Witten. Im Internet gibt es so ziemlich alles. Sogar einen netten Doktortitel im Schnellverfahren ohne zeitraubende Dissertation, lästigen Papierkram und umständliche Prüfung innerhalb von sieben Tagen. Was der Doktor kostet und welche Titel es gibt, erfahren Sie hier.

Dr. porn. - die Überschrift ist zunächst einmal nichts anderes als der verzweifelte Versuch, Ihre Aufmerksamkeit an den Text zu binden. Eine gute Überschrift reißt jeden noch so schwachen Text heraus, das habe ich schon vor über 20 Jahren als Volontär in Witten gelernt. Später kam die Erkenntnis dazu: Sex sells.

Aber erst mal das Doktorspielchen. Da war also diese Mail in meinen Spams, die ich sonst immer ungesehen lösche, ich sollte doch einmal an meine Karriere denken und meinen Namen aufstiegsfördernd mit einem Doktortitel versehen. „Dr. Bers Blog", das macht doch auch was her. Die Zuschrift kam aus Amerika, und da gibt's so einen netten Doktor im Schnellverfahren ohne zeitraubende Dissertation, lästigen Papierkram und umständliche Prüfung innerhalb von sieben Tagen für 549 $; alles, auch Überseeporto, inklusive. Und zwar nur durch Lebenserfahrung. Acht Jahre Berufsausübung oder widrigenfalls ein Online-Multiple-Choice-Test reichen.

Ein „Sehr gut” kostet mehr

Und das in jedem Fachbereich! Wird die entsprechende Disziplin, in der man sich so gerne einkaufen würde, „Angewandte Bloggologie" zum Beispiel, von der University of Belford gerade nicht angeboten – macht doch nichts. Ein kleiner Hinweis an das Institut genügt, und der entsprechende Fachbereich wird dem „Studienangebot" des Unikums ganz flott hinzugefügt.

Und wenn man nicht nur einen Doktor vor, sondern auch noch einen M.A. hinter seinen Namen setzen möchte, kein Problem: Die Belford University weiß doch, was der Mann/die Frau von Welt braucht zur Karriereplanung, und bietet Mengenrabatt an! Es muss ja doch auch alles erschwinglich bleiben. Für insgesamt 771 $ sind Doktor und Magister im Kombipack erhältlich. Mit der Durchschnittsbenotung 3,0 allerdings. Für jede bessere Note jeweils 75 $ zum Gesamtbetrag hinzufügen. Ein „gut" sollte es doch schon sein. Oder besser doch ein „sehr gut" (150 $). Besonders apart ist natürlich ein „magna cum laude" (225 $). Dann einfach den „Order Now”-Button drücken, Kreditkartennummer eingeben, fertig ist der Doktor.

Wer liest schon das Kleingedruckte

Dumm nur, dass man sich auf diese Weise über die Jahre einen gewissen Ruf als wertlose Titelmühle erworben hat, und zwar als Institut, das in einem texanischen Briefkasten sitzt und sein hübsch bedrucktes Papier aus den Vereinigten Arabischen Emiraten verschickt. So was von weltgewandt!

Nein, dann doch lieber die University of Dublin. Das klingt altehrwürdig, das klingt seriös, das klingt katholisch und sauber. Ach so: „Dublin, CA” steht im Kleingedruckten der Website, was bedeutet, dass es sich nicht um die irische Hauptstadt und deren 1592 von Königin Elizabeth I. gegründete renommierte Universität, sondern um ein gleichnamiges Nest in Kalifornien handelt. Aber wer liest denn schon das Kleingedruckte, wenn ein „Dr. phil" für 249 $ winkt? Bei dem Dollarkurs!! Und den Bachelor gibt's da schon für unter 100 Euro!

Auf einmal ist alles auf Russisch

Das ist mehr als halb geschenkt, und Sie warten ja auch schon sicher auf die Thematisierung des zweiten Teils der Überschrift, die aber erst jetzt kommt, weil Sie ja schließlich den bisherigen Teil auch lesen sollten. Also schauen wir doch mal aus rein beruflichem Interesse („Dr. Bers Blog, University of Dublin", wie das allein schon klingt) etwas weiter. T-Shirts, Grillschürzen, Kappen und Tassen mit „Uni”-Logo werden zum Kauf im Online-Shop angeboten. Man muss sich ja schließlich irgendwie finanzieren.

Die Benutzung der Online-Bibliothek ist nämlich gratis. Da finden wir auch „Communications and Media". Das macht einen Journalisten doch neugierig. Klicken wir also auf die Untergruppe „Journalism". Und was sehen wir da? Eine Website mit kyrillischen Buchstaben tut sich plötzlich auf. Russisch kann ich zwar nicht lesen. Aber es gibt ja Bilder. Viele große bunte Bilder. Von hübschen jungen Frauen, die alle gerade ihren BH nicht finden konnten, als der Fotograf ganz überraschend zur Tür hereinkam.

Und das alles für 249 $ ! Wetten, der Doktor verkauft sich? Haben wir doch gelernt: Sex sells.