Wattenscheid. . Wachleiter Udo Lotte erklärt im Interview, wie die Polizei auf die getunten Wagen am Car-Freitag in Wattenscheid reagiert. So kommt unter anderem eine Art Aalreuse zum Einsatz - und auch Toilettenhäuschen für die spontane Urinprobe sind vor Ort.
Der Car-Freitag in Wattenscheid am Dückerweg hat sich im Umkreis von mindestens 200 Kilometern herumgesprochen. Zwischen 3000 und 4000 getunte Karossen samt Fahrern und Beifahrern sind am Start. Das bedeutet für die Wattenscheider Polizei-Wache Einsatz – und zwar verstärkt. WAZ-Redakteurin Ellen Wiederstein sprach mit Wachleiter Udo Lotte:
Wie stark ist das Polizeiaufgebot?
Udo Lotte: Über 40 Leute sind im Einsatz – in einer Schicht zeitversetzt – gut zwölf Stunden lang. Zwischen 14 und 16 Uhr, wenn am meisten los ist, stehen alle parat.
Den Car-Freitag gibt’s seit etlichen Jahren. Die Polizei hat Erfahrungen gesammelt. Welche?
Lotte: Das Event wird immer größer, muss aber nicht angemeldet werden. Vergleichbar mit einem Flashmob. Und die vor allem junge Tuning-Szene fährt quasi darauf ab, Teile am Auto zu installieren, die nicht erlaubt sind. Je mehr, desto doller. Zum Beispiel eine bestimmte Fahrzeugbeleuchtung, die den entgegenkommenden Verkehr völlig verunsichert. Und das gilt es zu verhindern, im Sinne der allgemeinen Verkehrssicherheit.
Sie wissen also genau, worauf Sie achten müssen?
Lotte: Sicher. Und was wir nicht auf Anhieb sehen, entdecken Leute von der Dekra oder der Verkehrssicherheit, die wir extra herbei bestellt haben. Was nicht verkehrstauglich ist, wird an Ort und Stelle, also am Dückerweg, stillgelegt. Deshalb ist auch ein Abschleppunternehmen vor Ort, das den Wagen sofort aus dem Verkehr zieht.
Wie reagieren die Tuning-Fans?
Lotte: Manche ganz gerissen. Im vergangenen Jahr haben wir ein Auto gepackt, dass mit unerlaubten Zusatzteilen nur so vollgestopft war. Plötzlich tauchte die ganze Familie auf und hat den Wagen umgebaut.
Also wissen die Fahrer genau, welche Fahrzeugteile unerlaubt sind? Was ist für sie der Kick?
Lotte: Ja sicher wissen sie das. Aber das Tolle für sie ist es, allen anderen zu zeigen: ,Ich hab’ das Teil und ich fahre damit ‘rum’.
Bis die Polizei sie erwischt. Aber die Fahrer wissen doch genau, dass die Polizei vor Ort ist. So hieß es zuvor auf einem Internet-Forum: ,Wünsche allen Car-Freitag-Leuten eine fröhliche Hetzjagd mit der Polizei’.
Lotte: Klar wissen die das. Aber sie wissen nicht, wie. So wissen sie nicht, dass wir die Auffahrt auf die A 40 Richtung Dortmund komplett sperren können. Und auch nicht, das wir eine Art Aalreuse aufbauen, durch die Wagen fahren müssen. Alle Fahrzeuge, die auffällig erscheinen, leiten wir in diese Schleuse.
Geht es Ihnen nur um verbotene Tuning-Teile?
Lotte: Nein. Wir haben nicht nur das Ziel, unerlaubte Fahrzeugveränderungen aufzudecken. So sind auch Kriminalbeamte dort, weil das ein oder andere gestohlene oder gehehlte Teil eingebaut ist. Zudem haben wir Teststellen für Alkohol und Drogen eingerichtet. Und sogar zwei Toiletten-Häuschen bestellt, um Urinproben vor Ort durchzuführen.
Was wäre, wenn am Karfreitag der Dückerweg für den Car-Freitag gesperrt würde?
Lotte: Dann verlagert sich das Treff weiter, zum Beispiel in den Ruhrpark. Nicht nur am Dückerweg treffen sich die Fahrer. Es gibt im Ruhrgebiet diverse Stellen.