Witten. Die Fusion der Sparkassen Bochum und Witten ist gescheitert. Die Beteiligten machen sich nun gegenseitig Vorwürfe. Vorstandsposten sind Thema.

  • Sparkassen-Chef aus Witten spricht Bochum kollegiales Verhalten ab
  • Ein Knackpunkt in den Fusions-Gesprächen war offenbar auch die Zahl der Vorstandsposten
  • Auch über die Gewinnausschüttung konnte kein Einvernehmen erzielt werden

Woran ist die Sparkassen-Ehe zwischen Witten und Bochum gescheitert, noch bevor sie geschlossen wurde? Um es einmal plastisch auszudrücken: an der Verteilung von Geld und Macht – und am Ende wohl auch an der nötigen Liebe.

Entscheidung wurde in Witten einstimmig gefällt

Die Sondierungsgespräche für eine Fusion waren am Mittwoch nach zwei Monaten intensiver Verhandlungen krachend gescheitert. Witten kündigte sie einseitig auf. Der Fachanwalt, der das Wittener Institut berät, hatte dem 15-köpfigen Verwaltungsrat (zehn Ratsmitglieder, fünf Sparkassenbeschäftigte) am Nachmittag über den Stand der Verhandlungen berichtet. Dann nahm Vorstandssprecher Ulrich Heinemann Stellung. Dann beschloss das Aufsichtsgremium den Ausstieg – einstimmig!

Bochumer Seite zeigt sich überrascht und enttäuscht

In der anschließenden Presseerklärung äußerte Heinemann: „Das Verständnis unseres Gesprächspartners von der Führung eines fusionierten Hauses entspricht nicht unserem partizipativen und kollegialen Ansatz.“ Die Bochumer Seite zeigte sich ebenso überrascht wie enttäuscht. „Ich bedaure die Entscheidung sehr, denn ich bin ein Freund von Kooperationen im Ruhrgebiet“, sagte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, Chef des Sparkassenverwaltungsrats in Bochum. „Aus meiner Sicht war die Sparkasse Witten inhaltlich und personell aber deutlich zu vielstimmig, um den Prozess zum Erfolg zu führen.“ Für Führungskräfte waren das schon deutliche Worte.

Eiskirchs Hinweis zielt offensichtlich auf die spezielle politische Situation in Witten: Die von SPD und Groko teilentmachtete Bürgermeisterin ist nicht einmal Mitglied des Sparkassen-Verwaltungsrats, geschweige denn dessen Vorsitzende, wie es in anderen Städten guter Brauch ist. Der aktuelle Vorsitzende, Thomas Richter, hat die SPD verlassen. Mit wem sollte die Bochumer SPD auf Parteiebene sprechen?

Bochums Sparkassen-Chef zeigt sich enttäuscht

„Wir hatten aus unseren letzten Gesprächen den Eindruck, dass der Prozess auf einem guten Weg war“, sagte Volker Goldmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bochum. Für den 67-jährigen ist der geplatzte Deal auch persönlich eine Niederlage. So hatte er seinen Vertrag eigens für die Fusionsgespräche über die übliche Altersgrenze für den Ruhestand hinaus verlängert. Als gebürtiger Wittener war er von den Vorteilen einer Fusion fest überzeugt. „Wir hätten gemeinsam ein starkes Institut aufbauen können.“

Spielten Posten eine Rolle? – Dementi aus Witten

Das Scheitern der Fusion hat nach Informationen der WAZ mehrere Gründe. Zum einen soll die Sparkasse Witten nicht auf einen von drei Vorstandsposten haben verzichten wollen - bis zur Pensionierung der Vorstände Ulrich Heinemann (56) und Olaf Michel (45), die zusammen 700.000 Euro verdienen, und des stellvertretenden Vorstandsmitglieds Arno Klinger (60). Was Heinemann im Übrigen klar dementiert: „So weit waren die Gespräch noch gar nicht.“

Zum anderen war es wohl unmöglich, Einvernehmen über die künftige Gewinnausschüttung einer fusionierten Groß-Sparkasse herzustellen. Die Vertragspartner in Bochum favorisierten ein Modell, das den heutigen Gewinnmargen Rechnung getragen hätte. Witten strebte eine Lösung an, die auch Personalkosten berücksichtigt hätte, berichten Insider.

Zentrale Frage waren die künftigen Ausschüttungen

Aus Bochumer Sicht ist der Blick auf die Gewinne logisch: Die Sparkasse Bochum gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten im Land. Seit 2002 erzielte sie Überschüsse in Höhe von 187 Millionen Euro, davon flossen 63 Millionen in den städtischen Haushalt. Allein aus dem Geschäftsjahr 2015 waren es 15 Millionen Euro. Die Sparkasse Witten hingegen führte jahrelang überhaupt kein Geld an die Stadt ab; erstmals wieder nach dem Geschäftsjahr 2015: eine Viertelmillion Euro.