Witten. Lasse Wichert, der sich seit langem gegen Rechtsradikalismus in Witten engagiert, beobachtet die Entwicklungen der jüngsten Zeit mit Sorge.

Laut Polizei gibt es keine Hinweise auf eine besonders aktive rechtsextreme Szene in Witten – trotz des Brandanschlags auf die Moschee an der Wideystraße Mitte April 2015, die Flüchtlingsunterkunft Bommerholz Anfang September und des jetzigen Feuers in einer geplanten Flüchtlingsunterkunft auf dem Annener Berg – wobei in dem aktuellen Fall die Ursache noch nicht ermittelt ist.

Brand in geplanter Asylunterkunft

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    Die Polizei will der Kriminalstatistik für 2015 nicht vorgreifen, die im März veröffentlicht wird, und nennt deshalb noch keine Zahlen, wie viele rechtsextreme Straftaten es in Witten gegeben hat. Betrachtet man frühere Zeiträume, halten sich Körperverletzungen und andere Delikte wie Volksverhetzung tatsächlich in Grenzen. 2013 wurden laut Statistik 22 Straftaten gezählt, im ersten Halbjahr 2014 gab es sogar einen Rückgang auf neun. Es gebe keine besonderen Auffälligkeiten, sagte Polizeisprecher Volker Schütte am Montag (25.1.) auf Anfrage.

    Tat in Bommerholz ungeklärt

    Wobei: Der Brandanschlag auf die Moschee an der Wideystraße, der einem psychisch kranken Einzeltäter zugeordnet wird, könnte durchaus auch eine fremdenfeindliche Note gehabt haben. Zumindest sagten Zeugen aus, der Täter habe in der Vergangenheit gegen Ausländer und Juden gehetzt.

    Bei der Brandstiftung im Gästehaus Bommerholz hält die Polizei einen fremdenfeindlichen Hintergrund für sehr wahrscheinlich. Der oder die Täter konnten bis heute nicht ermittelt werden. Der Hinweis eines Autofahrers, frühmorgens in Tatortnähe ein junges Pärchen gesehen zu haben, führte zu keinem Fahndungserfolg.

    Bürgerwehr macht Stimmung

    Dass es zumindest Sympathien für Rechte in Witten geben muss, zeigte schon die letzte Kommunalwahl. Damals zogen mit Peggy Hufenbach und Christoph Schmidt zwei Vertreter der rechtsextremen Partei „Pro NRW“ in den Rat ein. Schmidt werden gute Kontakte in die Szene nachgesagt. Auch eine selbst ernannte „Bürgerwehr“ machte zuletzt Stimmung im Netz gegen Asylbewerber.

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    „Wir haben uns lange in Sicherheit gewogen. Doch wenn man die jüngste Entwicklung sieht, muss man von einer offenen rechtsradikalen Szene sprechen“, sagt Lasse Wichert, der sich seit langem in Witten gegen Rechts engagiert. Ein Beispiel für zumindest verstärkte Propaganda-Aktivitäten ist für ihn jene Bürgerwehr. Wichert: „Da sind Nazi-Hools und bekennende Neonazis dabei.“

    „SS-Tattoo auf der Hand“

    Zu den Beteiligten zähle Alex Koch, der „die NPD liked und sich auf die Hand ein SS-Tattoo machen lässt.“ Bis vor anderthalb, zwei Jahren seien aktive Rechtsextreme in Witten nicht mehr gesichtet worden, meint Wichert. Angehörige der Szene seien nach Dortmund abgewandert, etwa die einstigen „Freien Nationalisten Witten“. Umgekehrt, meint Polizeisprecher Volker Schütte, könnten rechtsextreme Aktivitäten aber auch nach Witten herüberschwappen. Die Stadtgrenze zu Dortmund ist nah.