Witten. Michael Muhr spricht von einer „historisch niedrigen Wahlbeteiligung“ bei der Bürgermeisterwahl in Witten. Den klassischen Nichtwähler gebe es nicht
Nicht besonders ermutigend sind die Zahlen, mit denen sich Amtsleiter Michael Muhr nach der Bürgermeisterwahl am Sonntag beschäftigen muss.
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Redakteurin Tina Bucek sprach mit dem Wahlamtsleiter über die niedrige Wahlbeteiligung, die Nichtwähler und seine Prognose für die Stichwahl in zwei Wochen.
Herr Muhr, eine Wahlbeteiligung von 39,2 Prozent: Wie schätzen Sie das im Vergleich zu den Vorjahren ein?
Michael Muhr: Das ist schon historisch niedrig. Bei der letzten Stichwahl 2004 hatten wir ungefähr so viel, rund 39 Prozent. Und bei Stichwahlen gehen erfahrungsgemäß noch weniger Bürger zur Wahl als im ersten Wahlgang.
Heißt das, Sie prognostizieren für Sonntag in zwei Wochen einen nochmaligen Rückgang?
Muhr: Leider ja, da sagen einem schon die Zahlen aus den Vorjahren. Außerdem: Wenn nur zwei Kandidaten antreten, ist die Gefahr groß, dass diejenigen, die sich für die anderen stark gemacht haben, einfach zu Hause bleiben. In unserem Fall sind das ja 20 Prozent der Wähler, die für Piraten, Linke und den unabhängigen Kandidaten gestimmt haben. Wenn davon ein Teil in 14 Tagen einfach keine Notwendigkeit sieht, abzustimmen, kann man sich ja ausrechnen, was passiert.
Gibt es den klassischen Nichtwähler?
Muhr: Das würde ich so nicht sage. Man kann, denke ich, nicht davon ausgehen, dass etwa nur die älteren Bürger gewählt haben. In manchen Innenstadt-Bezirken oder auch in Annen hat besonders der Kandidat der Piraten viele Stimmen geholt, mancherorts an die 20 Prozent. Das waren sicher eine Menge junger Wähler, Studenten womöglich, bildungsnahe Schichten, die er da mit seinen Ideen mobilisieren konnte.
Eigentlich war die Konstellation in Witten gerade mit den beiden Konkurrenten Leidemann und Schweppe doch spannend, der Wahlausgang nicht unbedingt vorhersehbar. Warum hat das bei den Wählern nicht gezogen?
Muhr: Das ist schwer zu beantworten. Sicher müssen sich die Kandidaten fragen, ob bestimmte Ereignisse im Vorfeld der Wahl zur Wahlmüdigkeit der Bürger beigetragen haben. Andererseits: Ich weiß nicht, ob die Zahlen anders gewesen wären, hätte in Witten ein klassischer Lagerwahlkampf zwischen SPD und CDU stattgefunden. Und: Die Zahlen in den umliegenden Städten sind ja auch nicht besser. Witten steht mit seiner geringen Wahlbeteiligung leider nicht alleine da – das deutet eher auf eine allgemeine Wahlmüdigkeit hin.
Spielt das Wetter am Wahltag auch eine Rolle dabei, ob die Leute ihr Kreuzchen machen?
Muhr: Das weiß ich nicht. Da ist schon eher ausschlaggebend, was gewählt wird. Bei der letzten Bürgermeisterwahl 2009 hatten wir eine Wahlbeteiligung von 52,7 Prozent – aber da waren auch gleichzeitig Kommunalwahlen, das zieht dann mehr Leute. Wenn dann noch gleichzeitig Bundestagswahl ist, ist die Wahlbeteiligung erfahrungsgemäß noch höher.