Witten. . Drei Beschuldigte sollen unter anderem in Witten Einbrüche und Trickdiebstähle verübt haben. Gehbehinderte gehörten laut Anklage zur Zielgruppe.

Im Prozess um eine Serie von Wohnungseinbrüchen im Ruhrgebiet hat das Landgericht Bochum am Montag einen Kriminalbeamten als Zeugen gehört. Das angeklagte Trio, ein Mann (44) und zwei Frauen (24/21) soll in Witten und andernorts Wohnungen ausgeräumt haben. Im Raum steht der Vorwurf des schweren Bandendiebstahls. Ermittler hatten die Verdächtigen ein Jahr beschattet und die Telefone abgehört.

Der Mann hielt sich laut Anklage als Gründer und Chef der Gruppe stets im Hintergrund. Die anderen sollen die Einbrüche verübt haben. Spätestens ab Ende 2015 sollen sich auch seine Tochter und Stieftochter der Bande angeschlossen haben. „Am Telefon hieß es zum Beispiel: Die Frauen gehen spazieren. Das bedeutete, sie gehen einbrechen“, sagte ein Ermittler vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft den Beschuldigten vor, sich durch die Wohnungseinbruchsdiebstähle eine auf Dauer angelegte erhebliche Einnahmequelle verschafft haben zu wollen.

Erfolg versprechende Objekte ausgekundschaftet

Vor den Taten sollen Erfolg versprechende Objekte ausgekundschaftet worden sein. Die Angeklagten haben sich laut Anklage auch gezielt ältere und gehbehinderte Opfer ausgesucht. So wurden die beschuldigten Frauen im September 2016 nach einem Hinweis in Witten kontrolliert. Sie hatten Kontakt zu einem Rollstuhlfahrer aufgenommen, der sie zum Essen ins Awo-Wohnheim einlud. Dort sollen sie ihn bestohlen haben.

„Vorher sprachen sie gezielt entsprechende Personen in einem Einkaufszentrum an, bettelten um Geld und boten an, für sie zu bügeln oder im Haushalt zu helfen. Es ging ihnen darum, Telefonnummern und Anschriften zu erhalten“, sagte der Kripobeamte aus.

In einem anderen Fall sollen die jungen Frau einer älteren Dame nach Hause gefolgt sein, die 500 Euro von ihrem Bankkonto abgehoben hatte. Dort behaupteten sie, Medikamente für eine Nachbarin in der Wohnung der Frau deponieren zu wollen. Sie ließ die mutmaßlichen Trickbetrügerinnen herein – und stellte später fest, dass ihre 500 Euro verschwunden waren.

Schmuck in Leihhäusern hinterlegt

Der Hauptangeklagte hat bisher vier von neun angeklagten Einbruchstaten gestanden. Der aus Serbien stammende 44-Jährige habe unzählige Alias-Personalien verwendet, berichtete der Zeuge. Der Mann besaß ein Haus in Saarbrücken und angeblich ein weiteres in Paris. Er hatte keine Einkünfte und bezog auch keine Leistungen. In seiner Wohnung wurde eine Rolex-Uhr beschlagnahmt, die aus einem Einbruch stammt.

Für verdächtig hält der Fahnder auch den Umstand, dass die Bande in verschiedenen Leihhäusern Schmuck hinterlegte. „Wahrscheinlich sollte er nicht bei Wohnungsdurchsuchungen gefunden werden“, meinte er. Allerdings konnte der Schmuck bisher keiner Straftat zugeordnet werden. „Die Sachen wurden nur ins Leihhaus gegeben, um kurzfristig Bargeld zu haben“, widersprach der Verteidiger des Mannes.

Es drohen Haftstrafen zwischen drei und vier Jahren

Das Gericht deutete an, dass drei der neun Anklagepunkte eingestellt und der laufende Haftbefehl gegen den Chef der Bande ausgesetzt werden könnte. Als Freiheitsstrafe stünden für die eingeräumten Taten zwischen 39 und 45 Monate Haft ins Haus, sagte der Vorsitzender Richter Stefan Culemann.

Auch von den mitangeklagten Frauen liegen teilweise Geständnisse vor. In einigen anderen Fällen geben sie an, zwar an den Tatorten gewesen zu sein, aber nicht um einzubrechen, sondern um zu betteln. Der Prozess vor dem Landgericht Bochum wird fortgesetzt.