Witten. Im Gebäude von 1925 wurde dreimal eingebrochen, die Fassade oft beschmiert. Schäden am Ossietzky-Platz krönen verstärkten Vandalismus in der City.

  • Im Kult-Büdchen von 1925 wurde dreimal eingebrochen, die Fassade oft verschmiert.
  • Die letzte Reinigung kostete rund 1800 Euro, 3000 Euro die Schmiererei-Entfernung am ZOB
  • Schäden am Ossietzky-Platz krönen verstärkten Vandalismus in der Innenstadt

Vandalismus ohne Ende in der City: Fast jede Nacht kommen neue Schmierereien hinzu. Ob auf dem Rathausplatz, aktuell am leeren Novum-Gebäude oder dem benachbarten Gesundheitszentrum (ehemals Kneipe Monopol). Besonders heftig betroffen sind aber die Häuser um den Ossietzky-Platz neben dem Ruhr-Gymnasium. Der Kiosk mitten auf dem Platz scheint Zerstörer magisch anzuziehen: Mehrere Einbrüche und regelmäßige Attacken haben dem denkmalgeschützten Kult-Büdchen ordentlich zugesetzt.

Davon kann Özcan Ozsoy ein trauriges Lied singen, der den ansonsten gut laufenden Kiosk vor acht Jahren von der Stadt gepachtet hat. Dreimal haben Einbrecher in dieser Zeit versucht, in den Geschäftsraum einzudringen. Zweimal gelang es ihnen, sie zogen mit jeder Menge Ware ab. „Danach hat mein Mann eine Alarmanlage gegen Einbrecher anbringen lassen“, erzählt die Ehefrau.

Reinigung kostet Bürger 1800 Euro

Schmierer scheint das allerdings nicht zu beeindrucken. Die erst kürzlich neu gestrichenen Türen sind bereits wieder verdreckt. Und die mehrere Meter lange Fassade auf der Rückseite ist übersät von Graffiti-Schriftzügen jener Unbekannter, die sich Nacht für Nacht und besonders am Wochenende in der gesamten City austoben. „Im Sommer ist das Gebäude komplett gereingt worden. Aber es dauerte nur wenige Wochen, da ging die Schmiererei von vorne los“, erzählt der Kioskbetreiber. Bezahlt wird die Entfernung des Drecks aus Dosen vom Gebäude-Eigentümer: nämlich der Stadt – und damit von den Wittener Bürgern. Dafür muss ordentlich hingeblättert werden: Knapp 1800 Euro kostete die Komplettreinigung des Büdchens, 3000 Euro beim beschmierten Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB).

Kaum gestrichen, ist die Tür wieder verdreckt: Pächter Özcan Ozsoy kann ein trauriges Lied von Zerstörung am traditionsreichen Büdchen singen.
Kaum gestrichen, ist die Tür wieder verdreckt: Pächter Özcan Ozsoy kann ein trauriges Lied von Zerstörung am traditionsreichen Büdchen singen. © Jürgen Theobald (theo)

Mehr Licht könnte vielleicht Zerstörer davon abhalten, sich am Kult-Kiosk zu schaffen zu machen. Ein Schritt in diese Richtung ging Özcan Ozsoy, als er für 500 Euro eine Leuchtreklame an der Rückseite anbrachte. Über die LED-Tafel zogen Infos mit Öffnungszeiten und Angeboten des Kiosks: „Aber nach einer Woche hieß es von der Stadt, wir müssten die Tafel wieder abhängen. Sie passe nicht zu dem denkmalgeschützten Gebäude“, so die Ehefrau, die betont: „Wir haben nicht einmal Löcher in die Fassade gebohrt, sondern die Tafel an den oberen Fenstergittern befestigt.“

Das ehemalige Trafohäuschen mit dem Kiosk darin stammt von 1925: „Die Werbung muss zur Bauzeit passen. Bei einer laufenden LED-Anzeige ist das aber nicht der Fall“, bestätigt Wittens oberster Denkmalschützer Florian Schrader. Derzeit gebe es eine „inflationäre Nachfrage“ nach Werbeflächen an denkmalgeschützten Gebäuden. „Weil die oft zentral und an verkehrsreichen Straßen stehen, wo viele Leute hinsehen.“ Schrader: „Beim Kiosk haben wir nicht gesagt, es dürfe keine Außenbeleuchtung angebracht werden. Aber bitte eine passende. In Absprache mit Geschäftsbetreibern in der City finden wir als Denkmalschützer meist eine Lösung, die beide Seite zufrieden stellt“, gibt er auch in diesem Fall Hoffnung.

Stadt sammelt jetzt Zahlen zu Vandalismusschäden

Ein Gesamtbetrag der Vandalismusschäden an städtischen Einrichtungen wurde bisher nie ermittelt. Aber seit Jahresmitte werden von der Stadt Zahlen gesammelt, was die Beseitigung solcher Schäden kostet.

Zu solchen Taten zählt auch die häufige Zerstörung von Scheiben der Rathaushaltestelle. Ein Akt roher Gewalt: Zum Zertrümmern der Spezialscheiben ist ein Hammer nötig.