Witten. Über fünf Stunden zog sich ein mutmaßlicher Enkeltrickbetrug in Witten-Annen hin. Da das Opfer zum Schein die Bitte um Geld erfüllte, gelang eine Festnahme.

„Hallo, ich bin’s, weißt Du, wer hier ist?“ Mehrere Wittener haben in dieser Woche Anrufe von mutmaßlichen Enkeltrick-Betrügern bekommen, berichtet die Polizei. Eine 61-Jährige, die die Masche schnell durchschaut hatte, spielte zum Schein mit – und ermöglichte der Polizei so die Festnahme einer 19-jährigen Frau aus Osteuropa.

Die Anrufer gehen davon aus, dass die meist betagten Opfer die Frage nach dem Namen mit einer Gegenfrage beantworten, wie es in diesem Fall zum Schein die Annenerin tat. : „Claudia, bist Du es?“. Dieses wurde von der Anruferin, die sich als Nichte ausgegeben hatte, natürlich bejaht.

10 000 Euro zum Schein angeboten

Direkt danach erfuhr die Wittenerin von ihrer vermeintlichen Verwandten, dass sie dringend Bargeld benötige, da sie eine Anzahlung für eine Eigentumswohnung auf ein falsches Konto überwiesen habe. Was machte die hilfsbereite „Tante“ dann? Sie bot der „Nichte“ knapp 10.000 Euro an, informierte aber auch sofort die Polizei und erklärte sich bereit, auf den „Deal“ einzugehen und die „Opferrolle“ fortzusetzen.

In den nächsten Stunden gingen mehrere Anrufe bei der Wittenerin ein, in der die Übergabe des Geldes besprochen wurde. Die Anruferin bestellte der 61-Jährigen sogar ein Taxi, damit sie an einer Bank Geld abheben konnte. Auch diese Fahrt trat die pfiffige Frau an. Kurz nach der Rückkehr klingelte erneut das Telefon und man forderte sie nun auf, zu einer in der Nähe gelegenen Straße zu kommen. Dort würde eine Bekannte von „Claudia“ das Geld abholen.

Enkeltrick-Betrüger bandenmäßig organisiert

Hier platzte dann gegen 15.30 Uhr der Traum der laut Polizei bandenmäßig organisierten Enkeltrick-Betrüger. Zivilbeamte der Wittener Polizei nahmen eine in Polen lebende Frau fest. Dem waren sage und schreibe 17 Anrufe der mutmaßlichen Täterin vorausgegangen.

Im Rahmen der Ermittlungen stellte sich heraus, dass die 19-Jährige im Jahr 2015 auch in Berlin und Hannover wegen gleichgelagerter Delikte festgenommen worden war. Auf Antrag der Bochumer Staatsanwaltschaft erging Haftbefehl. Die junge Frau sitzt nun in Untersuchungshaft. Ob sie die Polizei allerdings zu den Hintermännern führt, bleibt abzuwarten.

Polizei: Nach dem Geburtsdatum der „Nichte“ fragen

Ein „herzliches Dankeschön“ sagen die Ermittler jedenfalls der aufmerksamen Wittenerin. In einem Zeitraum von über fünf Stunden habe sie die „Opferrolle“ so hervorragend gespielt, dass die Festnahme erfolgen konnte. Gleichzeitig appelliert die Polizei an alle Wittener, nicht auf die Enkeltrickmasche hereinzufallen.

Meist geben die Anrufer vor, eine Verwandte zu sein, die in Geldnot steckt. In solchen Fällen sei es immer wichtig, Nachfragen zu stellen. „Und den Geburtstag oder den Spitznamen von Familienmitgliedern werden die „falschen Verwandten“ bestimmt nicht kennen“, erklärt Hauptkommissar Volker Schütte, Sprecher der Bochumer Polizei.

Das ermittelnde Kommissariat 13 bittet Personen, die am 1. März im Großraum Witten ähnliche Anrufe erhalten haben, sich bei der Polizei zu melden, sofern dies noch nicht geschehen ist: Telefon 0234/909-4135.