Witten. Das Wittener Rathaus macht sich fein, aber vom Platz davor hört man nicht viel Gutes. Alkohol, Lärm, Randale – was ist dran an den Vorwürfen?
- Alkohol, Lärm, Anmache: Gerade in den Abendstunden kann es ungemütlich werden
- Rathaustreppe beliebter Treffpunkt. Stadt und Polizei sehen durchaus Handlungsbedarf
- Zentrale Meile nach Schlägen und Tritten gegen Zivilfahnder wieder in Diskussion geraten
Wie gefährlich ist eigentlich der Rathausplatz in den Abendstunden? Das fragen sich manche nach der Schlägerei am Freitag kurz vor Mitternacht, als ein Polizist dienstunfähig geprügelt wurde. Sicher ein Einzelfall. Doch Randale und Anmache gibt es immer öfter auf dem größten Platz mitten in der Stadt.
Mittags wirkt alles friedlich. Die Lokale haben die Stühle rausgestellt. Der Ratskeller serviert Schnitzel mit Pfifferlingen, das „Pavarotti“ bringt die Pizza nach draußen, vorm Casa Cuba fließt das erste Bier durch die Kehlen. Schüler vom Schiller-Gymnasium drängen auf den Platz, einige junge Leute hocken auf der Rathaustreppe. Gerade zum Wochenende hin kann es aber ungemütlicher werden.
"Mehr Randale, mehr Leute mit Alkohol, mehr dumme Sprüche"
„Es gibt mehr Randale, mehr Leute mit Alkohol, mehr dumme Sprüche“, sagt Daria, die im nächsten Jahr Abi am „Schiller“ macht. „Erst wird man nett angequatscht und wenn man nicht antwortet, gleich beleidigt“, sagt das hübsche blonde Mädchen. Das seien oft „Assis“, meint eine Mitschülerin. Ein beliebter Treffpunkt ist die Rathaustreppe. Gerne versammelt man sich auch an der Kirche beziehungsweise der Brüstung oberhalb des Kornmarkts.
Erst letzten Freitag sollen um die 40 Jugendliche auf der Rathaustreppe gesessen und zumindest für Unruhe gesorgt haben, erinnert sich eine Kellnerin vom Ratskeller. Das sei gegen halb zehn gewesen, bevor der Streit eines Pärchens in einer Schlägerei mit einem Polizisten eskalierte. Es sei auch an die Außengastronomie uriniert worden. Nicht selten fließt Alkohol. Scherben von Cola- oder Wodkaflaschen künden am nächsten Morgen davon.
Mehr Lärm, Alkohol und Müll
„Was hier auf dem Rathausplatz passiert, ist nicht mehr schön“, sagt Werner Schmidt, seit April wieder Wirt im Ratskeller. „Jedes Wochenende das Gleiche. Laute Musik, Junge Leute um die 20, alkoholisiert und randalierend“, sagt der Gastronom. Das meiste spiele sich auf der Rathaustreppe ab. „Wenn man die verscheucht, geht’s unter der Bushaltestelle weiter.“ Für Schmidt, der den Ratskeller schon von 2001 bis 2009 hatte und in den Neunzigern ein Lokal am Markt hatte, ist all das zwar kein neues Phänomen. „Aber jetzt nimmt’s extreme Züge an.“
Stadt und Polizei bestätigen die Zunahme von Lärm, Alkohol und Müll. „Der Rathausplatz ist sehr wohl ein Treffpunkt geworden. Wir haben das verstärkt im Auge“, sagt Polizeisprecher Frank Lemanis. Auf eine bestimmte Gruppe will er das nicht eingrenzen. „Da kommt eine Vielzahl von Menschen in unterschiedlichen Konstellationen zusammen.“ Dies sei aber auch ein städtisches Problem. Lemanis: „Das muss man gemeinsam angehen.“
Gerade im Sommer sei eine Menge los, „das sagen auch unsere Ordnungskräfte“, erklärt Stadtsprecherin Lena Kücük. In der Tat bildeten sich dort gerade zum Wochenende hin Gruppen. Um Ärger zu machen, reiche es schon, dass es einige wenige Störer gibt. Es wurden bereits Platzverweise ausgesprochen, zuletzt während der Mottwoche der Abiturienten, und Treppenverbote.
Es gibt eine Ordnungspartnerschaft mit der Polizei, dann gehen Teams am Wochenende gemeinsam los – zumindest einmal monatlich bei einer Großkontrolle. Ansonsten gilt: Das Ordnungsamt kontrolliert „nach Bedarf und seinen personellen Möglichkeiten“, wie es heißt.
Betrunkener landete in Scheibe von Buchhandlung
Es gibt auch Beschwerden von Anwohnern wegen Ruhestörung. Einige Geschäftsleute haben auch schon Erfahrung mit Gewalt gemacht. Bei der Buchhandlung Lehmkul krachte ein Betrunkener einmal in die Scheibe. Ansonsten kann Inhaberin Sabine Wirths-Hohagen aber nichts Schlechtes über den Rathausplatz sagen.
Ob dort, an der Johanniskirche oder oberhalb des Kornmarktes: „Leute treffen sich, einfach um zu quatschen oder Musik zu hören. Da ist nichts Bedrohliches“, meint sie. Der Platz sei natürlich „Aufenthaltsort für alle möglichen Bekanntschaften“. Ein Ort, fügt die Buchhändlerin hinzu, „wo nichts geboten wird“.