Wattenscheid. . Zum “Car-Freitag“ haben sich wie in jedem Jahr am Dückerweg in Wattenscheid rund 2500 Tuning-Fans getroffen. Wegen des großen Andrangs waren zeitweise Zufahrts- und Nebenstraßen blockiert.

„Ey, da hatte ich Viecher vorm Kühler kleben, die hab’ ich lebend noch nie gesehen.“ Bohh. Und der nächste Tuning-Fan hat endlich ‘nen Sponsor gefunden. Alle halten die Luft an, als der kleine, aufgemotzte, orangefarbene Fiat-Oldtimer um die Ecke gebrettert kommt – mit Jägermeister-Werbung, fast größer als die Karosse selbst. Ein echter Hingucker. Wird aber gleich getoppt vom weinroten Road Monster.

Opa fährt mit Oma im dunklen, kleinen Opel-Corsa auch mal ‘ne Runde über den Dückerweg. Sie wollen gucken, was hier – am legendären Car-Freitag – so los ist. Aber es ist noch früh am Mittag. Erst am Nachmittag ist der Parkplatz so belagert, dass fast kein Rein- und Rauskommen mehr möglich ist. Auch die Polizei hat aufgeschlagen, eine Schleuse eingerichtet, um die Autos aus dem Verkehr zu ziehen, die alles andere als verkehrstauglich sind. Also unerlaubte Teile eingebaut haben. Oder den getunten Motor so aufheulen lassen, dass die Anwohner keine Spur eines stillen Karfreitags erleben dürfen. Aus irgendeiner auf Hochglanz polierten Karosse, unübersehbar mittig auf dem Parkplatz postiert, knallen die Bässe nur so aus den im Heck eingebauten Boxen.

Schmucke Chromfelgen für 2000 Euro

„Ein bisschen Spaß ist o.k., aber das muss nicht laut sein“, meint Sebastian Finke aus Bochum, Mitbegründer des Peugeot-Clubs „Ruhrpottlöwen“. „Wir treffen uns hier jeden Karfreitag. Es zählt die Gemeinschaft. Bei uns ist es egal, wie neu oder alt ein Auto ist. In unserem Club zählt der Mensch.“ Klingt vernünftig und überzeugend. 150 Mitglieder machen die „Ruhrpottlöwen“ aus. Sie wollen am Car-Freitag andere Tuning-Fans treffen und gucken, was die so Neues an ihren Autos haben. „Es muss nicht laut zugehen und unerlaubte Teile bauen wir auch nicht ein“, ergänzt Kollege Armin Gorniak aus Dortmund.

Die „Löwen“ legen eher Wert auf die Details. Etwa auf schmucke Chromfelgen. Vier Stück können schon mal 2000 Euro kosten. Ein dezenter Spoiler oder, gerade besonders angesagt, die mit Spezialfolien bearbeiteten Einzelteile im Cockpit, der Meter für 45 Euro. Sieht edel aus. Und darf nicht glänzen. „Matt ist in“, so Sebastian Finke. „Das ist hier wie eine Modenschau. Jeder zeigt hier, was so geht. Die neusten Trends eben.“ Und er stellt klar: „Alles was an den Autos dran- oder eingebaut ist, muss sicher sein.“ Von denen, die auf dem Platz Randale machen, halten die „Ruhrpottlöwen“ nicht viel. Finke sagt: „Aber die gibt’s immer und überall. Es sind meist einzelne Leute, die hier auffallen müssen. Wir wollen keinen Krach und kein Reifenquietschen.“

Polizei ist vor Ort und kontrolliert

Der Platz füllt sich, „deshalb sind wir auch schon seit acht Uhr hier. Sonst kriegen wir keine Stellfläche mehr“, sagen die „Ruhrpottlöwen“. Je später der Nachmittag, umso voller wird’s am Dückerweg. Fans aus den Niederlanden, aus Belgien und aus NRW sowieso kommen über die A 40 angerauscht.

„Wir haben nichts gegen die Tuning-Freunde“, so Polizeihauptkommissar Friedhelm Gropp. „Auf die haben wir’s nicht abgesehen. Es geht um die, die unerlaubte Fahrzeugteile eingebaut haben, die nicht in der Verkehrserlaubnis aufgeführt sind.“ Und um die, die Höllenlärm machen. Und um die, die Alkohol oder Drogen konsumiert haben und fahren. Polizeisprecher Axel Pütter: „Früher haben uns die Anwohnern gerufen. Diesmal sind wir von vornherein hier.“