Hattingen. Lokalpatrioten wünschen sich eigenes Kennzeichen. Landrat warnt vor Chaos.



Hattingen könnte schon bald ein eigenes Autokennzeichen bekommen. Anlass ist eine Initiative des Bundesverkehrministeriums, die im Hattinger Rathaus positiv aufgenommen wird. „Frau Dr. Goch hält das für eine gute Idee. Sie könnte sich HAT gut vorstellen“, so Susanne Wegemann aus dem Pressebüro der Stadt. Reserviert hat die Stadt das amtliche Kennzeichen „HAT“ aber bisher noch nicht. Denn vorher muss der Rat entscheiden, ob Hattingen ein eigenes Kennzeichen bekommen soll oder vielleicht sogar mehrere, etwa für Blankenstein und Welper extra, heißt es von Seiten der Stadt.

Deutlich weniger positiv als die Bürgermeisterin äußert sich Landrat Arnim Brux: „Ich finde das alles chaotisierend.“ Brux befürchtet Sicherheitsprobleme, wenn es bald „tausende von Nummernschildern“ gebe, weil es schwieriger werde sich das Kennzeichen zu merken – etwa bei einem Unfall mit Fahrerflucht. Allerdings, so schränkt er ein, wäre es natürlich ungerecht, wenn Witten ein eigenes Kennzeichen bekäme und Hattingen nicht.

Neues Kennzeichen kostet

Bleibt die Frage, wie viele Hattinger sich tatsächlich für ein HAT-Schild entscheiden würden. Denn das neue Schild bliebe, nach Auskünften des NRW-Verkehrsministeriums, freiwillig. Ein Argument für das alte Schild könnten die Kosten sein, die ein neues mit sich bringen würde. Nach Auskünften des Kreises wären das zwischen 42 und 48,50 Euro, inklusive neuer Feinstaubplakette. Dazu kämen dann noch die Kosten für den Schildermacher. Bei einem Autoschilderhersteller in Bochum etwa wären das noch einmal 32 Euro.

Braucht Hattingen wirklich ein eigenes Autokennzeichen? Das Ergebnis unserer nicht repräsentativen Umfrage in der Innenstadt ist ein klares „Jein“. „Ich finde es nicht unbedingt nötig, dass jede Stadt ein eigenes Kennzeichen bekommt“, sagt etwa Diana Vöhringer. Trotzdem meint sie, dass ein Hattinger-Kennzeichen eine nette Idee ist. Ganz anders sieht das Ula Jacobs: „Ich finde das überhaupt nicht gut, dass alle neue Kennzeichen wollen. Das wird ein großes Chaos geben.“

Auch Detlef Brennmöhl, der als Fahrer beruflich viel mit Autos zu tun hat, findet ein eigenes Schild für Hattingen übertrieben: „Ich denke, das ist viel zu viel Verwaltungsaufwand“, so der 59-Jährige. Bankkaufmann Jörg Wenner ist eigentlich egal, was auf seinem Autokennzeichen steht. Aber, so schränkt er ein: „Sicherheit sollte immer vorgehen.“ Wenn es für die Polizei dadurch schwieriger würde, ist er dagegen.

Viele Hattinger mögen ihr EN-Kennzeichen. Manche machen den Spaß einfach mit, wenn andere eine verulkende Langform dafür erfinden, so etwa Claudia Leisten Die 56-Jährige sagt: „Ich bin zufrieden mit meinem EN-Kennzeichen – Entenhausen.“

Lokalpatriot möchte HAT-Schild

Nicht ganz so viel Humor hat ein 37-Jähriger Bochumer. „Die sollten das ändern, weil jeder hinter EN hupt. Die sind bekannt als Europas Nieten“, weiß er aus den leidvollen Erzählungen seines Bruders, der mit EN-Kennzeichen unterwegs ist.
Thomas Röthig setzt sich schon seit 2008 für ein neues Kennzeichen ein: ERK statt EN, damit die Ruhr eindeutig vorkommt. Noch besser findet der Hattinger Lokalpatriot aber ein eigenes Kennzeichen für Hattingen: „Ich wäre einer der ersten, der morgens um sechs auf seinem Campingstuhl wartet, um das neue HAT-Kennzeichen zu bekommen“, verspricht er.