Wattenscheid. . Die Einführung neuer Autokennzeichen wird kontrovers diskutiert. Auch innerhalb der Polizei ist man sich nicht einig. Befürworter sprechen von verbesserten Ermittlungschancen, Gegner befürchten, dass Zeugen sich die Kennzeichen nicht mehr so gut merken könnten.
„Wer Lokalpatriotismus zu seinem Kuhdorf zeigen will, soll das über einen Aufkleber am Kofferraum tun – aber bitte nicht über das amtliche Kennzeichen“, so sagte es der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt. Er ist strikt gegen die Neueinführung der alten Kennzeichen und kritisiert Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, der die geplante Lockerung vorsieht. Wendt: „Die Polizei-Kollegen werden die kryptischen Buchstabenkombinationen kleinerer Orte schwerer entziffern können.“
Aus dem Blickwinkel des Unfallflucht-Sachbearbeiters sieht das Johannes Rychlik, Vorsitzender des Kreisverbandes Bochum, Herne, Witten der Deutschen Polizeigewerkschaft, genauso. Er sagt: „Schon jetzt ist die Aufklärungsquote der Unfallfluchten niedrig. Wenn sich die Zeugen auch noch schwierige, für sie neue und damit ungewohnte Auto-Kennzeichen merken müssen, sinkt die Rate noch tiefer.“ Er selbst sei Wittener, sehe aber dennoch das Problem aus dem Blickwinkel der Polizeiarbeit. „Ein Bochumer Zeuge kann sich noch WAT merken, aber nicht mehr WIT, WET und was es sonst noch an neuen Kennzeichen geben wird.“ Rychlik ist also erklärtermaßen kein Freund der Kennzeichen-Aufsplitterung.
Bessere Ermittlungschancen für die Polizei
Eine ganz andere Meinung dazu vertritt Uwe Danz, 2. Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Bochum. „WAT, CAS oder WIT macht Sinn. Da hab ich doch auch als Polizist viel mehr Möglichkeiten, zu ermitteln.“ Es gehe ja nicht darum, ein eigenes Kennzeichen für Höntrop zu vergeben, sondern darum, alte Kennzeichen neu aufleben zu lassen. Seiner Ansicht nach „ist es viel schwieriger für die Ermittlungsarbeit, dass man sein altes Kennzeichen sonst wohin mitnehmen darf“. Beispielsweise könnte – ganz nach französischem Modell – das Bochumer Kennzeichen bei einem Umzug, etwa nach Bayern, mitgenommen werden. „Der Bochumer ist plötzlich mit erstem Wohnsitz in Bayern gemeldet, fährt aber noch sein altes Kennzeichen aus der Heimat. Da muss man dann erst hinterkommen.“
Für die Gewerkschaft der Polizei sei das Thema „Wiedereinführung der alten Kennzeichen“ überhaupt nicht relevant. Da werde, so der GdP-Mann, „mal wieder eine Kuh durchs Dorf getrieben“.