Landesregierung: Im Bestechungsskandal bei Promotionsverfahren sind 16 Hochschullehrer aus NRW verwickelt

Akademische Titel sind bares Geld wert. Sie erhöhen den Marktwert und befördern die Karriere. Promotionsberater machen daraus ein Geschäft. Sie ebnen Kandidaten gegen Honorar den Weg zum Doktortitel, vermitteln Professoren und helfen bei der Auswahl des Themas. Dafür zahlen die angehenden Doktoranden einige tausend Euro, im Fall des Instituts in Bergisch-Gladbach sollen es bis zu 20 000 Euro gewesen sein.

Rechtsanwalt Christian Birnbaum, Spezialist für Hochschulrecht, wundert sich nicht, dass vor allem die Fakultäten für Medizin, Jura und Betriebswirtschaft ins Visier der Kölner Staatsanwaltschaft gerieten – hier sind Titel besonders begehrt. Bundesweit sollen rund 100 Professoren Doktortitel „verkauft” haben, 16 Hochschullehrer aus NRW sind in die Affäre verwickelt, davon sind neun Mediziner. Alle Doktoranden wurden von dem Institut in Bergisch-Gladbach vermittelt.

Werden die Doktortitel jetzt einkassiert? „Grundsätzlich nicht”, sagt Birnbaum. Dazu müsste man den Doktoranden nachweisen, von der Bestechung ihres Doktorvaters gewusst zu haben. Auch in NRW gelang dies den Ermittlern nicht. Zudem wurde die Promotion nicht einfach gekauft, Doktorarbeiten mussten verfasst werden, eine Kommission hatte zuvor die formalen Voraussetzungen zur Promotion geprüft, erklärt Birnbaum. Ob die Kandidaten aber nach akademischen Gesichtspunkten geeignet waren, steht auf einem anderen Blatt.

Offenbar haben die bestochenen Professoren beide Augen zugedrückt und Bewerbern zum Titel verholfen, die nie eine Chance gehabt hätten. „Ihnen drohen strafrechtliche und beamtenrechtliche Konsequenzen”, so Birnbaum. Das reicht von der Kürzung der Bezüge bis zur Entfernung aus dem Beamtenstatus. Ein NRW-Hochschullehrer wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft bereits zu elf Monate auf Bewährung verurteilt. Gegen zwei weitere Beschuldigte wurden Geldbußen verhängt. Gegen die 13 anderen Hochschullehrer wird noch ermittelt. Die betroffenen Hochschulen reagierten entsetzt: „Wir wissen nicht, gegen wen und gegen wie viele Personen an welchen Fachbereichen ermittelt wird”, teilt die Uni Duisburg-Essen mit.