Witten. . Ein Wittener gehört zu einem Trio, dem Drogenhandel in großem Stil vorgeworfen wird. Die Anklageverlesung dauerte eine halbe Stunde.
Wegen bandenmäßigem Drogenhandel müssen sich jetzt ein 35-jähriger Wittener sowie seine 27 Jahre alte Schwester und deren 33-jähriger Lebensgefährte aus Hattingen vor dem Landgericht Bochum verantworten.
Die Angeklagten sollen zwischen Juli 2002 und Januar 2016 im großen Stil Cannabis, Marihuana, Amphetamin und Extasy verkauft haben. Hauptbeschuldigter ist der 35 Jahre alte Christophe D. aus Witten, der auch zwei Mal kiloweise Drogen aus den Niederlanden eingeschmuggelt haben soll.
Allein die Verlesung der Anklageschrift, die ihm 339 Fälle anlastet, dauerte eine halbe Stunde. Ab Juli 2014, so wirft ihm die Staatsanwältin vor, soll er sich mit seiner Schwester und deren Freund zusammengetan haben, um während einer anstehenden mehrjährigen Haftstrafe weiter Drogengeschäfte betreiben zu können. Die Mitangeklagten sollen ihn während dieser Zeit bei sämtlichen Lieferanten und Kunden vertreten haben.
„Ihnen hilft nur ein Geständnis, um zu punkten“
Die Verteidiger der drei Angeklagten, die Staatsanwältin und die Richter führten am Dienstag ein Rechtsgespräch, um die möglichen strafrechtlichen Konsequenzen zu erörtern. Ob sich die Beschuldigten zu den Vorwürfen äußern bzw. möglicherweise sogar Geständnisse ablegen, bleibt vorerst offen. Die Staatsanwaltschaft tut sich schwer, einen Deal abzuschließen. „Ein Rechtsgespräch können wir gerne führen, aber konkrete Zahlen für einen Strafrahmen kann ich derzeit nicht nennen“, betonte die Staatsanwältin.
Das Gericht machte deutlich, dass Christophe D. sich auch für Taten verantworten müsse, die noch vor seiner Verurteilung zu drei Jahren und zehn Monaten Haft stattfanden. Ihm drohten mindestens fünf Jahre Gefängnis, für die Einfuhr von Betäubungsmitteln mindestens zwei Jahre. „Nach derzeitiger Einschätzung hilft Ihnen nur ein Geständnis, um zu punkten“, betonte Vorsitzende Richterin Schön-Winkler. Angesetzt sind vorerst sechs Prozesstage.
Zwischen 2002 und 2009 soll D. alle 14 Tage, später jede Woche Drogen besorgt und weiterverkauft haben. Als Kurier und Auslieferungsfahrer belieferte er dabei auch einen bisher nicht ermittelten Kunden in Köln mit dem Spitznamen „Podolski“. Einmal transportierte er laut Anklage mit einem Leihwagen zehn Kilo Marihuana und 10 000 Extasy-Tabletten über die holländisch-deutsche Grenze, ein zweites Mal soll er zwei Kilo Marihuana, ein Kilo Amphetamin und 28 Kilo Haschisch in Roermond abgeholt haben.
Anweisungen per Münztelefon aus Haft gegeben
Ab Anfang 2012, so die Staatsanwältin, bestellte er die Drogen dann bei dem Wittener Großdealer R., der seine Geschäfte unter anderem von einem Hattinger Campingplatz aus führte. Die Drogen sollen anschließend für durchschnittlich einen Euro pro Gramm Aufschlag weiterverkauft worden sein. Als D. seine Haftstrafe antrat, soll er seine Schwester zur Stellvertreterin gemacht haben. „Er traf im Hafturlaub Preisabsprachen und gab per Münztelefon aus der Haftanstalt heraus Anweisungen an sie“, betonte die Staatsanwältin. Im Gegenzug habe er pro Gramm einen Anteil von 50 Cent erhalten.
Mit den Geschäften war es nach einer Wohnungsdurchsuchung, die am 15. Januar 2016 stattfand, vorbei. Die Fahnder stellten in der Wohnung von Marina D. und Vladislav M. in Hattingen Cannabis der Sorte Haze, Amphetamin, zwei digitale Feinwaagen, 15 635 Euro in bar sowie eine geladene Gaspistole sicher. Der Prozess wird am 14. Februar fortgesetzt.