Bochum. Taschendiebe und Telefonbetrüger nutzen zahlreiche Maschen, Tricks und Strategien, um ihre Opfer zu schädigen. Dabei klingt manche Masche völlig absurd.

"Guten Tag Frau Drobing. Ich darf Ihnen mitteilen, dass Sie die glückliche Gewinnerin von 48.000 Euro sind", sagt eine fremde, aber freundliche Stimme am Telefon. Der Fremde stellt sich vor. Er sei Mitarbeiter eines Gewinnspiel-Unternehmens, Frau Drobing habe doch vor einigen Monaten an einer Verlosung teilgenommen. Es sei damals um ein Auto gegangen, aber die Bochumerin habe angekreuzt, das sie im Falles eines Gewinns lieber den Gegenwert des Fahrzeugs in bar haben wolle. Jetzt gehe es darum, ihr das Geld zu bringen.

Annegret Drobing überlegt: Von Zeit zu Zeit nimmt sie tatsächlich teil an Gewinnspielen, bei denen man Kärtchen mit persönlichen Daten ausfüllt. Sie lässt den Mann am anderen Ende der Leitung weiter erzählen. Der tischt ihr eine abenteuerliche Geschichte auf, wie die 48.000 Euro nun zu der glücklichen Gewinnerin kommen sollten.

Notar und Wachleute würden das Geld überbringen

Annegret Drobing ist beinahe Opfer eines Telefonbetrugs geworden.
Annegret Drobing ist beinahe Opfer eines Telefonbetrugs geworden. © Ingo Otto / Funke Foto Services

Ein Notar, begleitet von zwei Wachmännern, werde am nächsten Tag um 9 Uhr einen Geldkoffer zu ihr nach Hause bringen. Allerdings müsse Frau Drobing diesen Dienst bezahlen. Kosten: 900 Euro. Leider könne den Einsatz nicht bar bezahlen, direkt vor Ort, aus ihrem Geldkoffer. Der Gewinn sei nämlich schon versteuert, schwafelt der Mann am Telefon. Annegret Drobing hat indes längst durchschaut, dass es sich um einen Betrüger handelt. Dennoch würgt sie das Gespräch nicht ab. Sie möchte wissen, wie denn die 900 Euro zu bezahlen sein. Da erklärt ihr die freundliche Stimme, dass die 63-Jährige an der nächsten Tankstelle Geldkarten im Wert von 900 Euro kaufen und die Pin-Codes dieser Karten durchgeben solle. So könne das Gewinnspiel-Unternehmen kontrollieren kann, ob auch alles in Ordnung ist. Anschließend würde man dann Notar und Wachleute zu Annegret Drobing schicken...

Die Hordelerin tut nichts dergleichen. Verständigt stattdessen die Polizei. Als der Mann zum wiederholten Mal anruft, geht irgendwann Drobings Ehemann ans Telefon - und macht klar, dass er es nicht wagen soll, weiter anzurufen. Seither hat sich der Fremde nicht mehr gemeldet.

Polizei: Rufen Sie die 110 an!

Solche und viele weitere Maschen von Trickbetrügern und Dieben sind der Polizei hinlänglich bekannt. Häufig ist es für die Beamten aber sehr schwierig, die Kriminellen dingfest zu machen. "Meist sitzen die Anrufer im Ausland, obwohl im Telefondisplay eine deutsche Nummer erscheint. Das ist technisch möglich", erklärt Polizeisprecher Guido Meng. Er rät: "Beenden Sie das Gespräch, wenn Sie das Gefühl haben, dass es sich um einen Betrüger handelt. Geben Sie Fremden keine persönlichen Informationen preis, vereinbaren Sie keine Geldübergaben oder ähnliches und rufen Sie die 110 an!"

Aus dem Repertoire der Trickdiebe 

Antanzen

Ein „gut gelaunter“ Partygänger (oder mehrere) rückt dem Opfer tanzend auf die „Pelle“. Während das verblüffte Opfer mitmacht oder versucht, sich den „angeheiterten“ Bedränger vom Leib zu halten, stehlen flinke Finger die Wertsachen.

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Rempeln

Das Opfer wird im Gedränge angerempelt oder „in die Zange“ genommen; beim Einsteigen stolpert der Vordermann, er bückt sich oder bleibt abrupt stehen. Während das Opfer aufläuft und abgelenkt ist, greift ein Komplize in die Tasche.

Drängeln

In vollen Bussen oder Bahnen rückt ein Dieb unangenehm dicht an das Opfer heran, das ihm den Rücken zuwendet und so die Tasche „griffbereit“ anbietet.

Stadtplan

Fremde fragen das Opfer nach dem Weg, halten ihm eine Karte vor oder bitten es – etwa auf Bahnhöfen – an einen ausgehängten Plan. Während sich das Opfer orientiert und abgelenkt ist, plündern ein Komplize die Hand- oder Umhängetasche.

Ein Plakat oder ein Klemmbrett dient als Sichtschutz für den Langfinger.
Ein Plakat oder ein Klemmbrett dient als Sichtschutz für den Langfinger.

Klemmbrett

Vermeintliche Spenden- und Unterschriftensammler halten ihren Opfern, die im Café sitzen und ihre Handys auf dem Tisch gelegt haben ein Klemmbrett vor die Nase. Sie verdecken damit die Sicht auf die Mobiltelefone und stecken diese blitzschnell ein.

Geldwechsel

Fremde bitten das Opfer, eine Münze zu wechseln. Wenn das Opfer die Börse zieht und das Münzfach öffnet, wird es vom Täter abgelenkt. Während dieser beispielsweise seine Münze in die Börse wirft, nimmt er zugleich Banknoten heraus.

Beschmutzen

Nach einem Bankbesuch wird das Opfer „versehentlich“ mit Ketchup, Eis oder Getränken bekleckert. Beim wortreichen Reinigungsversuch verschwindet dann das Geld.

Supermarkt

Im Supermarkt fragen Fremde das Opfer nach einer Ware. Während es danach sucht, wird die Tasche am Einkaufswagen ausgeräumt.

Hochheben

In einer Kneipe, einem Café oder einer Bar behauptet jemand, das Gewicht des Opfers schätzen zu können. Beim Hochheben „zieht“ er oder ein Komplize die Geldbörse.

Betteln

Kinder halten dem Opfer im Lokal ein Blatt Papier vor mit der Bitte um eine Spende. Oder sie tollen auf der Straße herum und betteln es an. Dabei nutzt einer die Ablenkung für den Blitzgriff nach der Brieftasche oder in die Handtasche.

Blumen

Ein Fremder begrüßt freudig das Opfer, umarmt es bzw. steckt ihm Blumen an. Das verdutzte Opfer merkt dabei nicht, wie seine Börse verschwindet.

Taschetragen

Ausgespäht werden gern ältere Damen. Hilfsbereit bieten Täter an, den Einkauf nach Hause zu tragen. Dort eilen sie mit der Tasche die Treppe hinauf, während der langsamere Senior folgt. Unterwegs nehmen sie die Geldbörse heraus, stellen die Tasche vor die Tür und kommen dem Opfer grüßend entgegen.

Enkeltrick

Als Enkeltrick wird ein betrügerisches Vorgehen verstanden, bei dem sich Trickbetrüger gegenüber älteren Personen als deren nahe Verwandte ausgeben, um unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an deren Bargeld oder Wertgegenstände zu gelangen. Sie tischen ihrem "Opa" oder ihrer "Oma" dann ein Märchen auf, warum sie das Geld nicht selber abholen könnten und schicken einen Freund vorbei.