Witten. Als erste der fünf Bürgermeisterkandidaten erschien Sonja Leidemann im Wittener Ratssaal. Nur allmählich füllte sich der Raum.

Sie kam, sah, und begrüßte alle Anwesenden per Handschlag. Vielleicht war es bezeichnend für diesen Wahlabend, dass Sonja Leidemann als erste der fünf Kandidaten im Ratssaal auf der Bildfläche erschien. Schwarze Jacke, schwarzer Rock, schwarze Schuhe. Die Noch-Bürgermeisterin hatte in Sachen Begrüßungsformalitäten allerdings nicht viel tun. Nur zäh füllte sich der Raum um kurz vor sechs.

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Vorne links: die Technikfraktion. Rechner, Bildschirme, Kabel, und über allem: die Leinwand. Vorne rechts: die Sonja-Fraktion. Leidemann mit Tochter und Sohn, Ex-Bürgermeister Klaus Lohmann, treuen Genossen aus den Hölzern und vom Schnee. Auf heimatlichem Terrain gönnt sich die 55-Jährige einen kurzen Seufzer. „Ich hoffe ja nicht, dass es zur Stichwahl kommt.“ Ihr Wunsch wird bekanntlich nicht in Erfüllung gehen.

Um kurz nach sechs die ersten Zahlen auf der Leinwand. Enttäuschte Blicke, nur die Landratswahl, SPD-Kandidat Schade liegt mit über 60 Prozent klar vorn. Jetzt treffen auch Kandidatin Ulla Weiß (55) und die Linken ein, im Gepäck: einen Kasten Mineralwasser. Und plötzlich drängen sich Menschen durch die Tür, mittendrin Herausforderer Frank Schweppe (57), grauer Anzug. Er schlängelt sich durch. Kurzes Lächeln statt Händedruck. Wo im Raum sich seine Anhänger platziert haben, ist nicht genau auszumachen.

So voll war es hier noch nie

Die Luft wird drückender, hier eine gerunzelte Stirn, dort ein starrer Blick. „So voll war es hier noch nie“, sagt jemand auf dem Weg nach draußen. Ganz rechts öffnet eine Frau in Rot ein Fenster. 18.25 Uhr, erste Hochrechnung zur Bürgermeisterwahl. Leidemann 42 Prozent, Schweppe 30 Prozent. Jubeln aus dem Sonja-Lager. Leidemann stellt sich zum Foto auf. Botschaft: Seht ihr, dieser Abend ist gelaufen! Ist er aber nicht.

45 Minuten und zehn Stimmbezirke später: 40 Prozent Leidemann, 38 Prozent Schweppe. „Wahlbeteiligung unter 40 Prozent, ein Drama ist das“, unterhält sich ein Pärchen. „Wir sind es aber auch irgendwie selbst schuld“, mischt sich ein älterer Herr ein. Das Fernsehen spricht mit Pirat Borggraefe (39), der nach elf Stimmbezirken bei über zehn Prozent liegt. Der lacht entspannt. „Gibt es hier denn keine Häppchen und gar nichts zu trinken?“, beschwert sich ein Mann in Karo-Hemd. Jung ist er, und damit eher eine Ausnahme heute. Der Altersdurchschnitt im Saal liegt gefühlt bei Mitte 50.

Anders vor dem Rathaus, wo zwei Jugendliche auf der Treppe herumlungern. „Wer ist denn jetzt die neue Bürgermeisterin?“, fragt die eine. „Weißt Du das nicht? Sonja heißt die doch“, sagt die andere. Ihr Gegenüber guckt sie ungläubig an. „Wo hast Du das denn her? Der Bürgermeister ist doch der mit den meisten Stimmen, und der heißt Frank Zappa.“