede begrüßen. „Kein Kongresshotel mit 100 Betten wie das Bochumer, sondern etwas Bescheidenes, das sich dem Denkmalschutz anpasst“, sagt der Beigeordnete. Es könne Herbedes Attraktivität steigern. Derzeit feilten Betriebsgesellschaft, FZK und Stadtverwaltung am Expose zur Neuaufstellung von Haus Herbede, was Gastronomie und ein mögliches Hotel angeht.

Ein Planungsbüro überprüft die Machbarkeit

Das Freizeitzentrum Kemnade zeige „spürbaren Unmut“ über ein Hotel auf Wittener Gebiet, meint SPD-Ratsherr Pranskuweit. Dem widerspricht Betriebsleiterin Franziska Weiße: „Das FZK stellt sich nicht dagegen. Es wäre eine gute Ergänzung zum Bochumer Seehotel, weil beide andere Zielgruppen ansprechen. Haus Herbede eher Gesellschaften, das Seehotel Wassersportler oder Radfahrer.“

Das FZK habe im September 2016 bei einem Wülfrather Planungsbüro eine Machbarkeitsstudie für den Hotelstandort auf dem Behelfsparkplatz in Auftrag gegeben. Weiße: „Die haben bestätigt, dass dies ein guter Standort wäre.“

Restaurant soll im April 2018 wieder öffnen

„Haus Herbede ist ein Juwel“, lobt SPD-Ratsmitglied Klaus Pranskuweit. Der Herbeder würde sich dort einen Hotel-Anbau wünschen. Allerdings funkelt der Juwel derzeit nicht so, wie er könnte. Denn das Restaurant ist seit Oktober 2016 geschlossen. Spätestens im April 2018 soll es aber unter neuer Leitung wiedereröffnen.

„Wir sind intensiv dabei, einen neue Betreiber zu finden“, sagt Wilfried Perner, Geschäftsführer der Haus Herbede Betriebs-GmbH. „Mit zehn Bewerbern haben wir schon gesprochen, drei sind in der engeren Auswahl.“ Sie kommen aus Witten, Essen und Bochum.

Bewirtung bei Veranstaltungen läuft schon gut

Seit im Oktober 2016 das Pächterehepaar Esther und Andreas Becker Hals über Kopf kündigte und verschwand, hat der Wittener Caterer Michael Keuser die gastronomische Bewirtung für Veranstaltungen übernommen. Die laufen seitdem wie geschmiert weiter.

Keusers Lebenspartnerin betreibt die Pizzeria „Prontissimo“ an der Ecke Ardey-/Schlachthofstraße, die auch das Essen für Events liefert. Auch Michael Keuser habe Interesse gezeigt, das Restaurant von Haus Herbede künftig zu betreiben, so Perner. „Aber er muss gucken, ob er das mit seinen sonstigen geschäftlichen Tätigkeiten in Einklang bringen kann.“ Schon die Eltern des 53-Jährigen betrieben das Restaurant von Haus Herbede. Und zwar bis 1994.

Hereinspaziert soll es ab April 2018 wieder im Restaurant von Haus Herbede heißen.
Hereinspaziert soll es ab April 2018 wieder im Restaurant von Haus Herbede heißen. © Manfred Sander

Gründe für die Kündigung sind nicht bekannt

Das Verhältnis zum Schweizer Ehepaar Becker, das 22 Jahre lang das Haus geführt hatte, sei immer gut gewesen, erinnert sich Perner, der über viele Jahre Chef der Freizeitgesellschaft Kemnade war. „Es war schon enttäuschend, dass die Beckers innerhalb von 14 Tagen dicht gemacht haben“, meint er. Die Gründe liegen bis heute im Dunkeln. Denn der Laden sei gut gelaufen.

Bewusst habe man sich dagegen entschieden, sofort einen neuen Pächter zu suchen. Perner: „Denn das wäre ein Betriebsübergang gewesen. Damit hätte der Pächter auch alle finanziellen Verpflichtungen übernommen. Das kann man niemandem zumuten.“