Witten/Bochum. Wittener Hoteliers würden eine neue Herberge überwiegend positiv begrüßen. Der Ruhrtalradweg lässt Übernachtungen in Witten deutlich steigen.

  • Wittener Hoteliers würden neue Herberge überwiegend positiv begrüßen
  • Verband hat Entscheidung zum Hotel am See vertagt
  • Übernachtungszahlen in der Stadt sind durch Ruhrtalradweg deutlich gestiegen

Mit dem Ruhrtalradweg steigen die Übernachtungszahlen in Witten stetig. Ein neues Hotel, das wie bereits berichtet, am Kemnader See geplant ist, könnte ein neuer Besuchermagnet werden. Die Wittener Hoteliers würden den „Neuling“ überwiegend positiv begrüßen.

„Es würde vermutlich eine Marktbelebung bringen. Vielleicht auch Synergieeffekte. Wenn etwa eine Gruppe von 140 Radlern käme, die nicht alle im Seehotel Platz fänden, könnten die übrigen auf andere Wittener Hotels verteilt werden. Davon würden dann alle profitieren“, meint Silvia Urban, Geschäftsführerin des Ardey Hotels. Auch in Haus Hohenstein, Peters Burg oder Haus Ulland sähe man ein Seehotel nicht als bedrohliche Konkurrenz.

Gästezahlen steigen deutlich

2016 wurden laut Stadtmarketing über 15 500 Gäste in Wittener Hotels untergebracht, 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei knapp 26 000 Übernachtungen blieben sie im Schnitt etwa 1,7 Tage. Nicht berücksichtigt sind in diesen Zahlen die Unterbringungen in Ferienwohnungen oder Gästehäusern.

Auch im laufenden Jahr deutet sich eine Steigerung an: Bis April besuchten bereits knapp 5000 Gäste die Hotels der Ruhrstadt, die insgesamt über etwa 500 Betten verfügen. „Vom Ruhrtalradweg profitieren alle. Auch Gasthöfe. Seit er zu den Top Ten der meistbefahrenen Strecken bundesweit gehört, kommen auch ausländische Gäste, die meist etwas länger bleiben“, weiß Jessica Eger vom Stadtmarketing.

Hotel würde direkt an Wittener Stadtgrenze liegen

Wenn das Seehotel tatsächlich käme, würde es auf Bochumer Gebiet direkt an der Wittener Stadtgrenze entstehen. Und zwar am Einfluss des Ölbachs, gegenüber vom Restaurant Cigo’s an der Hevener Straße 335, wo sich jetzt ein Behelfsparkplatz befindet.

Allerdings wurde die Änderung des Planungsrechts, um am See ein Hotel zu errichten, vorerst verschoben. Die zwölfköpfige Verbandsversammlung des zuständigen Planungsverbandes Kemnade, dem die See-Anrainer Witten, Bochum und Hattingen angehören, will im Frühjahr 2018 erneut beraten.

"Infrastruktur muss aufgewertet werden"

Bis dahin sollen die politischen Gremien der Kommungen darüber debattieren. „Was sind die Auswirkungen eines Seehotels? Sind Radfahrer oder Tagungsgäste Zielgruppe? Verkehr und Parken am See sind beim Hotelbau ebenfalls zentrale Themen. Auf jeden Fall müssen wir die Infrastruktur dort aufwerten“, meint Dr. Uwe Rath.

Wittens SPD-Fraktionschef gehört neben Claudia Gah (CDU), Paul Wood (Grüne) und Stadtbaurat Stefan Rommelfanger zur zuständigen Versammlung des Planungsverbandes. Rath: „Wir werden Herrn Rommelfanger bitten, das Thema in Wittens politische Gremien zu bringen.“

Andere Hoteliers sehen keine Konkurrenz

Die meisten Wittener Hoteliers würden eine neue Herberge am Kemnader See nicht als Konkurrenz sehen. „Wer zu uns kommt, sucht Ruhe. Die findet man im hektischen Treiben am Seeufer nicht“, meint Ajit Grewal, Chef von Haus Hohenstein. Das Kemnader Gewässer besuchen jährlich zwei Millionen Gäste.

Eine weitere Belebung durch ein Seehotel sieht er aber nicht: „Denn dadurch werden keine neuen Attraktionen geschaffen. Ein Tauchcenter, das ja auch Thema im Ruhrtal ist, würde ich eher als Belebung bezeichnen“, meint Grewal. Er hält auch mit Kritik nicht hinterm Berg: „Als wir bei der Stadt den Antrag gestellt haben, unser schon vorhandenes Gästehaus um zehn Zimmer zu verlängern, hieß es: ,Oh, im grünen Bereich geht das nicht.’ Aber ein Hotel am Seeufer soll möglich sein?“


Ajit Grewal, Besitzer von Haus Hohenstein, fürchtet keine Konkurrenz vom trubeligen Kemnader See: „Unsere Gäste suchen die Ruhe.“
Ajit Grewal, Besitzer von Haus Hohenstein, fürchtet keine Konkurrenz vom trubeligen Kemnader See: „Unsere Gäste suchen die Ruhe.“ © Thomas Nitsche

Bisher gibt es keine Investoren

„Bis jetzt haben meines Wissens noch keine Investoren angeklopft“, sagt Uwe Rath (SPD). Der Wittener sitzt im zuständigen Gremium des Planungsverbandes Kemnade. Wolle man Investoren finden, sei es sinnvoll, zunächst ein Exposé zu entwickeln und dann in die Ausschreibung und Vermarktung zu gehen.

Doch bisher seien die Inhalte und Ziele eines Seehotels noch nicht konkret genug, um überhaupt einen Aufstellungsbeschluss zu fassen. Um Interessenten für ein Hotel anzulocken, sei es wichtig, am Kemnader See „qualitätvolle Angebote“ zu schaffen, meint der Politiker. Im Konkurrenzkampf der Touristenregionen gelte das Motto: „Stillstand funktioniert nicht.“

Stadtmarketing würde ein neues Hotel begrüßen

Auch Stadtmarketingchefin Inge Nowack würde ein neues Hotel begrüßen: „Ich sehe das Ruhrgebiet als Ganzes. Es ist immer gut, wenn mehr Touristen hierher kommen“, meint sie. Zu Bau- und Planungsrecht am Kemnader See könne sie allerdings nichts sagen.

Und Peter Richert vom Hotel Peters Burg an der Ardeystraße meint: „Mag sein, dass die Konkurrenz durchs Seehotel wächst. Aber der Zweibrücker Hof in Herdecke zeigt, wie man vom Ruhrtalradweg und der Ruhrnähe profitieren kann.“