Witten. . Zerstörungswut tobt seit Jahren durchs Ruhrtal. Ob beim Golfclub oder in Ruine Hardenstein. Nun sollen Überwachungskameras Besserung bringen.

  • Nach 14 Einbrüchen beim Golfclub am Kemnader See sorgen Überwachungskameras für Sicherheit.
  • Auch Burgfreunde installieren Kameras nach Zerstörungswellen in Ruine Hardenstein
  • Gerade nach großen Feiern rund um den Kemnader See sind Vandalismusschäden groß

Vandalismus im Ruhrtal: In den letzten Jahren erreicht die Zerstörungswut dort neue Dimensionen: 14 Einbrüche beim Golfclub Kemnader See mit 70.000 Euro Schaden, das Schleusenwärterhaus niedergebrannt – 100.000 Euro weg. Und auf Ruine Hardenstein werden regelmäßig Scheinwerfer zertrümmert, Wände beschmiert, Feuer entzündet. Täterermittlung? Gleich null. Jetzt reicht’s den Betreibern: Sie rüsten in Sachen Sicherheitstechnik ordentlich auf.

„In nächster Zeit hängen wir hier zwei Kameras auf“, sagt Hans Dieter Radke von den Burgfreunden Hardenstein. Vom Rechtsamt der Stadt habe man bereits die Erlaubnis bekommen, mit dem Denkmalschutz sei die Installation ebenfalls geklärt. „Erst im Dezember wurde auf dem von viel Wald umgebenen Burggelände wieder illegal ein großes Feuer gemacht. Danach musste ich eineinhalb Stunden aufräumen“, erzählt der Vorsitzende.

Kein Vandalismus durch Kameras am Clubhaus

Das ist noch die harmlosere Variante. Mit ungeheurer Wucht schwerer Steine hatten Unbekannte vor einiger Zeit die Scheinwerfer in unzählige Teile zertrümmert. Jene Lichtspender, die dafür sorgen, dass die weit über Witten hinaus bekannte Ruine nachts so romantisch angestrahlt wird.

Mit rund 1300 Kosten rechnen die Burgfreunde Hardenstein für das Komplettset mit zwei Überwachungskameras. Der nicht gerade auf Rosen gebettete Verein würde sich auch über Spender freuen, die sich an den Kosten beteiligen. Hardenstein ist bekanntlich ein Aushängeschild für ganz Witten. Spender können sich bei Vereinsvorstand Hans Dieter Radke melden, 73809.

Aber bringt mehr Sicherheitstechnik Besserung? „Allerdings“, sagt Hans Wilms, Betreiber des Golfclubs Kemnader See. „Seit wir das neue Clubhaus im April 2016 haben, das mit Kameras ausgestattet ist, und Sicherheitsleute patrouillieren, ist hier nichts mehr passiert.“

„Der Höhepunkt: Einer hat in ein Golfloch geschissen“

Anders war es, als zuvor dort der improvisierte, unbewachte Clubhaus-Container stand: „Fenster und Türen wurden aufgebrochen, teure Arbeitsmaschinen gestohlen, der Inhalt eines Feuerlöschers im gesamten Raum verteilt. Einfach widerlich.“ Auch Wilms hochwertige Kamera wurde dort schon gestohlen: „Mit einem langen Objektiv konnten die Täter wohl nichts anfangen. Es wurde später in der Ruhr gefunden.“

Jetzt wacht Schäferhündin Frida im neuen Clubhaus. Und der Wachdienst – besonders bei großen Seefesten. „Denn dann ist der Vandalismus rund um Kemnade besonders hoch“, weiß der 51-Jährige. Auch sein Golflehrer Mark Greiffenberg kennt das aus seiner früheren Zeit auf dem Stiepeler Platz: „Dann kamen einige Vandalen nachts von unten hoch, haben Schilder umgetreten. Der Höhepunkt: Einer hat in ein Golfloch geschissen und die Fahne reingesteckt. Ekelhaft.“

Weniger Zerstörung bringt Golfern mehr Mitglieder

Die Ruhrtaler ziehen Konsequenzen aus dem jahrelangen Vandalismus dort: Der Golfclub in der Lake hat mit Kameras, Sicherheitsdienst und Wachhund erfolgreich aufgerüstet, die Burgfreunde Hardenstein legen bald mit zwei Überwachungskameras nach. Die Vorbereitungen laufen.

„Wir werden die eine Kamera an einem etwa zehn Meter hohen Masten auf dem Burggelände installieren. Die andere kommt in das oberste Schießschartenfenster des Südturms. So hoch also, dass keiner sie zerstören kann“, sagt Vereinsvorsitzender Hans Dieter Radke. Mit diesen hochauflösenden, auch nachts aufzeichnenden Kameras werde das gesamte Hardenstein-Gelände überwacht. Die aufgenommenen Bilder würden nach einer gewissen Zeit automatisch wieder gelöscht, betont der 70-Jährige. Diese neue Sicherheitstechnik werde der Verein entweder selbst installieren, oder vielleicht auch mit Hilfe der Stadtwerke, die schon Partner und Sponsoren des Vereins bei den Bodenstrahlern in der Ruine sind.

Dass sich die Sicherheitstechnik lohnt, hat der Golfclub bereits festgestellt. Das neue Gebäude wurde bisher nicht attackiert und sieht tip top aus. „Gerade machen wir den Biergarten zurecht“, sagt Betreiber Wilms. Vergessen das lange, zähe Ringen mit der Stadt um ein neues 230 Quadratmeter großes Vereinsheim, das die containerartige Übergangsbaracke von 28 Quadratmetern ablöste. Auch die Mitgliederzahlen seien deutlich gestiegen, auf aktuell über 400 – aus den Nachbarstädten bis hin nach Ratingen.

Die Übergangsbaracke, in die 14-mal eingebrochen worden war, wurde im vorigen September abgerissen. „Der Maschinencontainer, wo unsere Rasenmäher stehen, kommt im Frühjahr auch weg“, so Wilms. Dort wurde nie eingebrochen: „Er ist sehr massiv, hat mehrere Schlösser und Riegel.“ Im Kampf gegen Vandalismus muss es nicht High Tech sein.