Witten/Hagen. Gerettet wurden zehn Monate alte Zwillinge, die mit ihrem Kinderwagen im See gelandet waren. Die Mutter hatte vergessen, die Bremse anzuziehen.

Diese Kinder hatten mindestens einen Schutzengel: Zwei zehn Monate alte Zwillinge sind mit ihrem Kinderwagen angeschnallt in den Kemnader See gerollt. Der Wagen ging sofort unter. Da aber erst die Mutter und dann auch Zeugen gleich hinterhersprangen, konnten die Jungen gerettet werden.

Passiert ist das Beinahe-Unglück morgens gegen neun. Die Mutter, eine Frau aus Hagen, Mitte 30, besuchte den beliebten Dienstagsflohmarkt für Kinder- und Babysachen am Hafen Heveney. Dann geschah das Unfassbare: Weil sie nach eigenen Angaben an einem Stand vergessen hatte, die Bremse festzustellen, setzte sich der Doppel-Kinderwagen mit den beiden fast einjährigen Jungen selbstständig in Bewegung.

Kinderwagen tauchte komplett unter

Er rollte eine fünf Meter steile Böschung hinab, landete im See und „tauchte wenig später unter“, wie die Polizei mitteilte. Die Mutter, die nach Angaben des Veranstalters noch einen Rucksack trug, sprang sofort hinterher. Zwei weitere Männer aus dem Sauerland und aus Bochum stürzten ebenfalls ins Wasser. Was folgte, war eine dramatische Rettungsaktion. Er sei tief getaucht, um überhaupt an den Wagen zu kommen, gab ein 49-jähriger Mann aus Hemer bei der Polizei zu Protokoll. Er habe richtig japsen müssen, als er wieder an die Oberfläche gelangte. Der See ist am Ufer etwa 1,20 Meter tief, zur Mitte hin zirka 1,80 Meter.

Flohmarkt-Veranstalter Bernd Schlacht bestätigte, wie schweres war, den Doppel-Buggy rauszuziehen. „Es haben auch noch zwei von meinen Leuten mit angepackt.“ Schließlich hätten alle eine Reihe gebildet und erst den Kinderwagen, dann die Mutter und die weiteren Helfer herausgezogen.

Die Kinder, die komplett unter Wasser gerieten, waren nach der Rettung sofort „ansprechbar“. Feuerwehrsprecher Michael Chur aus Bochum: „Sie waren natürlich nass und haben ziemlich geschrien.“ Doch das war in diesem Fall ein gutes Zeichen: Die Kleinen waren quicklebendig! Chur: „Der Riesenschreck war wahrscheinlich schlimmer als alles andere.“

Reflexartig den Atem angehalten

Sobald Kinder ins Wasser fielen und untergingen, täten sie reflexartig dasselbe wie Erwachsene: den Atem anhalten. Das wiederum verhindere, dass viel Wasser in den Körper eindringe. Rein vorsorglich habe man Mutter und Zwillinge in ein Wittener Krankenhaus gebracht, wo sie zwei Tage zur Beobachung bleiben. Zum Glück war das Wasser mit 20 Grad relativ warm. Als die Rettungskräfte aus Bochum eintrafen, waren die Kinder schon an Land gebracht worden.

Der Unfall ereignete sich in der Nähe der Anlegestelle der „Kemnade“ in Richtung Freizeitbad. Die Flohmarktstände stehen auf dem Fußweg, der oberhalb des Sees verläuft. Veranstalter Bernd Schlacht hatte beim Anruf unserer Zeitung noch gar nichts von dem Zwischenfall gehört. „Ich werd’ verrückt“, sagte er. In 19 Jahren sei noch nie etwas passiert.etwas passiert.