Witten. Nach fünf Jahren muss die Polizei den tödlichen Unfall in der Halloweennacht auf der Rüsbergstraße in Witten vermutlich ad acta legen. Er wurde nie aufgeklärt.
„Diese Angst verjährt nie!“ Fünf Jahre nach dem tödlichen Unfall in der Halloweennacht auf der Rüsbergstraße hat sich die Polizei in einem offenen Brief an den oder die Autofahrerin gewendet, die den damals 20-jährigen Bundeswehrsoldaten Christian Marks mit ihrem Wagen überrollten und dann tot auf der Straße liegen ließen. Die Unfallflucht vom 1. November 2010 konnte trotz großem Aufwand nie geklärt werden und wird am Sonntag (2.11.) um 24 Uhr verjährt sein.
„Doch eins steht fest: Auch nach der Verjährung werden Sie Ihre Schuldgefühle sowie die Angst, verraten oder entdeckt zu werden, nie mehr loswerden!“ schreibt Polizeisprecher Volker Schütte dem oder der Autofahrerin, die sich trotz des Ermittlungsdrucks bis heute nicht bei der Polizei gemeldet haben. Weiter heißt es: „Können Sie und Ihre Mitwisser damit bis zum Ende des Lebens klarkommen? Wohl kaum.“
Dieser Brief ist ein erneuter Appell an den flüchtigen Unfallfahrer, endlich reinen Tisch zu machen und sich bei der Polizei zu melden – möglichst bis Sonntagabend, bevor die „Tat“ im juristischen Sinne nicht mehr geahndet werden kann.
Fahrzeugteil von einem Corsa gefunden
Ermittelt wird wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort. Mögliches Strafmaß: bis zu drei Jahren Haft oder eine Geldstrafe. Doch ins Gefängnis wäre der Verursacher wohl nie gekommen, hätte er sich denn nur zu erkennen gegeben. „Ja, Sie alle haben den Druck bislang ausgehalten, der seit fünf Jahren auf Ihnen lastet“, schreibt der Hauptkommissar und meint auch mögliche Mitwisser. „Wie Sie sich in dieser Zeit gefühlt haben, wenn es an Ihrer Tür geschellt hat oder das Telefon klingelte – wir wissen es nicht.“
Und die Polizei hatte in den Wochen und Monaten nach dem Unfall an vielen Türen geschellt. Anfangs waren die Ermittler noch recht zuversichtlich gewesen, den Unfallfahrer ermitteln zu können – hatten sie doch am Tatort ein Fahrzeugteil von einem zweitürigen Corsa Baujahr 2001-2006 gefunden. Später tauchten sogar noch Videoaufnahmen auf.
Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt
„Es war eine Riesenpuzzlearbeit“, sagt ein Fahnder. Handys wurden überprüft, hunderte Corsa-Fahrer befragt, eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt, eine Sonderkommission „Christian“ gebildet. „Eine der schlimmsten Verkehrsunfallfluchten in der Geschichte des Bochumer Polizeipräsidiums“ (Schütte) schaffte es sogar in die Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“.
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Es war 4.25 Uhr, als der Herbeder auf dem Heimweg von einer Halloweenparty auf Burg Blankenstein überfahren wurde. Es war eine neblige Nacht. Der 20-Jährige hatte vor dem Unfall schon auf der Straße gelegen, vermutet die Polizei. Vielleicht war er gestürzt. Und womöglich hatte ihn der Fahrer nicht gesehen.
Gleich am nächsten Mittag brannten am Straßenrand Kerzen, ein Bild erinnerte an Christian. Seine Eltern suchen die Unfallstelle, die zum Ort des stillen Gedenkens wurde, immer wieder auf. Sie wohnen gleich um die Ecke.