Bochum-Wattenscheid. Das Thema “Burger King“ schlägt auch in Bochum-Wattenscheid hohe Wellen. Denn an der Filiale am Dückerweg sollen Hygienevorschriften nicht eingehalten worden sein. Ein Mitarbeiter beschreibt: “Keiner traut sich, gegen die Arbeits- und Hygiene-Missstände anzugehen. Jeder fürchtet hier um seinen Job.“
Durch Günter Wallraffs Enthüllungsreportage ist das Thema „Burger King“, gemeint sind die 91 Filialen, die vor einem Jahr von der Yi-Ko übernommen worden sind, in aller Munde. Klagewellen der Betriebsräte und auch ausstehende Gehaltszahlungen sind längst bekannt – und trotzdem schwer verdaulich. Über derlei Klagen – etwa aus der Filiale am Dückerweg – berichtet die WAZ seit einem Jahr. Hinzu kommen nun die angeblichen Hygienemängel.
Das Thema bleibt damit unappetitlich. Auch am Dückerweg sollen Hygienevorschriften nicht eingehalten worden sein. Ein Beschäftigter (Name der Redaktion bekannt) spricht von Tomaten oder Eisbergsalat, die acht statt der erlaubten vier Stunden lang offen zur Verarbeitung bereit stehen. Die Auftauzeiten für Rohkost von zwei Stunden würden nicht eingehalten, sondern deutlich verkürzt. „Dann bekommt der Kunde eiskalte Tomaten serviert“, so der Mitarbeiter. „Wegschmeißen dürfen wir Mitarbeiter nicht viel. Sonst gibt es sofort Ärger mit dem Regionalleiter oder der Zentrale in Stade.“
Protestaktion in Essen mit Günter Wallraff
Um auf die Lage bei Burger King aufmerksam zu machen, haben NGG und DGB zu einer Protestaktion aufgerufen. Diese findet am 7. Mai ab 10 Uhr in Essen, Kettwiger Straße, gegenüber Burger King statt.
Über das Thema „Alles fair bei Burger King?“ diskutieren u.a. Günter Wallraff, Journalist, Andreas Meyer-Lauber, Vors. DGB NRW, und Thomas Gauger, Vors. NGG NRW.
Unternehmen nimmt nicht Stellung
Über 30 Beschäftigte seien am Dückerweg tätig, sagt der Mitarbeiter, etwa die Hälfte davon Studenten. Rund 60 Prozent schaffen als Mini-Jobber auf 400-Euro-Basis. Der Rest habe Teilzeitverträge über 20 oder 30 Stunden mit Löhnen zwischen 7,70 und 8,25 Euro. Letztere gelten als die Top-Verdiener. Da immer wieder das Personal ausgetauscht werde, viele Mitarbeiter sprächen kaum oder kein Deutsch, der Großteil der Kommunikation funktioniere auf Englisch, „traut sich auch keiner, gegen die Missstände anzugehen. Jeder fürchtet um seinen Arbeitsplatz.“
Da werde hingenommen, dass die Spülmaschine nicht funktioniere, das Geschirr also per Hand gesäubert werde. Ebenfalls habe der Franchise-Nehmer Yi-Ko bei der Übernahme das Putzpersonal abgeschafft, eingespart. Diese Arbeiten, so der Informant, „erledigen die Beschäftigten – oft in ihrer Arbeits-Uniform.“
Eine Schließung ist das allerletzte Mittel
Auf Nachfrage der WAZ bei der Stadt Bochum in Sachen (Mäuse-)Kontrollen sagt Sprecherin Barbara Gottschlich: „Betriebe unterliegen der regelmäßigen Kontrolle. Bei festgestellten Mängeln gibt es Nachkontrollen. Je nach Schwere der Mängel wird ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet. Dann sind Geldbußen zu zahlen. Ob komplett geschlossen wird, hängt von der Schwere der Mängel im Einzelfall ab. Nur bei eklatanten Verstößen wie grobe hygienische Mängel, lange Zeit nicht gereinigt, verdorbene Lebensmittel, bei Schädlingsbefall – wie durch Ratten, Mäuse, Schaben, Mehlwürmer – muss der Betriebsinhaber sofort einen Schädlingsbekämpfer bestellen.“ Das gelte für jeden Betrieb, der mit Lebensmitteln umgehe. „Die Schließung ist das allerletzte Mittel, das die Behörde anwendet. Möglich ist auch die Schließung von Betriebsteilen wie einzelnen Räumen.“ Die Kontrolle bei Burger King am Dückerweg durch das Ordnungsamt bestätigt die Stadt-Sprecherin: „Die Stadt hat dort keinen Anlass für größere Beanstandungen festgestellt.“
Die Sache mit der Maus, die vor ca. sechs Wochen im Restaurant gesehen worden sein soll, hält der Beschäftigte eher für die Spitze des Eisbergs. Das Ordnungsamt der Stadt sei verständigt worden und habe auch verwarnt. Nicht weniger – und auch nicht mehr.
Zu den Hygiene-Vorwürfen am Dückerweg in Wattenscheid wollte die Yi-Ko (Anmerkung der Redaktion: Yi-Ko steht für das Joint-Venture zwischen dem türkischstämmigen Deutschen Ergün Yildiz und dem Russen Alexander Kolobov), die ihren Sitz im norddeutschen Stade hat, gestern auf WAZ-Nachfrage „keine Stellung nehmen“. Der Yi-Ko-Anwalt Helmut Naujoks war telefonisch nicht zu erreichen.