Witten/Sprockhövel. . Das Gericht hält den 25-jährigen Sprockhöveler für nicht voll schuldfähig. Zum Schutz der Allgemeinheit wird er auf unbestimmte Zeit eingewiesen.
Der Sprockhöveler, der im vergangenen April in der Sultan Ahmet Moschee in Witten ein Feuer gelegt hatte, muss in die Psychiatrie. Das entschied am Freitag das Bochumer Schwurgericht. Das Gericht hält den 25-Jährigen für gefährlich und nicht voll schuldfähig. Mit der Unterbringung auf unbestimmte Zeit soll die Allgemeinheit geschützt werden.
Laut einem Gutachten leidet er unter einer Unterform der Schizophrenie. Andere, ältere Gutachten widersprechen sich stark in ihren Ergebnissen. Der Sprocköveler selbst betonte: „Ich bin weder krank noch gefährlich.“
Dem Sprockhöveler nur einen Betreuer an die Seite zu stellen, hielt die Kammer für nicht sicher genug. Der Moschee-Brandstifter habe in der Vergangenheit auch unter Betreuung gestanden. Trotzdem bekam er sein Leben nicht in den Griff, beging Straftaten – und legte letztlich das Feuer in dem Gotteshaus.
In der Nacht des 13. April hatte der 25-Jährige zunächst einige Liter Benzin an einer Tankstelle abgezapft, war dann in die Moschee eingebrochen und hatte dort mit einem Streichholz auf dem Gebetsteppich ein Feuer gelegt. Zu dem Zeitpunkt lebten mehrere Familien in dem Haus. Dass nicht mehr passierte und das Feuer schnell erlosch, lag am Brandschutzteppich. Der Gebetsraum war drei Monate unbenutzbar, es entstand ein Sachschaden von rund 75 000 Euro.
Überführt werden konnte der Sprockhöveler nach einigen Tagen durch Kameraaufzeichnungen der Tankstelle. Dort war ein Mann mit einem roten Kanister zu sehen – so, wie auch auf Bildern einer Überwachungskamera in der Moschee. Nach Zeugenhinweisen schnappte ihn die Polizei in Sprockhövel. Letzte Gewissheit, dass es sich bei dem 25-Jährigen um den Täter handelt, gab ein DNA-Gutachten des Landeskriminalamtes: Demnach hinterließ er zahlreiche Fingerabriebe am Moscheefenster und dem Streichholz.
Vor Gericht entstand nach und nach ein Bild von dem jungen Mann. Demnach war er in einem völlig vermüllten „Messie-Haushalt“ aufgewachsen, viele Freunde oder eine Freundin hatte er nicht. Nur in einer kleinen Clique hielt er sich des Öfteren auf. In der Schule soll er gehänselt worden sein. Schon in der Jugendzeit fiel einem Freund auf, dass der 25-Jährige beim Alkohol immer wieder über die Stränge schlug. Zeitweise soll er auf der Straße gelebt haben. Zwischenzeitlich war er nach Norddeutschland umgezogen, kam aber nach einiger Zeit zurück ins Ruhrgebiet und lebte in Sprockhövel.
Brüche im Lebenslauf
Nach eigener Aussage hatte er den Hauptschulabschluss gemacht, den Realschulabschluss nachgemacht und wollte noch das Abitur drauflegen. Nach einem „schweren Konflikt“ mit dem Stufenleiter wurde er aber nicht für die nächste Klasse zugelassen. Das habe ihn schwer getroffen.
Immer wieder kam es zu ideologischen Verwerfungen in der Schule und mit Bekannten, ließ der ehemalige Bundeswehrsoldat durchblicken. Ein Zeuge berichtete davon, dass er ausländer- und judenfeindliche Musik hörte und „gegen alle Türken und Araber“ gehetzt habe, was für einen möglichen rechten Hintergrund der Brandstiftung sprechen könnte. In der Moschee war er nach eigener Aussage als Schulkind zu Besuch und hatte auch Kontakt zu Gemeindemitgliedern.
Ein ebenfalls prägendes Thema im Leben des Sprockhövelers: der angebliche Missbrauch im Wittener Haus der Jugend als Zwölfjähriger. Dort hatte es am besagten 13. April auch gebrannt. Einen möglichen Zusammenhang mit der Moschee-Brandstiftung konnte ihm die Staatsanwaltschaft mangels Zeugenhinweisen beziehungsweise Videoaufzeichnungen aber nicht nachweisen.